Kommentar zum Flugzeugabschuss über KasachstanPutin entschuldigt sich – weil er diesmal wirklich musste
Der russische Präsident hat nicht mehr viele Freunde. Diese muss er pflegen, wenn er sie nicht auch noch verlieren möchte.
Die Entschuldigung Wladimir Putins beim aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew für den Abschuss des Flugzeugs der Azerbaijan Airlines kommt nicht überraschend. Gewiss, wäre über Russland eine englische oder eine US-amerikanische Passagiermaschine abgeschossen worden, hätten ihre Regierungen und die Hinterbliebenen wohl vergeblich auf eine Entschuldigung gewartet. Bis heute leugnet Moskau seine Verantwortung für den Abschuss des malaysischen Verkehrsflugzeugs MH17 im Juli 2014 durch russische Soldaten.
Doch im heutigen Fall liegt die Sache für Putin anders. Aserbaidschan und noch mehr Kasachstan, von wo ebenfalls Bürger unter den Opfern waren und wo das abgeschossene Flugzeug schliesslich abstürzte, gehören zu den wenigen Alliierten, die Putin überhaupt noch hat. Einen Affront wie gegenüber der aus Putins Sicht westlichen Feindesfront konnte sich selbst der sonst als Diktator regierende Kremlchef nicht leisten.
So betonen zwei Kreml-Meldungen nicht nur, dass Putin selbst die Präsidenten Aserbaidschans und Kasachstans angerufen hat, dass Putin sich etwa beim aserbaidschanischen Staatsoberhaupt Ilham Alijew «entschuldigt» und sein «tiefes und ehrliches Mitgefühl» ausgedrückt habe. Sondern auch, dass tatsächlich ukrainische Drohnen angriffen und die russische Luftabwehr zum Zeitpunkt des Absturzes aktiv war. Dies waren für Massstäbe Moskaus schon erstaunliche Eingeständnisse; an der Tatsache des Abschusses zweifelt danach wohl niemand mehr.
Eine unabhängige internationale Untersuchung des Abschusses, wie sie etwa die EU fordert, wird es nicht geben, immerhin aber eine Untersuchung, an der nicht nur Experten Russlands, sondern auch solche Aserbaidschans, Kasachstans und Brasiliens (als des Herstellerlandes der abgeschossenen Embraer-Passagiermaschine) beteiligt sind. Gleichwohl wird die Untersuchung in wesentlichen Teilen vom russischen Ermittlerkomitee geführt, könnten für Moskau peinliche Einzelheiten unter den Tisch gekehrt werden.
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