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Todesstrafe für Toomaj Salehi
Er hat gerappt, als würde er den Mullahs den Mittelfinger zeigen

Une femme brandit le portrait du rappeur Toomaj Salehi accusé de corruption sur terre lors de la manifestation contre la répression en Iran rassemblant un millier d'iraniens le 8 Janvier 2023 à Lyon. (Photo by Robert Deyrail/Gamma-Rapho via Getty Images)
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In einem Video vor seiner Verhaftung rappte er nicht, er redete. Seine Fans durften ihm Fragen stellen. Eine war: Was müsste passieren, damit du aufhörst? «Ich müsste sterben», sagte Toomaj Salehi. Dann lachte er. Subtilität war nie Salehis Ding, auch seine Songs sind von einer Klarheit, als würde er dem iranischen Regime den Mittelfinger zeigen.

«Wir machen euch fertig», rappte er. «Sucht euch schon mal ein Rattenloch.» In «Omen» sagte er dem Regime als Kaffeesatzleser die Zukunft voraus. «Dies ist das Jahr eures Scheiterns, ihr werdet zur Verantwortung gezogen, sag das eurem Führer.»

Salehi schlief längst jede Nacht woanders. So wenig er sich in seinen Texten versteckte, so sehr musste er es im Leben – vor den Polizisten und Agenten der Islamischen Republik, deren Bürger er ist. Schon 2021, noch vor den grossen Protesten, verhafteten sie ihn und liessen ihn nach einer Weile wieder frei. Als die Iranerinnen und Iraner im Herbst 2022 nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini auf die Strassen gingen, als viele von Revolution sprachen, da wurde Salehis Instagram-Account zu einem der wichtigsten Kanäle.

Gebrochene Finger und ein erblindetes Auge

Er streamte live von den Demos. Im Oktober 2022 folgte die zweite Verhaftung, Toomaj Salehi kam ins Teheraner Evin-Gefängnis. Im November 2023 wurde er gegen Kaution entlassen, sein Prozess lief weiter. Salehi nutzte seine Freiheit, um sie gleich wieder zu riskieren. Er berichtete von den Schlägen in der Haft, von gebrochenen Fingern, einem gebrochenen Bein, einem erblindeten Auge, dazu von Adrenalinspritzen und 200 Nächten, in denen das Licht in der Zelle nie ausging.

In Freiheit blieb Toomaj Salehi elf Nächte lang. Vergangene Woche wurde er von einem Revolutionsgericht in Isfahan zum Tode verurteilt. Sein Anwalt plant, dagegen Berufung einzulegen – in einem Rechtsstaat, der keiner ist. In einem System, das sich mit solchen Urteilen wohl am Volk rächen will, das sich 2022 erhoben hat.

Wahrscheinlich ist es die Angstfreiheit der Rapper, öffentlich auf Instagram und Youtube, von der sich die Mullahs provoziert fühlen. Der Erste, den das Regime hinrichten liess, war Ende 2022 der Rapper Mohsen Shekari. Ein anderer, Saman Yasin, wurde begnadigt, im Gefängnis sitzt er noch immer. Er meldete sich kürzlich mit einem Brief: «Nehmt endlich auch mein Leben.»

Zeilen, die davon erzählen, wie es ihm dort drinnen geht. Allein im vergangenen Jahr sollen im Iran mindestens 834 Menschen hingerichtet worden sein. Es liegt jetzt im Ermessen jener, die dafür verantwortlich sind, ob Toomaj Salehi am Leben bleibt.