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Analyse der Kantonalwahlen
Die SP wechselt von den Verlierern zu den Gewinnern – und die SVP räumt ab

Cédric Wermuth und Mattea Meyer, Co-Präsidenten der SP, im Bundeshaus in Bern.
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In Kürze:
  • Die SP steigert ihren Wähleranteil in Neuenburg und im Wallis stark.
  • Die FDP kann mit ihrem schärferen Kurs nicht punkten. Im Gegenteil.
  • Die SVP räumt fast überall ab und ist die grosse Siegerin in den kantonalen Wahlen.
  • Die Grünen und die Grünliberalen müssen herbe Niederlagen einstecken.

Gleich drei Kantone haben im März ihr Parlament gewählt – das Wallis, Solothurn und gestern Neuenburg. Es sind die ersten Wahlen seit dem Amtsantritt von Donald Trump und der durch ihn ausgelösten weltpolitischen Zeitenwende. Hat dies auch Auswirkungen auf das Abschneiden der Schweizer Parteien? Und muss die Mitte für ihren Knorz bei der Bundesratskandidatensuche büssen?

Vorab kurz zur Mitte. Ihr scheint die Kür ihres neuen Bundesrats weder sonderlich zu nützen noch zu schaden. Zwar hat sie in Neuenburg ein Fünftel ihrer Wählerschaft verloren, indem ihr Anteil von 4 auf 3,2 Prozent schrumpfte. Aber in Solothurn legte sie leicht zu. Und im Wallis gelang ihr gar ein grösserer Erfolg, indem sie sich von 38,2 auf 40,3 Prozent steigern konnte. Dies dürfte aber weniger auf Martin Pfister und Markus Ritter zurückzuführen sein als auf Franziska Biner, die in den gleichzeitig stattfindenden Regierungswahlen triumphierte. Sie schaffte als neu Kandidierende gleich das beste Resultat und hat damit wohl auch ihre Partei bei den Parlamentswahlen beflügelt.

Der Sieg im Wallis wirkt sich auch massgeblich auf die Gesamtbilanz der Mitte aus. Rechnet man alle kantonalen Gewinne und Verluste seit den letzten nationalen Wahlen vom Herbst 2023 gegeneinander auf, gehört sie knapp zu den Gewinnern.

Wir haben die Gesamtperformance für alle grösseren Parteien errechnet. Dabei gewichteten wir die gewonnenen und verlorenen Wähleranteile nach der Grösse des Kantons (Einwohnerzahl). Denn nicht jeder Kanton ist aus nationaler Perspektive gleich bedeutend. Ein Wählerprozent im Aargau wiegt 19-mal so schwer wie ein solches in Uri. Über alle Kantone ergibt sich folgendes Bild:

Grosse Siegerin ist die SVP. Sie vermochte sich durchschnittlich um eindrückliche 3,3 Prozentpunkte zu steigern. Dahinter folgt überraschend die SP, die im letzten Herbst noch auf der Verliererseite stand. Jetzt hat sie aber zu den Gewinnern gewechselt – und dies gleich deutlich. Die Freisinnigen hingegen verlieren 1,1 Prozentpunkte und die Grünen gar 1,6. Die Grünliberalen kommen etwas glimpflicher davon.

Die SP schafft die Trendwende mit den Wahlen in Neuenburg und im Wallis. Dort konnte sie ihren Wähleranteil gleich um 5,5 respektive 3,2 Prozentpunkte steigern. Bis Ende letzten Jahres musste sie vor allem Niederlagen verkraften – etwa in Basel-Stadt, Schwyz und Uri.

Jetzt sieht es danach aus, als könnte die SP das Ruder herumreissen. Den Grund dafür sie SP-Co-Präsident Cédric Wermuth unter anderem darin, «dass wir klar Haltung zeigen gegen Trump, Musk und den Neofaschismus weltweit». Ob dies nachhaltig ist, werden allerdings erst die nächsten Wahlen zeigen. Diese finden im Oktober im Jura statt.

Deutlich schlechter als der SVP und der SP läuft es der FDP. Sie hat acht der zehn kantonalen Ausmarchungen verloren. In Uri, St. Gallen und Solothurn brach sie gar um mehr als 2 Prozentpunkte ein. Ein Hoffnungsschimmer waren die – überschaubaren – Gewinne im Aargau und in Schaffhausen vom letzten Herbst. Diese bestärkten die Freisinnigen darin, dass sich ihr schärferer Kurs auszahlt, den Parteipräsident Thierry Burkart und der neue Generalsekretär Jonas Projer eingeschlagen hatten.

Und jetzt das: minus 1,6 Prozentpunkte im Wallis, minus 2,2 Prozentpunkte in Solothurn und minus 1,7 Prozentpunkte in Neuenburg. Es scheint, als komme der plakativere und härtere Kurs doch nicht so gut an – vor allem nicht in Kantonen, wo sich der Freisinn bislang als politisch breit abgestützte Volkspartei verstanden hat. Etwa in Neuenburg und Solothurn, wo den Freisinnigen auch soziale, ökologische und gesellschaftliche Themen wichtig sind.

Noch gravierender ist die Schadensbilanz der Grünen. Sie haben am Sonntag in Neuenburg 3,6 Prozentpunkte verloren. Schlecht lief es für sie auch in den Kantonen Wallis, Aargau, Schaffhausen und Thurgau, wo sie überall deutlich mehr als 2 Prozentpunkte abgeben mussten. Angesichts der steigenden Sorgen um die Sicherheit und die Wirtschaft ist das nach wie vor ungelöste Problem des Klimawandels in den Hintergrund geraten. Einzig im kleinen Uri vermochten die Grünen vor einem Jahr noch markant zuzulegen.

Auch die Grünliberalen leiden darunter, dass Grün politisch nicht mehr in Mode ist. Das hat sich am Sonntag in Neuenburg einmal mehr gezeigt. 2,7 Prozentpunkte hat die GLP dort verloren, ein Drittel ihrer Wählerschaft. Heftig war auch der Verlust vor zwei Wochen in Solothurn, wo die Partei 1,8 Prozentpunkte abgeben musste. Dies passt in die mehrheitlich negative Bilanz, die lediglich in Uri richtig durchbrochen werden konnte. Uri ist aber ein Sonderfall. Bei den Kantonsratswahlen 2020 gab es nämlich dort noch gar keine GLP. Sie kandidierte vor einem Jahr zum ersten Mal und erreichte auf Anhieb einen Wähleranteil von 8,6 Prozent.

Solche Freuden sind der SVP häufiger vergönnt. Sie konnte in neun von zehn Kantonen zulegen. In Schwyz steigerte sie sich gar um mehr als 5 Prozentpunkte. Nicht viel weniger gewann sie in St. Gallen und Solothurn. Einzig in Uri musste die Volkspartei einen kleinen Verlust von 1 Prozentpunkt einstecken. Dies fällt aber aufgrund der geringen Grösse des Zentralschweizer Kantons kaum ins Gewicht und vermag den überragenden Sieg der SVP nicht zu trüben.