Seepolizei in OberriedenKanton will Seepolizei-Posten trotz Kritik für 33 Millionen umbauen
Dachbegrünung, Fotovoltaik, Seeuferweg: Der Kanton stellt viele Anforderungen an die neue Seepolizei. Der Bezug des neuen Gebäudes ist auf 2028 geplant.
Eigentlich sollte der Seepolizei-Posten Oberrieden bereits seit vier Jahren in neuem Glanz erstrahlen. So sah es das Vorprojekt des Kantons aus dem Jahr 2015 vor. Doch die Kosten von 10 Millionen Franken sowie eine Tiefgarage liessen die Sanierungspläne im Kantonsrat scheitern.
Im letzten Jahr nahm der Regierungsrat einen neuen Anlauf und bewilligte einen Kredit von 830’000 Franken für einen Projektwettbewerb. Im Vergleich zum ersten Projektentwurf soll nur noch das «betrieblich notwendige Minimum» an Räumen und Parkplätzen geplant werden. Dennoch veranschlagte der Regierungsrat 33 Millionen Franken für die Sanierung – und erntete erneut heftige Kritik.
Während die politische Diskussion noch läuft, hat der Kanton diesen Projektwettbewerb ausgeschrieben. Gefordert wird darin ein sogenanntes Leuchtturmprojekt. Was das genau sein soll, will die ausschreibende Baudirektion auf Nachfrage nicht erläutern, ausser dass «innovative Antworten auf die Fragestellungen» erwartet werden.
Seeuferweg ja, Tiefgarage nein
Diese Anforderungen sind vielfältig. Eine Tiefgarage wird im Projektauftrag beispielsweise explizit verboten. Die Parkplätze müssten oberirdisch gebaut werden, heisst es. Damit zieht der Kanton Lehren aus dem gescheiterten ersten Projekt.
Weiter muss bei der Planung ein öffentlicher Seeuferweg von mindestens zwei Metern Breite berücksichtigt werden. Der Weg verläuft gemäss Skizzen auf der Seite der Seestrasse um das Gebäude der Seepolizei herum auf deren Grundstück.
Zudem muss die Nutzfläche des Gebäudes um 35 Prozent erhöht werden, da die vorhandenen Flächen den heutigen Bedürfnissen nicht mehr gewachsen sind. Insbesondere fehlen Garagen für Wasser- und Strassenfahrzeuge. Das Gebäude soll dabei aber grösstmöglich erhalten und der Grundriss nicht gross verändert werden.
Dazu kommen technische Anlagen, die bereits früher kommuniziert wurden. So müssen unter anderem eine grosse Aussenkrananlage, eine Krananlage innerhalb der Werft, eine Bootshebeanlage in der Bootshalle und eine Notfalllandestelle auf dem Dach erstellt werden.
Fokus auf Nachhaltigkeit
Daneben stellt der Kanton auch eine Reihe Anforderungen bezüglich Nachhaltigkeit. «Das Projekt soll energieeffizient, ressourcen- und klimaschonend erstellt und betrieben werden.» So soll beispielsweise die graue Energie – die Energie für Herstellung, Transport oder Entsorgung – minimiert und sollen gebrauchte Bauteile eingebaut werden.
Ferner soll der neue Stützpunkt fossilfrei betrieben werden. Statt der heutigen Ölheizung sei eine Wärmepumpe anzustreben, die Seewasser oder Erdsonden nutzt. Auf dem Dach des Polizeigebäudes möchte der Kanton neben dem umstrittenen Helipad Pflanzen sowie Fotovoltaikanlagen. Beides könne auch an Fassaden angebracht werden, heisst es im Beschrieb.
Bauzeiten stark eingeschränkt
Erstmals gibt es für die Sanierung auch einen Zeitplan. Nach dem Entscheid für das Siegerprojekt Ende dieses Jahres ist die Realisierung ab 2026 angedacht. Diese dürfte zweieinhalb Jahre dauern. Während dieser Zeit wird der Betrieb von Polizei und Schifffahrtskontrolle in ein Provisorium gleich neben oder gegenüber des heutigen Standorts verlegt. Geplanter Bezugstermin für das sanierte Gebäude ist 2028.
Die Bauarbeiten stellen die Planer jedoch vor eine weitere Herausforderung. So dürfen von März bis Juli zum Schutz der Brutvögel keine lärmigen Arbeiten ausgeführt werden. Während mehrerer Monate sind zudem keine Arbeiten im Wasser erlaubt.
Müssen Anwohnende in den verbleibenden Monaten daher mit einer 24-Stunden-Baustelle rechnen? Nein, teilt die Baudirektion auf Anfrage mit. «Die Arbeiten werden zu normalen Zeiten durchgeführt.» Die Einschränkungen durch die Schonzeit seien bereits einberechnet.
Wie viele Architekturbüros sich angesichts der vielen Anforderungen überhaupt der Aufgabe stellen wollen, gibt der Kanton mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht bekannt.
Verzögerungen möglich
Ob der Zeitplan des Kantons überhaupt eingehalten werden kann, ist aber unklar. Denn wie eingangs erwähnt, ist das Sanierungsprojekt umstritten. Dabei geht es nicht nur um die Kosten von 33 Millionen Franken, an denen der Kanton im Projektwettbewerb festhält. Streitpunkt ist auch, dass die Regierung die Kosten als gebunden bewilligt hat. Das bedeutet, dass sie sie in eigener Kompetenz beschliessen kann und sie nicht dem Parlament vorlegen muss.
Deshalb hat der Kantonsrat im Januar einen Vorstoss überwiesen. Darin muss der Regierungsrat detailliert aufzeigen, welche neuen Anlagen in Oberrieden vorgesehen sind und warum die Seepolizei darauf angewiesen ist. Schliesslich muss der Regierungsrat auch darlegen, welche Ausgaben gebunden sind. Dafür hat er bis Anfang nächstes Jahr Zeit.
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