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US-Basketballspielerin Brittney Griner ist frei
«Sie ist in Sicherheit. Sie sitzt in einem Flugzeug. Sie kommt nach Hause»

Die US-amerikanische Basketballspielerin Brittney Griner bei ihrem Strafprozess am 4. August, bei dem sie zu neun Jahren Gefängnis verurteilt wurde wegen Cannabis-Besitz. Nun ist sie auf dem Heimweg.
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Die US-amerikanische Basketballspielerin Brittney Griner und der russische Waffenschieber Wiktor But sind am Donnerstag in einem Gefangenenaustausch zwischen ihren beiden Heimatländern freigekommen. Den Deal machte US-Präsident Joe Biden am Morgen mit einem Tweet publik. «Soeben habe ich mit Brittney Griner telefoniert», schrieb Biden dazu. «Sie ist in Sicherheit. Sie sitzt in einem Flugzeug. Sie kommt nach Hause.» Ein Foto zeigte ihn mit Griners strahlenden Frau Cherelle im Oval Office am Telefon, Vizepräsidentin Kamala Harris und Aussenminister Antony Blinken gleich daneben.

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Nun sass Brittney Griner also endlich in einem Flugzeug Richtung USA, zehn Monate nachdem ihr Unglück seinen Lauf genommen hatte. Die Star-Basketballspielerin wollte am 17. Februar, kurz vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs, in der amerikanischen Off-Season wieder für einen russischen Club spielen. Da fanden russische Beamte bei der Einreise Cannabis-Kartuschen in ihrem Gepäck. Die 32-Jährige wurde festgenommen, und sofort drängte sich der Verdacht auf, dass Russland in der 203 Zentimeter grossen, offen lesbischen afroamerikanischen Sportlerin vor allem ein wertvolles Pfand sah.

Der «Händler des Todes» kommt frei

Als das hat sich Griner nun auch herausgestellt. Russland hat mit Griner Wiktor But freigepresst, den berüchtigten «Händler des Todes», bekannt aus dem gleichnamigen Film mit Nicholas Cage. Der 55-Jährige verkaufte auf der ganzen Welt Waffen an Rebellen und Drogenkartelle, bis er 2008 in Thailand verhaftet und an die USA ausgeliefert wurde. Seit 2012 sitzt er in den USA im Gefängnis. Moskau versucht seit Jahren, ihn freizukriegen – nun konnte But in Abu Dhabi in ein Flugzeug Richtung Russland steigen. Es ist ein hoher symbolischer Preis, den die USA damit für die Freilassung Griners bezahlen müssen – es ist nicht einmal klar, warum Russland ihn unbedingt zurückwill, mutmasslich, weil er gute Verbindungen in den Geheimdienstapparat pflegt und den Amerikanern keine Informationen darüber weitergereicht hat.

Der russische Waffenschieber Wiktor But in einer Aufnahme von 2008, als er in Thailand festgenommen wurde.

Über But sagte US-Präsident Biden darum kein Wort, als er wenig später mit Cherelle Griner im Oval Office vor die Fernsehkameras trat. Er habe stets gesagt, er werde alles tun, um Brittney Griner nach Hause zu bringen, sagte er. Ihm sei das ein Herzensanliegen. Das nimmt man Biden durchaus ab, und Cherelle Griner bedankte sich bei dem US-Präsidenten und seinen Leuten.

Es fühlte sich persönlich an

Doch im Fall Griner war ihm und seiner Administration auch gar nichts anderes übrig geblieben, als alle Hebel in Bewegung zu setzen. Griners Angehörige und die Frauen-Basketball-Liga hatten viel öffentlichen Druck auf Biden aufgebaut, den der Präsident in seiner Ansprache sogar erwähnte. Eine derartige öffentliche Kampagne ist eine ungewöhnliche Entwicklung in einem solchen Fall, bei dem nicht nur die Amerikaner sonst stets mit Diskretion und Verhandlungen hinter den Kulissen vorgehen. «Ihr alle habt eine der dunkelsten Zeiten in meinem Leben mitverfolgt, und so stehe ich heute hier, überwältigt von Gefühlen», sagte Cherelle Griner.

Für viele junge Amerikanerinnen und Amerikaner fühlte sich Griners Schicksal sehr persönlich an: die erfolgreichste Basketballspielerin der Nation, verhaftet aus dem Nichts, wegen Cannabis, für das sie ein medizinisches Rezept besass, als Afroamerikanerin und Lesbe in einem Land, in dem Rechte von LGBTQ-Menschen systematisch missachtet werden: Das war nicht nur ein Angriff auf die Rechte einer einzelnen Frau, das war ein Angriff auf das gesamte freiheitliche Amerika.

Ein weiterer Amerikaner sitzt noch in Moskau

Die Kampagne nahm Fahrt auf, als Griner im August zu neun Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt wurde. Dort sass sie seit November ein und verlor laut ihren Anwälten die Zuversicht, überhaupt noch freizukommen. Lediglich eine Stunde täglich durfte sie in den Hof gehen, den Rest des Tages teilte sie sich eine Zelle mit zwei anderen Gefangenen. Immerhin erhielt die Basketballerin ein besonders langes Bett.

Während Biden sich am Donnerstag sichtlich darüber freute, dass Griner nun nach Hause kommen kann, war seine Medienkonferenz alles andere als ein Jubelanlass: Mit Paul Whelan sitzt ein zweiter Amerikaner immer noch in russischer Haft. Der frühere US-Marine wurde 2019 in Moskau verhaftet, Russland wirft ihm Spionage vor. Biden wollte Whelan zusammen mit Griner nach Hause holen. Doch Russland behaupte aus unerfindlichen Gründen, die beiden Fälle seien ganz anders gelagert, beklagte sich Biden. Er versprach, sich dafür einzusetzen, dass Whelan Griner bald folgen könne.