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Khomeinis Haus brennt
Iranische Proteste erreichen einen neuen Höhepunkt 

Demonstrierende setzten das Geburtshaus von Khomeini in Brand.
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Die Unruhen im Iran haben offenbar einen neuen Höhepunkt erreicht. In sozialen Medien waren am Freitagnachmittag Videos zu sehen, die angeblich einen Brand im früheren Haus des Gründers der Islamischen Republik Iran, Ayatollah Ruhollah Khomeini, zeigen. Den Aufnahmen und Meldungen zufolge hätten regimekritische Demonstranten das als Museum dienende Gebäude in Khomeinis Geburtsort Khomein angezündet, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Sie schrieb, dass sie das Haus anhand seiner Architektur und Lage identifiziert habe. Unabhängig zu verifizieren, war dies für diese Redaktion bisher aber nicht.

Die von Reuters und anderen Medien genannten Videos zeigten Dutzende Menschen vor dem Gebäude. Sie jubelten, als dort Flammen aufschienen. Wann die Videos aufgenommen wurden, liess sich ebenfalls nicht unabhängig überprüfen. Sollte das historische Gebäude wirklich in Brand gesetzt worden sein, müsste dies in den Augen des Regimes ein Sakrileg sein: Ayatollah Ruhollah Khomeini wird als schiitischer Imam von Regierungsanhängern und dem frommen Teil der iranischen Bevölkerung wie ein Heiliger verehrt.

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Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim, eines der Sprachrohre des Teheraner Mullah-Regimes, bestritt am Freitag allerdings, dass das als Museum genutzte Gebäude brenne: «Der Bericht ist eine Lüge». Weiter hiess es bei Tasnim: «Die Türen des Hauses des verstorbenen Gründers der grossen Revolution stehen der Öffentlichkeit offen.»

Unklar war auch, wann das Feuer ausgebrochen sein soll. Das regierungskritische Netzwerk 1500 Tasvir teilte mit, der Vorfall habe sich schon am Donnerstagabend ereignet. Khomeini, der Führer der sogenannten Islamischen Revolution von 1978, war 1989 in Teheran gestorben. Sein früheres Haus in dem südlich der Hauptstadt gelegenen Ort Khomein war dann in ein Museum umgestaltet worden.

Harte Reaktion zu erwarten

Brennt Khomeinis Haus wirklich, dürfte dies das Regime zu noch härteren Reaktionen auf die seit dem 16. September anhaltenden Proteste provozieren. Die Unruhen waren ausgebrochen, nachdem in Teheran die Kurdin Mahsa Amini von der Sittenpolizei festgenommen worden war, weil ihr Kopftuch angeblich falsch sass.

Die 22-Jährige war dabei von den sogenannten Sittenwächtern offenbar schwer geschlagen worden. Sie brach in der Polizeistation zusammen und verstarb drei Tage später im Spital. Die Behörden sprachen von einem Herzversagen, aber vieles deutet auf einen Tod durch Kopf- und Hirnverletzungen in Folge von Polizeigewalt hin. Auch die Familie der Toten bestritt mehrfach, das Mahsa Amini an einer Krankheit gelitten habe.

Die nach dem Tod der jungen Frau ausgebrochenen landesweiten Unruhen, die in den Augen vieler iranischer Oppositioneller im In- und Ausland schon so etwas wie eine echte Revolution gegen das islamistische Mullah-Regime darstellen, verbreiteten sich schnell landesweit. Angeführt wurden sie von jungen Frauen, die ihr Kopftuch öffentlich herunterrissen als Symbol des Rufes nach individueller Freiheit.

Können sich die Mullahs halten?

Den jungen Frauen haben sich gesellschaftsübergreifend und landesweit andere Teile der Bevölkerung angeschlossen. Auf diese Weise wurden neben der Unterdrückung der Frauen und dem Fehlen vieler persönlicher Freiheiten auch die schlechte Wirtschaftslage, die allgegenwärtige Korruption und andere Missstände im Iran zum Thema der Proteste. Ob diese Unruhen wirklich schon die Wucht haben, das seit 40 Jahren herrschende theokratische System zu stürzen, wird von vielen Beobachterinnen und Beobachtern aber bezweifelt.

Die Sicherheitskräfte gehen auf Anweisung von Khomeinis Nachfolger als Geistlicher Führer, Ayatollah Ali Khamenei, mit grosser Gewalt vor. Polizei und Milizionäre schiessen dabei auch scharf, mehrere Menschen wurden zu Tode geprügelt, unter ihnen sehr junge Frauen. Rund 350 Menschen sollen bereits getötet worden sein, darunter auch einige Sicherheitskräfte. Die Justiz hat ein hartes Vorgehen angekündigt, und Gerichte haben bereits erste Todesurteile gegen Demonstranten verhängt.

Besonders heftig sind die Unruhen in den Provinzen des Iran, in denen ethnische und religiöse Minderheiten leben. Die jüngsten Videos zeigen den Angaben des Netzwerkes Tasvir zufolge Demonstrantinnen und Demonstranten in mehreren Städten in der Provinz Sistan und Baluchestan, in der Sunniten leben. In deren Hauptstadt Sahedan skandierten Menschen den Ruf «Tod Khamenei». In Chabahar entfernten Protestierende das Strassenschild einer nach Khomeini benannten Allee und traten es mit Füssen. Die Agentur Reuters konnte die Echtheit auch dieser Aufnahmen aber nicht unabhängig prüfen.