Sorgen um Brittney Griner«Sie steht für alles, was Putin hasst»
Die US-Basketballerin ist schwarz, lesbisch, stolz – und sitzt seit wenigen Wochen in russischer Haft. Nun befürchten viele, dass Russland sie als Pfand einsetzt.
Mit Drogen im Gepäck zu fliegen, ist nie eine gute Idee. Im Fall von Brittney Griner könnte es nun richtig teuer werden. Die US-Amerikanerin wurde am Moskauer Flughafen Scheremetjewo verhaftet, nachdem in ihrem Gepäck angeblich Patronen mit Haschisch-Öl gefunden worden waren. Die Verhaftung geschah im Laufe des Februars, bewiesen ist noch nichts. Details gab die Zollbehörde keine bekannt, der Drogenbesitz könnte genauso gut ein Vorwand sein. Der Besitz von Haschisch-Öl kann in Russland mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren bestraft werden.
Für Griner kommt erschwerend dazu, dass kurz nach ihrer Verhaftung Russland der Ukraine den Krieg erklärte und ins Nachbarland einmarschierte. Die meisten Länder der Welt verurteilen den Angriff und verhängten Sanktionen gegen die Grossmacht, die seither weitestgehend isoliert ist.
Bei den Angehörigen und Fans der 30-Jährigen wächst nun die Sorge, dass Griner von Russland als Pfand eingesetzt werden könnte. Dieses Wort nennt auch Evelyn Farkas, einst hochrangige Offizielle im US-Verteidigungsministerium. Zu «Yahoo News» sagt sie: «Wenn wir sie frei haben wollen, wird Russland dafür etwas bekommen wollen. Ich befürchte, sie werden sie als Hebel einsetzen.»
Sie spielte in den USA, in China und Russland
Griner ist zweifache Olympiasiegerin und zweimalige Weltmeisterin mit dem US-Team, gewann 2014 den Titel in der Women’s NBA (WNBA) und wurde siebenmal ins All-Star-Team gewählt. Sie ist eine der bekanntesten Basketballerinnen der Welt. Am verhängnisvollen Tag ihrer Verhaftung wollte sie von Moskau in ihre Heimat fliegen, weil sie während der Saisonpause in der WNBA für das russische Team aus Jekaterinburg aufläuft.
Vereinzelte Politiker im US-Kongress spekulieren, dass Russland in ihr ein Mittel zum Zweck für Verhandlungen mit den USA gesehen habe. Der Fall beschäftigt inzwischen auch die Regierung von Präsident Joe Biden. «Wann immer eine Amerikanerin verhaftet wird, irgendwo auf der Welt, werden wir sie unterstützen, wie wir nur können», sagt Aussenminister Antony Blinken beim Staatsbesuch in Moldau.
Für Russlands Präsident Wladimir Putin ist Griner ein offensichtliches Opfer. Nicht nur ist sie Amerikanerin, sie ist ausserdem schwarz und seit neun Jahren offen homosexuell. 2015 hat sie geheiratet. «Sie spricht ihre Erfahrungen als lesbische, stolze, schwarze Frau an und repräsentiert damit die offene Gesellschaft. Sie steht für alles, was Putin hasst», sagt Christa Wirth. Die Schweizerin arbeitet als Geschichtsprofessorin an der Universität Agder in Norwegen und forscht zur Geschichte der USA und zum Kalten Krieg. Auch als ehemalige Basketball-Nationalspielerin beschäftigt sie der Fall sehr.
«Sie befindet sich in einer sehr gefährlichen Situation», denkt Wirth. «Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie zu einem Druckmittel für die russische Regierung wird und damit zum Spielball zwischen Russland und den USA.» Der Fall Griner erinnert sie an den von Trevor Reed, einem ehemaligen US-Marine, der 2020 nach einer Ferienreise unter fadenscheinigen Gründen zu neun Jahren Haft verurteilt wurde.
Bei einer Messerattacke verletzt
Griner stammt aus dem konservativen Texas und traf wegen ihrer pluralistischen Werte immer wieder auf Widerstände. Teilweise sehr bewusst. So wählte sie für ihr Studium die Baylor-Universität, eine fundamental christliche Hochschule in Waco, Texas. Wie sie selbst einmal sagte, hat sie während ihrer Schulzeit Mobbing erlebt; ihre psychische Gesundheit habe darunter gelitten. Später, als Profi in der WNBA, spielte sie vor ihrer Zeit in Jekaterinburg ausserdem in China, auch dazu zwang sie niemand. Doch auch in den beiden Ländern war sie extremen Anfeindungen ausgesetzt, 2014 wurde sie in China bei einer Messerattacke verletzt.
Christa Wirth sagt: «In sehr konservativen Regionen wird sie angefeindet und zur Projektionsfläche christlich-nationalistischer Ressentiments gegenüber einer pluralistischen Gesellschaft.» Trotzdem kehrte Griner auch 2021 für ein weiteres Jahr nach Russland zurück, ihr insgesamt fünftes.
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