«Jede Massnahme wird mit einer grösseren beantwortet»
Saudiarabien weist Trumps Sanktionsdrohungen im Fall Khashoggi zurück – mittels einer Gegendrohung.
In der Affäre um den vermissten saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi hat sich am Wochenende der Ton zwischen Washington und Riad verschärft: Saudiarabien drohte im Fall möglicher Sanktionen mit Vergeltung. Das Königreich werde «jedwede Massnahme mit einer grösseren beantworten», zitierte die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Sonntag eine amtliche Quelle. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor eine «schwere Strafe» angedeutet. Saudi-Arabiens Börse erlebte ihren schlimmsten Kurseinbruch seit Jahren.
Das Königreich lehne jeglichen Versuch ab, durch Androhungen wirtschaftlicher Sanktionen oder politischen Drucks geschwächt zu werden, hiess es in Riad. Wegen des Verdachts, dass Riad den Regierungskritiker Khashoggi im saudiarabischen Konsulat in Istanbul ermorden liess, waren zahlreiche westliche Unternehmen auf Distanz gegangen. Selbst Firmen, die den Reformkurs des mächtigen Kronprinzen Muhammad bin Salman unterstützen, sagte ihre Teilnahme an einem Wirtschaftsgipfel Ende Oktober ab - darunter etwa der britische Milliardär Richard Branson und der Vorstandsvorsitzende des Fahrdienstes Uber, Dara Khosrowshahi.
Trump: «Es sieht nicht gut aus»
US-Präsident Trump deutete am Samstag an, dass er den vermissten saudiarabischen Journalisten für tot hält. Nach Khashoggis Verschwinden habe noch die Hoffnung bestanden, ein Lebenszeichen zu erhalten, sagte Trump in Washington. «Das war unsere erste Hoffnung, unsere erste Hoffnung war es, dass er nicht getötet wurde, aber vielleicht sieht es nicht allzu gut aus», fügte der Präsident hinzu.
Von Khashoggi fehlt seit seinem Besuch im saudiarabischen Konsulat in Istanbul am 2. Oktober jede Spur. Türkische Ermittler gehen davon aus, dass der Regierungskritiker dort von saudiarabischen Agenten ermordet wurde. Riad bestreitet dies, ist bisher aber den Beweis dafür schuldig geblieben, dass der damals 59-jährige Khashoggi das Gebäude lebend verliess.
«Schwere Strafe» für Riad
Die Türkei warf Saudiarabien am Samstag vor, bei den Untersuchungen nicht ausreichend zu kooperieren. Aussenminister Mevlüt Cavusoglu forderte Riad erneut auf, türkischen Ermittlern Zugang zum Konsulat in Istanbul zu verschaffen.
Vor seinen Äusserungen im Weissen Haus hatte Trump bereits deutlich gemacht, dass aus seiner Sicht Saudiarabien, ein wichtiger Verbündeter der USA, für das Verschwinden Khashoggis verantwortlich sein könnte. «Könnten sie es sein? Ja», sagte Trump in der CBS-Sendung «60 Minutes». «Wir werden der Sache auf den Grund gehen und es wird eine schwere Strafe geben.»
Kurseinbruch bei saudiarabischen Aktien
Laut US-Zeitung «Washington Post» informierten türkische Regierungsvertreter US-Vertreter über Audio- und Videoaufnahmen, auf denen zu sehen und zu hören sei, wie Khashoggi in dem saudiarabischen Konsulat in Istanbul verhört, gefoltert und ermordet worden sei. Anschliessend sei seine Leiche zerteilt worden, berichtete das Blatt, für das Khashoggi seit seiner Flucht aus seiner Heimat vergangenes Jahr Kolumnen geschrieben hatte.
Saudiarabische Aktien sackten am Sonntag zwischenzeitlich um sieben Prozentpunkte ab. Der Leitindex Tasi fiel am Mittag unter die wichtige Grenze von 7000 Punkten und machte damit alle Kursgewinne seit Jahresbeginn zunichte. Auch wenn sich die Kurse wieder etwas erholten, handelte es sich immer noch um die schlimmsten Kurseinbrüche innerhalb eines Tages seit drei Jahren.
SDA/sep
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch