Krieg im Nahen OstenDer Hass auf Israel eint den Libanon – trotz der Niederlage der Hizbollah
Die Terrormiliz mag verloren sein. Doch Frieden wird es noch lange nicht geben – denn auch christliche und säkulare Libanesen stehen Israel feindlich gegenüber.
Die Hizbollah zeigt sich demütig. Die libanesischen Militanten sprechen von Waffenstillstand, sie scheinen sogar die geheiligte Sache der Palästinenser in den Wind zu schiessen. Nach den gnadenlosen Schlägen der Israelis, dem Bombardement Südlibanons und Beiruts und dem Tod der Führung scheint die Miliz mit all ihren Raketen und todessüchtigen Kämpfern am Ende zu stehen. Nicht einmal der Iran will – oder kann – seiner libanesischen Sturmtruppe derzeit helfen.
Scheich Naim Kassim, dem offenbar letzten noch lebenden Vertreter der bisherigen Hizbollah-Führung, muss klar sein, dass seine aus dem Untergrund gesendete Friedensofferte ungehört bleiben wird. Israel ist stärker. Es hat militärisch das Momentum, es will die Hizbollah zerschlagen.
Tatsächlich bietet Kassim nicht nur einen Waffenstillstand an, sondern redet im selben Atemzug vom «Widerstand», den die Hizbollah als Guerillatruppe in Südlibanon leisten will. Die Hizbollah spielt auf Zeit. Möglicherweise hält der haushoch überlegene Gegner den Bodenkrieg politisch und wirtschaftlich nicht durch? Vielleicht wird der Druck der internationalen Gemeinschaft zu gross? Vielleicht hilft der Iran doch noch?
Sie haben Grund, Israel zu fürchten
Wichtiger als das vage Waffenstillstandsangebot ist, dass der Hizbollah-Scheich die Libanesen – Schiiten, Sunniten, Christen und Säkulare – zur Einheit im Kampf gegen den «zionistischen Eindringling» aufruft: Die meisten Libanesen hassen die Israelis.
Zwar steht Christen, Sunniten, Drusen und Säkularen der Sinn nicht nach Krieg. Alle haben bitterste Erinnerungen an den Bürgerkrieg und die Kriege und Krisen danach. Aber die Libanesen sind eine Nation, helfen sich gegenseitig, solange sie die Interessen und das Überleben der eigenen Konfession nicht gefährdet sehen: Also füttern sie die schiitischen Flüchtlinge fürs Erste durch. Und sie haben Grund, ein Israel mit territorialen Ambitionen im Südlibanon zu fürchten.
Die Hizbollah mag verloren sein. Aber mit Frieden im Zedernstaat Libanon ist so schnell nicht zu rechnen.
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