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Kolumne Fast verliebt
Ist er ein Feminist – oder doch nur eine Lusche?

«Nicht alles, was nicht toxisch männlich ist, ist automatisch feministisch», schreibt Claudia Schumacher.
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Eine meiner Freundinnen lernte einen Mann kennen, der ein wenig an den Popstar Harry Styles erinnerte: durchaus männlich, solide behaart und nicht ohne Muskeln, aber ohne Angst vor seiner eigenen femininen Seite. Der Partner meiner Freundin wirkte weich, einfühlsam, er verstand sich selbst als Feminist. Womit das Phantasma vom perfekten Mann für einige meiner Freundinnen wohl beschrieben wäre. Jackpot!

«Jaja, warts ab», sagte mal ein älterer Kollege zu mir: «Ihr Feministinnen sagt zwar, ihr wollt Gleichberechtigung, aber wenn ein Mann zu Hause den Haushalt macht und die Windeln wechselt, findet ihr das schon bald gar nicht mehr sexy.»

Es ist eine weitverbreitete Ansicht, vor allem bei Konservativen: Frauen schreien Feminismus, aber dann lesen sie so Zeug wie «Fifty Shades of Grey», weil sie insgeheim danach lechzen, dass man ihnen den Hintern versohlt und zeigt, wo es langgeht. Die armen Männer, heisst es dann: Frauen wissen einfach nicht, was sie wollen.

Feminismus war nicht der Trennungsgrund

Was soll ich dazu sagen? Tatsächlich ist meine Freundin nicht mehr mit ihrem Traumtypen zusammen. Allerdings halte ich die Sache für ein bisschen komplexer. Aus meiner Sicht war der Trennungsgrund nicht, dass der Mann ein Feminist war – sondern vielmehr, dass er am Ende des Tages eben doch keiner war.

Ja, er wollte seine Freundin nicht besitzen, rumschubsen oder sie von sich abhängig machen – stattdessen machte er sich selbst vollkommen abhängig von ihr, wie ein Baby. Ohne ihre Aufforderung setzte er sich gar nicht mehr in Bewegung. Sein Gefühlsleben konnte er nur im Gespräch mit ihr regulieren. Als sie sich trennte, heulte er und machte ihr Vorwürfe, aber kämpfte nicht um sie. Sie weiss, dass sie ihn jederzeit zurückhaben kann. Aber nur, wenn sie – wie immer – selbst die Initiative ergreift.

Vielleicht brauchen wir zur Sicherheit eine Begriffsklärung: Was ist ein Feminist?

Ein Mann, der sich freut, dass er im Restaurant nicht zahlen muss? Ein Mann, der unter «Ich umarme meine weibliche Seite» versteht, dass er ständig unsicher ist, Bestätigung braucht und keine Entscheidung allein treffen kann? Einer, der den ganzen Tag in seinen Gefühlen rumpult und nichts auf die Kette kriegt? Einer, dessen Eltern in sein Liebesleben reinreden dürfen?

Beim Partner meiner Freundin traf leider einiges davon zu. Aber nicht alles, was nicht toxisch männlich ist, ist automatisch feministisch. Ein Synonym für Feminismus ist Emanzipation. Ein feministischer Mensch ist eigenständig und erwachsen. Er übernimmt Verantwortung und macht sich stark: für sich und für andere.

Ein Mann hingegen, der sich von seiner Frau durchs Leben schleifen lässt, der immer nur passiv ist und auf die Ansagen der Frau wartet: So einer ist weder feministisch noch sexy.