Zum Schlossknacker gewordenWarum Koffer-Schlösser nicht sehr sicher sind
Mit Lampe und Stift in wenigen Minuten zum Ziel: Unser Autor kann jetzt Zahlenschlösser knacken – und hat dabei eine wichtige Lektion gelernt.

Immerhin ist es nicht auf einer Reise passiert. Trotzdem ist der Frust gross, dass der brandneue Koffer sich nicht mehr schliessen lässt, weil das eine Schloss klemmt.
Als vermeintlicher Kofferexperte (Lohnt sich ein teurer Rimowa-Koffer?) im Freundeskreis werde ich um einen letzten Rat gebeten, ehe der Koffer zurückgeschickt würde.
Tatsächlich klemmt das Zahlenschloss – oder genauer der Knopf. Schnell stellt sich heraus, es ist kein Defekt. Das Schloss ist nur verriegelt. Beim Versuch, einen persönlichen Code einzustellen, muss etwas schiefgelaufen sein.
Google liefert Lösung zum Koffer-Malheur
Also wild alle möglichen Kombinationen ober- und unterhalb der Wunschkombination durchprobiert. Keine Chance. Schlüsseldienst wäre eine Option – oder Google.
Die Suchmaschine liefert prompt die Lösung in Form eines Youtube-Videos. Dort wird erklärt, wie man TSA-Schlösser (so heissen die nämlich) knackt.
Man braucht nur eine Taschenlampe (die im Handy geht auch), einen Kugelschreiber und etwas Geduld. In den Ritzen des Schlosses sieht man nämlich etwas funkeln, wenn man den Lichtstrahl genau drauf richtet. Nun dreht man so lange das Rädchen, bis das Funkeln weg ist. Dann fünf Zahlen weiter und das erste Rädchen ist geschafft.
Weiter zum zweiten und dritten Rädchen. Und siehe da. Keine fünf Minuten später ist das Schloss geknackt! Was für ein Triumph! Einer glamourösen Karriere als Gentleman-Dieb, der von Diamentenausstellung zu Diamentenausstellung reist, steht nichts mehr im Weg.
Es geht auch einfacher
Doch die Freude währt nur so lange, bis jemand anmerkt, den Aufwand hätte man sich sparen können, wenn man sich gleich TSA-Schlüssel gekauft hätte. Was!?!
Ja. Mit einer weiteren Google-Suche findet man etwa bei Amazon unzählige Angebote. Es stellt sich raus, auf die Schlösser an Koffern sollte man sich nicht zu viel einbilden.

Und es zeigt sich einmal mehr, dass Hintertüren in Software (zum Beispiel verschlüsselten Messenger-Apps) wie in Hardware am Ende die Sicherheit von allen reduzieren.
Schlüssel statt knobeln
Die eigentlich gute Idee dieser TSA-Schlösser war es mal, dass Zollbeamten etwa am Flughafen verschlossene Koffer öffnen können, ohne sie aufzubrechen.
Aber inzwischen können das halt nicht nur Zollbeamte. Man weiss nie, wer sonst noch einen Schlüssel hat.
Ich zum Beispiel habe demnächst auch einen. Nicht auszudenken, wenn auf der nächsten Reise ein Koffer zuschnappt, nur weil die Kinder etwas zu wild am Schloss rumexperimentiert haben – und wenn mein Trick mit der Taschenlampe am Ende nur Anfängerglück war.
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