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Ferien nach Corona
In der Schweiz gibt es über den Sommer noch viele freie Betten

Ein Tourist verschafft sich bei Lavertezzo im Tessin mit einem Sprung in die Verzasca Abkühlung.
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Die ersten Sommerferien nach Corona stehen unmittelbar bevor. Schweizer Gäste verbringen sie im Inland unter veränderten Vorzeichen: Städtereisen gewinnen an Beliebtheit, während Aufenthalte in bekannten Tourismusregionen rückläufig sind. Das zeigt eine Analyse der Hotelübernachtungen von Schweizerinnen und Schweizern seit 2019 und eine Befragung wichtiger Ferienorte zur laufenden Sommersaison.

Demnach wird es im Tessin, im Wallis und in Graubünden viele freie Betten geben. Schon in der Sommersaison 2022 gehörten diese drei Regionen zu den Verlierern: Der Rückgang der Hotelübernachtungen durch inländische Gäste betrug in diesen Gebieten verglichen mit dem Vorjahressommer zwischen 14 und 31 Prozent. Das fällt besonders ins Gewicht, weil Schweizerinnen und Schweizer die mit Abstand wichtigste Gästegruppe sind.

Noch im ersten Corona-Sommer 2020 war die Zahl der Logiernächte in denselben Regionen im Vergleich zu 2019 um 29 bis 39 Prozent gestiegen. Weil der weltweite Reiseverkehr praktisch stillgelegt worden war, zog es damals die Schweizer in alle vier Landesteile. Davon profitierten die bekannten Ferienorte.

Für die laufende Sommersaison fällt die Prognose dieser drei Tourismusregionen durchzogen aus. Graubünden Tourismus bezeichnet den Buchungsstand für den Sommer zwar als «zufriedenstellend». «Destinationen mit traditionell vielen Schweizer Gästen gehen in der Mehrheit von einem Ergebnis leicht unter dem Vorjahr aus», sagt jedoch ein Sprecher.

«Konkurrenz aus Italien»

Tessin Tourismus zeigt sich aufgrund des aktuellen Buchungsstands in Hotels durch Schweizer Gäste «zuversichtlich». Eine Sprecherin verweist aber auf die «Konkurrenz aus Italien». Der Nachbar im Süden habe in diesem Jahr sämtliche Covid-Beschränkungen aufgehoben. Das mache eine Reise nach Italien wieder attraktiver, zumal sich die Grenze in der Nähe zum Tessin befinde.

Wallis Tourismus geht davon aus, dass die gesamten Buchungen für Juli und August 4,5 Prozent über der Vorjahresperiode liegen. Eine Sprecherin merkt indes an, dass sich der Anteil der Schweizer Gäste seit dem vergangenen Jahr wieder «verstärkt normalisiert» und dem Vor-Corona-Niveau annähere. Mit anderen Worten: Die Zahl der inländischen Touristen wird weiter zurückgehen. 2019 betrug ihr Anteil im Wallis 52 Prozent. Im zweiten Corona-Jahr 2021 waren es 75 Prozent.

Chinesen lassen auf sich warten

Die drei Tourismusregionen erwarten, dass das steigende Reiseaufkommen von ausländischen Touristen die fehlenden Gäste aus der Schweiz ausgleicht. Auf sich warten lassen nach wie vor die ausgabefreudigen chinesischen Reisenden. Ihre Rückkehr war für den Sommer erwartet worden. Unter anderem das verlangsamte Wirtschaftswachstum in China hält viele Chinesinnen und Chinesen vom Reisen ab.

Der wichtigste Grund für das Ausbleiben einheimischer Gäste im Tessin, Wallis und Graubünden ist der Wunsch vieler Schweizerinnen und Schweizer, wieder ins Ausland zu reisen. Laut einer aktuellen Umfrage der Marketingorganisation Schweiz Tourismus beabsichtigt ein Drittel der Bevölkerung, die Sommerferien ausserhalb der Landesgrenzen zu verbringen. Nicht nur die Sehnsucht nach Sonne, Meer und Strand spielt dabei eine Rolle, sondern auch der starke Franken. Er macht Reisen ins Ausland günstiger.

In Top-Ferienorten wie Luzern, Interlaken oder Montreux sollte man früh buchen.

