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Emotionen nach der Freilassung
Im russischen Gefängnis halfen ihr Familienfotos

Kampf gegen die Tränen: Erstmals seit ihrer Freilassung stellte sich US-Basketballerin Brittney Griner am Donnerstag der Öffentlichkeit.
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Die US-Profibasketballerin Brittney Griner hat bei der ersten Pressekonferenz seit ihrer Freilassung aus russischer Haft einen Einblick in ihr Gefühlsleben gegeben. In der monatelangen Gefangenschaft war demnach die Hoffnung auf eine Heimkehr, das Hoffen auf ein Wunder, alles, woran sich die zweifache Olympiasiegerin und Spielerin des WNBA-Teams Phoenix Mercury festkrallen konnte. An Tagen, an denen sich die Hoffnungslosigkeit breitgemacht habe, der Optimismus in Verzweiflung ertrank, halfen der 32-Jährigen demnach Fotos ihrer Tausende Kilometer entfernten Familie dabei, durchzuhalten.

«Einfach in der Lage zu sein, ihre Gesichter zu sehen, das war es für mich», sagte sie bei dem Termin im Footprint Center, der Heimstätte ihres Basketballteams. «In dem Moment, in dem man irgendwie aufgeben will, schaut man auf die Fotos, und es bringt einen zurück zu dem, worauf man wartet», sagte sie. Man warte darauf, zurück zu seiner Familie zu kommen, zu geliebten Menschen an einem sicheren Ort.

Als Griner bei der Pressekonferenz auftauchte, erhielt sie stehende Ovationen – unter anderem von der Gouverneurin von Arizona, Katie Hobbs, und ihrer Ehefrau Cherelle, die um sie gebangt hatte, während sie in einer russischen Strafkolonie festsass. Mit einem breiten Grinsen und leuchtenden Augen bekannte Griner, es sei «heute anders als eine Basketball-Pressekonferenz», es seien «eine Menge Medien» da.

Griner war nach fast zehnmonatiger Gefangenschaft und monatelangen Verhandlungen zwischen Moskau und Washington im Dezember im Rahmen eines Gefangenenaustauschs gegen den in den USA inhaftierten russischen Waffenhändler Wiktor But freigekommen. Sie war im Februar – kurz vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine – bei ihrer Ankunft am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden, als in ihrem Gepäck sogenannte Vape-Kartuschen mit Cannabis-Öl gefunden wurden.

Brittney Griner während eines Gerichtstermins in Moskau im Sommer 2022.

Griner war in das Land gereist, um während der Spielpause ihres US-Teams für eine russische Mannschaft anzutreten. Ihre Anwälte erklärten, sie habe Cannabis als Schmerzmittel verschrieben bekommen. Später plädierte Griner auf schuldig und wurde zu etwa neun Jahren Haft verurteilt. Die russische Seite hatte klargemacht, dass ein Urteilsspruch einem möglichen Gefangenenaustausch vorangehen müsse. Der Fall erhielt international erhebliche Aufmerksamkeit.

Sie kämpft gegen die Tränen an

Bei dem Termin am Donnerstag bedankte sich Griner bei allen an ihrer Freilassung Beteiligten, darunter US-Präsident Joe Biden. Sie kenne harte Zeiten, sagte die Sportlerin, während sie gegen die Tränen ankämpfte. Man werde im Leben mit Widrigkeiten konfrontiert, doch sei das, was ihr widerfuhr, eine ziemlich grosse Widrigkeit gewesen.

Sie beschrieb auch, wie sie nach der Erfahrung und ihrer Rückkehr in die Heimat noch immer einen Prozess der Anpassung durchlaufe. Als sie das erste Mal wieder einen Basketball in die Hand genommen und gespielt habe, sei sie sich vorgekommen, als sei sie wieder 16 Jahre alt. «Meine Knöchel haben es nicht gemocht, aber es war gut.» Doch sie zog auch einen sportlichen Schlussstrich: Sie wolle nie wieder im Ausland spielen, sagte sie. Die Ausnahme seien Spiele mit dem US-Nationalteam.

Mit der Organisation Bring Our Families Home, die sich für im Ausland gefangene Amerikaner einsetzt und in der sich Griner engagiert, enthüllte die Basketballerin vor dem Footprint Center ein Wandgemälde mit Gesichtern von Menschen, die als Gefangene im Ausland noch immer durchmachen, was auch sie durchmachte. Griner sagte, sie stehe in Kontakt mit der Familie des unter Spionagevorwürfen in Russland eingesperrten «Wall Street Journal»-Reporters Evan Gershkovich.

Mit Blick auf Amerikaner, die sich wie Gershkovich im Ausland in Gefangenschaft befinden, sagte sie: «Niemand sollte unter den Bedingungen leben, die ich durchgemacht habe oder die sie gerade durchmachen.»

DPA