Kommentar zur Entlassung ImpfunwilligerJetzt geht die Swiss zu weit
Die Fluggesellschaft will Angestellten in Cockpit und Kabine kündigen, die sich nicht impfen lassen. Für einen solchen harten Schritt gibt es schlicht keine Notwendigkeit.
Überdreht die Swiss nun komplett? Diese Frage stellt sich, nachdem bekannt geworden ist, dass die Fluggesellschaft dem fliegenden Personal, das sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen will, die Kündigung androht. Dieser Eskalationsschritt kommt nur einen Monat, nachdem die Swiss angekündigt hat, sie werde ein Impfobligatorium für das gesamte fliegende Personal einführen.
Schon die damalige Begründung – ohne eine Impfpflicht wäre ein geordneter Betrieb nicht mehr möglich – stand auf tönernen Füssen. Wie die Swiss selber einräumte, verweigert erst ein einziges Land (Hongkong) die Einreise nicht geimpfter Flugbesatzungen. Der Leidensdruck ist also längst nicht so gross, wie sie behauptet.
Klar: Für die Swiss ist es mühsam und aufwendig, ihren Einsatzplan rund um nicht geimpftes Personal herumzubauen. Doch möglich ist es: Das beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass nur wenige Fluggesellschaften – darunter Aeroflot, Lufthansa, United, Air Canada und Cathay Pacific – eine Impfpflicht kennen. Der Dachverband der Branche, die Iata, lehnt in einem Positionspapier jeglichen Impfzwang als «diskriminierend» ab.
Der Verdacht liegt nahe, dass die Swiss den angekündigten Stellenabbau auf dem Buckel jener Angestellten vollzieht, die sich nicht impfen lassen.
Selbst wenn es schwer verständlich ist, dass sich fliegendes Personal der Impfung verweigert – und selbst wenn die Impfpflicht berechtigt wäre: Dass die Swiss nun mit Entlassungen droht, ist völlig übertrieben. Ein stärkerer Eingriff in die persönliche Freiheit ihrer Angestellten ist kaum vorstellbar. Insbesondere für Piloten kommt eine Entlassung in der jetzigen Lage der Branche einem Berufsverbot gleich.
Dabei gäbe es durchaus auch mildere Mittel, um die Impfpflicht durchzusetzen. So könnte die Swiss jenen Ungeimpften, die nach einer Covid-Ansteckung in Quarantäne müssen, für diese Zeit den Lohn kürzen.
Der Verdacht liegt nahe, dass die Swiss den ohnehin angekündigten Stellenabbau auf dem Buckel jener Angestellten vollzieht, die sich das Recht herausnehmen, sich nicht impfen zu lassen. Ein klassischer Vorwand also.
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