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Meinung

Gastbeitrag zur Gentechnik
Keine undeklarierte Gentechnik auf unseren Tellern

«Es muss weiterhin deklariert werden, wenn Gentechnik im Spiel ist», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung Konsumentenschutz.
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Die Haltung der Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber Gentechnik hat sich in den letzten dreissig Jahren kaum verändert: Sie lehnen Gentechnik deutlich ab. Und das, obwohl sich die Gentechindustrie seit langem intensiv darum bemüht, die Akzeptanz zu steigern. Nun schöpfen die Gentechkonzerne dank der neuen Gentechnikmethoden Hoffnung: Sie versuchen, der Politik und der Öffentlichkeit weiszumachen, dass es sich bei Methoden wie der sogenannten Genschere gar nicht um Gentechnik handle, diese risikofrei und somit vom Gentechnikgesetz auszunehmen seien. Das ist ein geschickter Schachzug, entspricht aber nicht der Realität: Denn die Risiken dieser Produkte für Menschen und Umwelt sind genauso unerforscht wie bei herkömmlicher Gentechnik. 

Also versuchen es die Gentechkonzerne mit der Behauptung, die neuen Gentechprodukte böten einen Mehrwert für Konsumentinnen und Konsumenten. Doch sind Champignons, deren Schnittfläche weniger rasch verfärben, ein verlockender Gewinn? Sind schädlingsresistente Auberginen der grosse Durchbruch? Vermindern wir dank der neuen Gentechniken wirklich die Pestizidanwendungen in der Landwirtschaft? Ich setzte bewusst Fragezeichen, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass den grossen Versprechungen wenig Konkretes folgt. Und dass diejenigen, die mit Produkten Geld verdienen, die Risiken gerne kleinreden.

Was nicht verhandelbar ist: Der Anspruch der Konsumentinnen und Konsumenten auf Transparenz und Wahlfreiheit.

Nicht die Beteuerungen der Industrie zählen am Ende des Tages, sondern die Frage, ob wir bereit sind, Risiken einzugehen, um den Konzernen den Weg für ihre neuen Gentechprodukte frei zu machen. Wenn Pflanzen, die mit den neuen Gentechniken verändert wurden, unkontrolliert ausgebracht werden können, wird es nicht mehr möglich sein, bisherige (Bio-)Kulturen gentechfrei zu halten. Diese Diskussion müssen wir führen. Die Schweiz muss entscheiden, wie es mit dem Gentechmoratorium weitergeht, das 2025 ausläuft. Auch in der EU stehen wichtige Entscheidungen an. 

Was für mich nicht verhandelbar ist: der Anspruch der Konsumentinnen und Konsumenten auf Transparenz und Wahlfreiheit. Es muss weiterhin deklariert werden, wenn Gentechnik im Spiel ist. Mit dem Trick, die neuen Gentechniken nicht als gentechnische Verfahren einzustufen und damit die Regulierung als Gentechnik zu umgehen, geht man ein grosses Risiko ein – nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Konsumentinnen und Konsumenten und die Landwirtschaft. Und man läuft Gefahr, das grösste Kapital der Schweizer Landwirtschaft zu verspielen – das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten.

Sara Stalder ist Geschäftsleiterin der Stiftung Konsumentenschutz