Kein NLA-Tischtennis mehrWädenswil zieht sich aus der höchsten Liga zurück
Der Tischtennisclub Wädenswil meldet sein Frauenteam aus der NLA ab. Er ist nicht der einzige Verein, den die neu geschaffene Swiss Table Tennis League abschreckt.
Zu viele Auflagen und der falsche Modus: Die neue Swiss Table Tennis League (STTL), mit einheitlichem Look, Live-Streaming aller Partien und neuem Spielsystem, erweist sich bereits vor dem Start als kontraproduktiv – zumindest für das Frauen-Tischtennis. So hat der TTC Wädenswil beschlossen, sein Team aus der höchsten Spielklasse abzumelden. Auch Münsingen hat kein Interesse mehr. Die Professionalisierung der früheren Nationalliga A wollen aktuell nur vier Clubs mitmachen.
«Gemäss unserer jetzigen Information hätten wir zum Beispiel immer einen Matchleiter stellen sollen», erklärt TTCW-Präsident Marco Marcarini. Es hätte die Live-Kamera bedient werden müssen, die der Club mieten sollte. Es wäre das Live-Score zu bedienen gewesen. Und der Verein hätte für die Spiele einen roten Taraflex-Belag verlegen und neue T-Shirts mit dem Logo der Liga-Sponsoren drucken müssen. «Und das dafür, dass am Match ich da bin und einige wenige Zuschauer», so Marcarini.
Zuletzt wenige Damen und wenig Erfolg
Zudem war die Equipe zuletzt mässig erfolgreich. Es fehlte eine starke Nummer 1 – man hätte sie gegen Geld zukaufen müssen. Diese Saison konnten die Wädenswilerinnen, nach der Qualifikation auf Rang 5 unter sechs Teams, wegen Verletzungspechs sogar zweimal bloss zu zweit statt zu dritt antreten.
Wer hätte weiter in der STTL mitspielen wollen? «Vor allem Ilvi Ulrich und ich», sagt Captain Mo Förstel. Die beiden suchen sich nun Plätze in anderen Vereinen. In der NLB und der 1. Liga will der TTCW weiter Teams stellen.
Aber Präsident Marcarini erwähnt einen zweiten Grund, weshalb ein Frauen-NLA-Team in Wädenswil nicht mehr den gleichen Sinn macht wie auch schon: Die Spielerinnen trainieren nicht im Verein, sondern reisen nur zu den Matches an. «Am Mittwoch füllt das Erwachsenen-Training eine Doppelhalle. Aber viele könnten keinen Namen einer Spielerin aufzählen.» Auch in anderen Clubs ist die Zahl der Spielerinnen so klein, dass nur dank auswärtiger Verstärkung eine Auswahl gestellt werden kann.
Schluss nach 15 NLA-Saisons
Und so endet in Wädenswil die Tradition des hochklassigen Frauen-Tischtennis. Nach der Einführung eines Frauen-Trainings und einem Boom im Nachwuchs stieg die Equipe 2005 in die NLA auf, 2008 und 2013 gewann sie den Meistertitel (das zweite Mal am grünen Tisch). Für Wädenswil liefen die Nationalspielerinnen Rachel Moret und Rahel Aschwanden auf, nach dem Abstieg von 2014 glückte 2017 und 2020 nochmals der Sprung ins Oberhaus. Nach 15 Saisons in der NLA ist nun aber Schluss.
Ausser die STTL ändert noch zahlreiche Dinge. «Ich weiss zum Beispiel nicht, ob das neue Spielsystem attraktiv ist», sagt Marco Marcarini kritisch. So werden in der STTL neu nicht mehr neun Einzel und ein Doppel ausgetragen, sondern nur noch vier Einzel und ein Doppel. Die Spielerinnen auf den Positionen 2 und 3 stehen so nur noch für ein Einzel sowie ein Doppel am Tisch. Es ist ein Modus gemacht für einen Profibetrieb, ausgerichtet auf wenig Belastung. Aber keiner für die Schweizer Frauen-Szene.
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