Das kommt jenen Schweizerinnen und Schweizern zugute, welche die Sommerferien im Inland verbringen wollen. Gemäss Schweiz Tourismus sind das 43 Prozent der Bevölkerung. Sie können von weniger überfüllten Reisezielen und weniger ausgebuchten Hotels ausgehen. Im Tessin, Graubünden und Wallis ist die Verfügbarkeit von Hotelbetten nach wie vor hoch. Hingegen zeichnen sich Engpässe für Top-Ferienorte wie Interlaken, Grindelwald, Zermatt, Luzern und Montreux ab.

Wer Sommerferien in diesen Gegenden plant, sollte deshalb früh buchen. Der Reiseveranstalter Switzerland Travel Centre stellt für diese Ortschaften «sehr gute Buchungsstände» fest, die «teils weit über dem Vorjahr» liegen. An gewissen Tagen in den Sommermonaten könne es in diesen Ferienorten schwierig werden, im Wunschhotel noch Zimmer zu finden. 

Das Switzerland Travel Centre ist ein gemeinsames Unternehmen des Verbands Hotelleriesuisse, von Schweiz Tourismus, den SBB und verschiedenen Regionalbahnen. Es ist der offizielle und zugleich grösste Reiseveranstalter für Ferien in der Schweiz — sei es für die Schweizer selbst, internationale Gäste oder Reiseanbieter aus aller Welt.

Die Gäste müssen sich laut dem Switzerland Travel Centre auf höhere Hotelpreise im Vergleich zum Sommer 2022 einstellen. Angetrieben werde diese Entwicklung durch höhere Kosten und die hohe Nachfrage. Wie gross der Preisschub im Schnitt ausfällt, kann der Reiseveranstalter aber nicht beziffern, weil er dazu keine vergleichende Statistik führt. Ein Blick in den Landesindex der Konsumentenpreise ergibt indes, dass die Preise in der Hotellerie im Mai gegenüber dem Vorjahr um knapp 3 Prozent gestiegen sind.

Dieser Trend dürfte in den kommenden Monaten anhalten. Eine Umfrage von Hotelleriesuisse bei den Mitgliedern hat ergeben, dass knapp drei Viertel der Hotelbetriebe die Preise für die Sommersaison erhöht haben. 25 Prozent lassen die Tarife unverändert. Nur eine winzige Minderheit von einem Prozent hat die Preise gesenkt.

Städtereisen werden beliebter

Zu den Gewinnern der einheimischen Reiselust gehören die Regionen Zürich, Basel und Genf mit ihren jeweiligen Grossstädten als Zugpferde. Die inländischen Hotelübernachtungen haben dort im vergangenen Sommer um 22 bis 51 Prozent zugenommen.

Zürich Tourismus stellte ein starkes Wachstum bei den inländischen Gästen für Januar bis April fest. Ein Sprecher rechnet deshalb damit, dass im laufenden Jahr das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht wird – etwa mithilfe einer gut laufenden Spätsommersaison. Vor vier Jahren verzeichnete Zürich 1,5 Millionen Hotelübernachtungen dank Gästen aus der Schweiz.

Basel Tourismus erwartet aufgrund von aktuellen Übernachtungszahlen von Touristen aus dem Inland einen guten Sommer. Anlässe wie die Kunstmesse Art Basel seien für Einheimische genauso ein Publikumsmagnet, heisst es bei der Tourismusorganisation. Der Messetourismus gewinne wieder an Bedeutung.

Schweizer Grossstädte waren während der Pandemie besonders von den weltweiten Reiseeinschränkungen und der zwangsweisen Schliessungen von Restaurants und Läden betroffen. Der wichtige Geschäfts- und Kongresstourismus kam zum Erliegen. Es fehlte nicht nur die Kundschaft aus dem Ausland, sondern auch aus dem Inland.

Um die wegfallenden Hotelübernachtungen von ausländischen Gästen auszugleichen, stellten Städte wie Zürich und Basel ihre Freizeitangebote in den Vordergrund. Feines Essen, Ausflüge an den Zürichsee oder den Rhein sowie Shopping entlang der Einkaufsmeilen oder Museumsbesuche sollten inländische Touristen anlocken.

Mit teuren nationalen Kampagnen bewarben sich Zürich wie Basel neu als touristische Freizeitstädte. Dies widerspiegle sich nun in den zunehmenden Hotelübernachtungen, heisst es bei den Tourismusorganisationen der beiden Städte.