Pekings InvasionsszenarioChinas neue Landungsschiffe alarmieren Taiwan
Sichtungen der Schiffe mit ausfahrbaren Brücken mehren sich. Sollte China die Inselrepublik überfallen, könnten sie bei einem geografischen Hindernis helfen.

- Die neue chinesische Shuqiao-Landungsplattform überwindet schwierige Küstenabschnitte mit ausfahrbaren Brücken.
- Drei verbundene Landungsschiffe können eine Brücke von 850 Metern Länge bilden.
- Taiwanische Militärexperten sind alarmiert.
- Die Landungsschiffe hätten bei einer Invasion allerdings auch ihre Schwächen.
Taiwan hat nicht viele breite, flache Strände mit Strassenanschluss. Was der eine oder andere Touristiker bedauern mag, erweist sich aus militärtaktischer Sicht als Vorteil: Sollte die Volksrepublik China mit ihrer Ein-China-Politik ernst machen und in die Inselrepublik einmarschieren, so hat sie nicht viele Anlegemöglichkeiten. Die taiwanische Armee könnte sich im Ernstfall darauf konzentrieren, die wenigen gefährdeten Abschnitte zu verteidigen.
Doch es mehren sich Zweifel, ob sich Taiwan auf seine Geografie verlassen kann. Mit neuartigen Landungsschiffen demonstriert die chinesische Volksbefreiungsarmee, dass sie sich von scheinbar unüberwindlichen Küstenlinien nicht abschrecken lässt. Seit Anfang Jahr mehren sich Berichte und Aufnahmen der Shuqiao genannten Landungsplattformen.
Schiffsübung am Strand
Auch ein Videoclip von einer Übung kursiert in den sozialen Medien. Zu sehen sind zwei der Schiffe vor einem öffentlichen Strand in Südchina. Über ausfahrbare Pylone sind sie am Meeresboden befestigt. Auf den ersten Blick wirken sie wie Bohrinseln.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Doch über eine klappbare Brücke ist einer der Kähne mit dem Strand verbunden. Gemäss «Navalnews», einem auf Marinewaffentechnik spezialisierten Portal, misst die Rampe 120 Meter.
Damit lassen sich weiche Strände oder felsige Küstenbereiche – beides schlechte Voraussetzungen für Panzer und anderes schweres Gerät – überwinden. Und man kann zum Beispiel eine hinter dem Strand gelegene Strasse erreichen.
Drei Schiffe, eine Brücke
Am Heck befindet sich zudem ein Bereich, an dem andere Schiffe andocken und Ladung absetzen können. Tom Shugart von der Denkfabrik CNAS spricht davon, dass sich bis zu drei der Schiffe miteinander verbinden lassen. Zusammen bildeten sie dann eine bis zu 850 Meter lange Landungsbrücke. Mindestens drei Exemplare des neuen Schiffstyps wurden im Hafen von Guangzhou gesichtet.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Eine Invasion Taiwans durch die Volksbefreiungsarmee zeichnet sich nicht unmittelbar ab. Doch die chinesische Führung unterstreicht ihren Anspruch auf die Insel immer wieder mit Militärmanövern.
In Taiwans Medien wird der Bau der neuen Landungsschiffe intensiv diskutiert. Lu Li-shih, ein ehemaliger taiwanischer Kapitän, sprach gegnüber «United Daily News» von einer wertvollen Zeitersparnis für Chinas Armee, sollte sie sich nicht mit Hindernissen am Strand auseinandersetzen müssen.
US-Experte: Shuqiao sind «keine Allzweckwaffe»
Die Kähne würden Lu Li-shih zufolge aber wohl erst dann eingesetzt, wenn China die Kontrolle über Luftraum und See um Taiwan erlangt hätte. Andernfalls wären sie ein leichtes Ziel für Taiwans Himars-Raketen, gibt der ehemalige Generalmajor Yu Pei-chen zu bedenken. Zumal die chinesischen Schiffe auf ihrem Weg zur Insel zunächst die Taiwanstrasse, eine 180 Kilometer breite Meerenge, queren müssten.
Der US-Amerikaner Andrew Erickson, ein auf Chinas Marine spezialisierter Militärfachmann, sagte dem «Guardian»: «Die Shuqiao-Schiffe sind keine Allzweckwaffe, die alle schwierigen Landungsbedingungen überwinden kann.» Aber sie böten den Planern der Volksbefreiungsarmee mehr Optionen entlang deutlich grösserer Abschnitte der taiwanischen Küste.
Manche Kommentatoren sehen in den Kähnen zivile Nutzungsmöglichkeiten, etwa um Küstengebiete nach einer Naturkatastrophe möglichst schnell und einfach zu versorgen. Für Erickson ist der primäre Zweck jedoch klar: «Diese Brückenkähne sind speziell für ein Invasionsszenario in Taiwan gebaut.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.