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Meinung

Katja Frühs Berufswahl
Bäckerin! Bardame! Oder doch Adelsexpertin?

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Für das nächste Leben, also falls ich wiedergeboren werden sollte und das hoffentlich nicht als VW oder Murmeltier, habe ich mir schon eine Reihe von Berufen ausgedacht, in denen ich glücklich sein könnte. Voilà:

Bäckerin mit eigener, kleiner Bäckerei in einem freundlichen Quartier. Ich kenne meine Kunden und kenne ihr Leben. Bei mir wird geklatscht, wenn man ihn so nennen will, diesen allmorgendlichen Austausch, der beim Brotkaufen manchmal leichter fällt als in der Familie.

Bardame in einer leicht anrüchigen Bar. Ich bin auch anrüchig gekleidet, was ich geniesse. Ich werde angemacht, was ich nicht geniesse, Männer halt, ich bin aber so frech und selbstbewusst, dass diese Männer beginnen zu jammern und zu beichten, manchmal fliessen Tränen in ihren Drink. Dann braucht es mich, nicht nur für den nächsten Negroni.

Adelsexpertin. Das muss doch wunderbar sein. Den ganzen Tag «Yellow Press» lesen, sich bei Königs daheim fühlen, jedes Detail studieren – hat der König Schnupfen, trägt Camilla die gleichen Schuhe wie gestern? –, um dann im Fernsehen ein wissenschaftliches Gesicht aufzusetzen und haarklein über das mir Aufgefallene zu berichten.

Parfümerieverkäuferin. So etwa könnte man sich doch den Himmel vorstellen. Alles ist fein, klein, aus Glas oder Gold, duftet und glitzert. Nichts beschwert dein Herz, es geht um nichts ausser vielleicht um deine Haut und um die 500-Franken-Creme, die die Kundin aus deiner Sicht unbedingt braucht.

Landärztin. Eine Hausärztin auf dem Land mit eigener Praxis, davon handeln viele Soaps, weil das ein Sehnsuchtsstoff ist, dieses beschauliche Leben gemischt mit den Patienten, die immer geheilt werden, sodass die Ärztin sich abends mit Liebesdingen beschäftigen kann, befriedigt, weil sie so vielen Menschen helfen konnte.

Schuhdesignerin. Die Schuhe, die du begehrst, einfach selbst machen, in einem kleinen Atelier, vielleicht noch zwei Assistenten, um nicht zu vereinsamen und Feedback zu bekommen.

Psychiaterin. Steht eigentlich an oberster Stelle, aber mir fallen dazu keine Klischees ein. Es hätte mich einfach interessiert, in die Seelen der Menschen zu schauen, was gibt es Spannenderes?

Denn mir fällt auf: In all meinen lächerlichen Illusionen, die ich von meinen Wunschberufen habe, geht es immer um die Menschen und dass ich mit ihnen in Kontakt sein will. Und ausgerechnet ich wähle mir den einsamsten aller Jobs aus: das Schreiben.

Nun ja, im nächsten Leben werde ich vorsichtiger sein.