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Kolumne «Fast verliebt»
Die Unzufriedenheit mit dem männlichen Geschlecht

Beziehungskolumnistin Claudia Schumacher findet, dass Männer kein Erziehungsprojekt sein sollten.
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Manchmal, wenn ich mit anderen Frauen zusammensitze und das Gespräch kommt auf die Männer, könnte man meinen, wir seien Erzieherinnen im Kindergarten: «Er sortiert die Wäsche immer noch falsch, aber wir arbeiten dran» — so die optimistischen Wortbeiträge. Andere raufen sich die Haare, «weil er es einfach nicht checkt», weil sie «alles alleine» machen muss.

Käme ein Ausserirdischer dazu, der durch so ein Gespräch das Konzept Mann verstehen müsste, könnte er meinen: eine Plage. Männer sind faul, dumm, verteilen aus unerfindlichen Gründen ihre Espressotassen im Haus. Mysteriöserweise sind die Frauen in dieser Gleichung sowohl die Ausgebeuteten als auch die Überlegenen. Denn sie sind die Erwachsenen, sie können den Mann erziehen und mit Glück zu etwas machen, das man gerade so durchgehen lassen kann.

Das unzureichende männliche Geschlecht

Einen Teil der Beschwerdelage verstehe ich. Statistisch gesehen entfällt der Grossteil der Hausarbeit und familiären Fürsorge auf Frauen, während Männer es oft normal finden, vor allem für ihren Job verantwortlich zu sein – und dabei vergessen, dass ihre Partnerinnen auch einen haben. Aber was ist, wenn das grundlegende weibliche Misstrauen gegen Männer bereits dann einsetzt, wenn diese noch gar nicht geboren sind?

Eine schwangere Arbeitskollegin eröffnete mir neulich mit einer Stimme, die fast schuldbewusst klang, dass es ein Junge werde. Sie lese bereits verschiedene feministische Bücher, die sich darum drehten, wie man einen Jungen zu einem halbwegs «okayen» Mann erziehe.

Liegt dem nicht die Prämisse zugrunde, dass die eigentlich überhaupt nicht okay sind, die Typen?

Eine Psychologin erzählte mir, dass sie es oft mit jungen Frauen zu tun habe, die den Mann in Liebesbeziehungen zum Gestaltungsprojekt machten. Sie schüttelte den Kopf und lachte. «Man kann sich auch einen Mann suchen, der passt», meinte sie. Ein extremes Beispiel für die weibliche Begierde, einen Mann zu wählen, den man rundum erneuern muss, hörte ich neulich im Podcast «Die Sache mit der Liebe». Eine Frau bat um Rat, denn sie ziehe es in Erwägung, sich auf einen adipösen Mann einzulassen. Nur finde sie Übergewicht unattraktiv, problematisch und ja, auch krank — ob sie ihm das vielleicht sagen könne?

Noch vor dem ersten Date, Chapeau. So viel Anmassung erfordert Mut.

Ein Teil der weiblichen Unzufriedenheit mit dem männlichen Geschlecht lässt sich durch die ungerechte Lebensrealität im Patriarchat erklären. Aber was ist der andere Teil der Wahrheit: ein Wunsch nach Überlegenheit? Suchen Frauen – vielleicht als Ausgleich zu ihrer physischen Unterlegenheit – mitunter eine Art psychologische Dominanz über den Mann? Ist das ein verqueres Streben nach Sicherheit?

Wie auch immer: Wir sollten es besser sein lassen.