In eigener SacheJournalismus im Spannungsfeld des Nahostkonflikts
Unsere Berichterstattung zur Israel-Hamas-Eskalation sei einseitig, lautet ein Vorwurf. Das widerspricht unserem Berufsethos. Aber wir sind nicht fehlerfrei.
Im eskalierten Nahostkonflikt wird gegenüber uns Medien von vielen Seiten der Vorwurf erhoben, wir würden voreingenommen zugunsten oder zulasten einer Seite berichten. Wir seien zu israelkritisch, lautet ein Einwand, der auch diese Redaktion betrifft. Wir zeigten zu wenig Verständnis für die ungelöste Palästinenserfrage, so ein anderer.
Für uns bedeutet Journalismus: beobachten, beschreiben und einordnen. Auch wenn wir alle Menschen mit Vorstellungen und Ansichten sind, das Berufsethos untersagt uns, dass wir die eigene Meinung ins Beobachten und Beschreiben einfliessen lassen. Wenn es trotzdem passiert, dann ist das ein Fehler, den wir intern besprechen müssen, um uns zu verbessern.
Sind Meinungen klar hergeleitet und begründet, hat das nichts mit Stellungnahme für oder gegen ein Land oder eine Organisation zu tun.
Etwas anders liegt die Sache beim Einordnen, ganz speziell beim Kommentieren: Hier sind es Journalistinnen und Journalisten, die Stellung nehmen zu bestimmten Fragen. Das kann in deutlichen Aufforderungen gipfeln. Zum Beispiel: «Arabische Welt muss sich jetzt klar distanzieren von der Hamas» oder «Israel muss sich bei Angriffen mässigen». Meinungen müssen aber immer klar hergeleitet und begründet sein. Sind sie das, dann hat das nichts mit Stellungnahme für oder gegen ein Land oder eine Organisation zu tun.
Natürlich ist die Berichterstattung in so einem vorbelasteten und lang andauernden Konflikt teilweise eine Gratwanderung. Unser Kompass zeigt immer das gleiche Ziel: informieren, erklären, Hintergründe aufzeigen.
Wenn Sie uns hierbei in Leserbriefen und Onlinekommentaren kritisieren, dann ist das für die Redaktion nicht lästig, sondern eine wichtige Grundlage für unsere Selbstreflexion. Sie verpflichtet uns zu dem Verständnis von Journalismus, das wir haben.
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