Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Mamablog: Wir Eltern und die Klimakrise
Joghurtbecher recyclen soll die Welt retten?

Jede Büchse zählt! Denn so lernen Kinder, dass sie einen Einfluss haben.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Kürzlich blätterte ich in der Zeitung und schaute zwischendurch meiner Tochter zu, die gerade das «Mänteli» vom Joghurtbecher löste. Sie wissen schon, jenes papierene Ding, das man vom Becher schält, um es ins Altpapier zu legen. Ihr selbstverständliches Tun liess mich lächeln – dann kommen meine ewigen Vorträge über die Wichtigkeit von Recycling also doch an.

Doch dieses Lächeln versiegte, als mir ein erneuter Blick in die Zeitung offenbarte, dass im Amazonas in jeder einzelnen Minute 42 Fussballfelder Regenwald abgeholzt werden und in den letzten zwanzig Jahren 28 Billionen Tonnen Eis von der Erdoberfläche verschwunden sind. Einen bitteren Moment der Resignation lang dachte ich: «Was für ein Witz, mit den Kindern Joghurtbecher zu ‹entmänteln›. Was können wir gegen all die Supermächte, die der Zerstörung so direkt in die Hand spielen, schon ausrichten?»

Laue Sommerabende sind ja ganz nett

Denn leider ist die Klimakrise kein in der Ferne schwebendes Damoklesschwert, sondern ein Notstand, in dem wir uns bereits befinden. Und doch erhält sie in unserem Alltag nicht den Bruchteil der Aufmerksamkeit, die Corona seit Monaten ergattert. Liegt es daran, dass sie uns in unseren Breitengraden bislang vor allem laue Sommerabende beschert hat, was ja eigentlich ganz nett ist? Täuscht uns das über die weitreichenden Folgen des Klimawandels für unsere Nachkommen hinweg?

Studien besagen, dass ein heute geborenes Kind eine Erderwärmung von vier Grad erleben wird. Dass Wasser zu einem weltweit umkämpften Gut wird und es zu Ernterückgängen, Hungersnöten, Krankheiten und Flüchtlingsströmen kommen wird. Gegen all das gibt es keine Impfung. Die einzige Medizin ist unser aller Bewusstsein, unser Zusammenschluss und Handeln. Und weil unsere Kinder und Enkel so viel direkter als wir mit den Folgen einer ausbeuterischen Welt konfrontiert sein werden, ist unser Einsatz mehr als gefragt. Und offensichtlich auch möglich.

Corona, ein Symptom der Erderwärmung?

Denn gerade hat uns ein kleines, primitives Virus vor Augen geführt, wie schnell wir uns alle anpassen können. Innert kürzester Zeit hat das Virus mächtige Konzerne und den Flugverkehr fast gänzlich zum Erliegen gebracht. Es hat uns eine Verlangsamung vorgegeben, die sich Kritiker des Hyperkapitalismus lange gewünscht haben, von der aber stets gesagt wurde, dass Einschränkungen für die Umwelt sicher gut wären, der Wirtschaft wegen aber nicht möglich seien.

Nun zeigt sich aber, dass eine schnelle Veränderung eben doch möglich ist. Und dringend nötig, weil neueste Studien besagen, dass Pandemien auch eine Folge der Erderwärmung sein können und in Zukunft gehäuft auftreten werden. Corona ist so gesehen also ein Symptom eines viel bedrohlicheren Problems: der Klimaveränderung. Weshalb erhält sie also keine so grosse Aufmerksamkeit, wie ihr Symptom?

Weil Menschen ihr Verhalten nicht hauptsächlich über Wissen anpassen, sondern über Erfahrungen und Gefühle. Corona bedient die Angst, und das brachte die Welt zum Handeln. Die Klimakrise hingegen ist abstrakter und ihre Folgen treffen bislang vor allem diejenigen, die ohnehin nichts haben. Ohne greifbare Bedrohung wählen wir automatisch Handlungsweisen, die uns angenehm sind und uns nicht einschränken. Der Mensch denkt nicht automatisch in grösseren Dimensionen, dazu müssen wir uns entscheiden.

Lernen, in grösseren Zusammenhängen zu denken

Deshalb ist es die grosse Chance unserer Kinder – und damit unserer Welt – von klein auf in grösseren Zusammenhängen denken zu lernen. Um das zu üben, ist das «Entmäntelen» genauso wichtig, wie mit ihnen darüber zu reden, weshalb wir einmal mehr mit dem Zug statt mit dem Auto zur Oma fahren. Klar, ein korrekt entsorgtes «Mänteli» wird die Welt nicht retten. Doch unsere Kinder lernen, dass sie Einfluss haben. Denn schliesslich sind wir alle Natur, ein winziger Ausschnitt eines riesigen Spektrums der Zusammenhänge.

Darum, liebe Eltern: «Mäntelt» mit euren Kindern, was das Zeug hält. Lebt ihnen vor, dass unser Tun durchaus Einfluss auf das Ganze hat. Und bitte lasst uns nicht erst damit anfangen, wenn akute Angst uns dazu zwingt.