Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Umarmung mit Lukaschenko
Jovialer Fasel sorgt für Entrüstung

Eine herzliche Begrüssung: Weissrusslands umstrittener Machthaber Alexander Lukaschenko (links) und IIHF-Präsident René Fasel.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

In Zeiten, da Umarmungen wegen des Coronavirus verpönt sind, sorgt eine solche nun für grosse Empörung. Und das nicht primär, weil die beiden Männer die Abstandsregeln missachteten und auch keine Masken trugen. Eishockey-Weltverbandspräsident René Fasel weilt derzeit in Minsk, um mit Präsident Alexander Lukaschenko die Durchführbarkeit der WM zu besprechen, die vom 22. Mai bis 6. Juni gemeinsam mit Riga geplant ist. Und Lukaschenko nutzte den Termin, um Fasel zur Begrüssung herzlich an sich zu drücken, öffentlichkeitswirksam gefilmt von TV-Kameras.

Seit der Präsidentschaftswahl vom August und deren umstrittenem Ausgang – Lukaschenko liess sich mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären – ist Weissrussland geprägt von politischen Protesten, die der Machthaber mit brutaler Härte niederschlagen lässt. Die Gewaltspirale dreht sich immer weiter, über 30’000 Menschen wurden in den vergangenen Monaten festgenommen, es gab Hunderte Verletzte und auch Tote. Angesichts davon ist es nicht nur wegen des Coronavirus und sicherheitstechnisch, sondern vor allem auch ethisch höchst umstritten, die Eishockey-WM in Minsk stattfinden zu lassen. Selbst Co-Ausrichter Lettland hat sich davon distanziert.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Falls Lettland verzichte, werde man die WM halt im Alleingang ausrichten, liess Lukaschenko Fasel bei ihrem Treffen wissen. 2014 fand das Turnier ja schon in zwei Stadien in Minsk statt. Die Infrastruktur und das Geld stellen offenbar keine Probleme dar. Für Lukaschenko ist das Turnier ein PR-Vehikel, um zu demonstrieren, dass alles funktioniere im Land. In Weissrussland lasse man nicht zu, dass Regierungsgebäude gestürmt würden, sagte er beim Treffen mit Fasel, ein Seitenhieb Richtung USA und den Sturm aufs Capitol in Washington. Fasel ist mit einer Delegation des Weltverbands nach Minsk gereist, die Gespräche werden am Dienstag fortgesetzt.

Die Umarmung mit Lukaschenko wird ihm als Schulterschluss ausgelegt. Sogar Oppositionschefin Swetlana Tichanowskaja zürnte auf Twitter: «Einige Meilen entfernt sind Menschen unter unmenschlichen Bedingungen als politische Gefangene inhaftiert. Fasel gibt dem Diktator die Hand und umarmt ihn.» Und unterdessen sei ja die schweizerisch-weissrussische Doppelbürgerin Natallia Hersche wegen Teilnahme an Protesten zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Auch in der Eishockeyszene wird Kritik daran laut, die WM in Minsk durchführen zu lassen. So forderte Ulrik Larsen, der CEO des dänischen Verbands, das Turnier zu verlegen, und drohte mit Boykott. «Allerdings wäre es schwierig für Dänemark, als einziges Land der WM fernzubleiben», sagte er in einem TV-Interview. «Aber ich bin mir sicher, dass die anderen vier nordischen Länder die Angelegenheit ähnlich einschätzen.»

Swiss Ice Hockey äussert sich

Von Swiss Ice Hockey dürften die Dänen kaum Unterstützung erhalten. Verbandspräsident Michael Rindlisbacher äusserte sich in einem Statement zur geplanten WM in Minsk. So sagte er zwar: «Wir verurteilen jegliche Form von Gewalt und Verstösse gegen Menschenrechte aufs Schärfste.»

Aber eben auch: «Eine sichere und erfolgreiche Durchführung und Teilnahme an der A-Weltmeisterschaft hat für Swiss Ice Hockey höchste Priorität. Wir sind uns unserer grossen Verantwortung bewusst und werden nie eine Delegation fahrlässig einem Sicherheitsrisiko aussetzen.» Die Sicherheitsbedenken scheinen also an erster Stelle zu stehen, von einem Boykott wegen Menschenrechtsverletzungen ist nichts zu lesen. Zudem bekräftigte Swiss Ice Hockey nochmals, dass die Schweiz nicht bereitstehe, um das Turnier zu übernehmen.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Keiner will die WM

Ursprünglich hatte sich ja Russland bereit erklärt, für Weissrussland einzuspringen, doch wegen der Dopingsperre ist es den Russen nun verboten, bis zum 16. Dezember 2022 Grossanlässe durchzuführen. Lettland könnte eine WM zurzeit nicht allein stemmen – es verfügt nur über eine WM-taugliche Halle. Das Interesse anderer Länder, als Co-Gastgeber auszuhelfen, ist wegen der Corona-Pandemie gering. Man weiss momentan ja noch nicht einmal, ob überhaupt Zuschauer zugelassen werden können. Es drohen grosse finanzielle Verluste.

Klar ist: Der Weltverband will es auch aus finanziellen Erwägungen tunlichst vermeiden, die WM wie schon 2020 ausfallen zu lassen. Die Junioren-WM wurde ja in der Altjahreswoche unter Ausschluss des Publikums und strengen Sicherheitsmassnahmen in Edmonton durchgeführt. Was die A-WM betrifft, wird dieser Tage noch nichts entschieden. Dies wird frühestens beim geplanten Council-Meeting am 25. und 26. Januar passieren.

Fasels heikle Overtime

Fasel wäre ja eigentlich gar nicht mehr im Amt, er hätte ursprünglich mit der wegen Corona abgesagten Heim-WM 2020 abtreten sollen. Doch die Pandemie hat seine Amtszeit als Präsident des Weltverbands, der er seit 1994 ist, um ein Jahr verlängert. Es ist eine politische heikle Overtime für ihn. Fasel pflegt dafür zu plädieren, Politik und Sport zu trennen. Dieser Spagat dürfte diesmal unmöglich sein. Und nach der herzlichen Umarmung mit Lukaschenko hat er, der gewiefte Diplomat, nun einiges an Erklärungsbedarf.