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Meinung

Kommentar zu Geothermie-Protesten
Im Jura gefährden Einzelne mit ihrer Ignoranz das Wohl des Landes

Geothermiegegner interessiert wenig, wie es nach der Abschaltung der verbleibenden Atomkraftwerke für die Schweiz weitergeht. 
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Angst und Misstrauen treiben den jurassischen Volksaufstand gegen ein Geothermieprojekt in Haute-Sorne an. Das Interesse an einer sicheren Energieversorgung in der Schweiz spielt offenbar eine untergeordnete Rolle. Für Fakten scheinen die Projektgegner kaum mehr empfänglich. Stattdessen kursieren Verschwörungstheorien und Vergiftungsängste. Den Gegnerinnen und Gegnern sind auch widerrechtliche Mittel recht, um Entscheidungsträger einzuschüchtern oder direkt vom Feld zu jagen.

Versuche, die Geothermie als neue Formen der Stromproduktion zu etablieren, sind aus ihrer Sicht nicht nötig, schliesslich floss noch immer Strom aus jurassischen Steckdosen, und eine Notlage kündigt sich nicht an. Die Gegner interessiert nicht, ob die Elektronen in der heimischen Steckdose von einem der Atomkraftwerke in Leibstadt, Gösgen oder Beznau stammen oder gar von einem maroden französischen Kraftwerk, geschweige denn wie Anwohner von AKW angesichts der ständigen Gefahr eines Nuklearunfalls leben.

Die Schweiz will und muss den Atomstrom ersetzen und parallel zum Nuklearausstieg ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringern.

Ihr Egoismus scheint grenzenlos, und das über die Gemeindegrenzen von Haute-Sorne hinaus. Man ignoriert, dass für die Schweiz der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie näher rückt. Rund 20 Terawattstunden produzieren die AKW jährlich, bei einem Gesamtenergieverbrauch von 60 Terawattstunden. Die Schweiz will und muss den Atomstrom ersetzen und parallel zum Nuklearausstieg ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringern. Das geht nur, wenn das Land konsequent auf die Produktion erneuerbarer Energien setzt. Dazu hat sich das Stimmvolk mit seinem Ja zum revidierten Energiegesetz bekannt. Neben der Wasserkraft gehören dazu Sonne, Holz, Biomasse, Wind und Geothermie. Der Druck ist gross, die Zeit knapp.

Nicht alle Energieformen sind gleich effizient. Das derzeit riesige Interesse an Fotovoltaikanlagen ist ein gutes Zeichen. Aber eine PV-Anlage produziert 77 Prozent ihrer jährlichen Gesamtleistung im Sommer und nur 22 Prozent im Winter. Überschüssige Solarenergie ist schwer und vor allem kostspielig zu speichern. Auch die Windenergie ist wenig beständig – aus bekannten Gründen. 

Wirtschaftlich wurde dem Jura der rote Teppich ausgelegt.

Es gibt Alternativtechnologien, die jetzt entwickelt werden müssen. Dazu zählt die Geothermie. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der jurassische Untergrund so beschaffen ist, dass man kilometerlange Löcher in den Boden bohren kann, um Tag und Nacht kaltes Wasser in den Untergrund zu pumpen und heisses Wasser zurückzugewinnen und so Turbinen anzutreiben, die Strom produzieren. In der Schweiz wurden solche Gesteinsschichten bislang nicht gefunden. Anders in Süddeutschland und in den USA. Dort gilt die Geothermie bereits als vielversprechende Technologie der Zukunft. Projekte sind weit fortgeschritten.

Natürlich gibt es in der Wissenschaft kein Nullrisiko, und es ist den Projektgegnern zugutezuhalten, dass sie Sicherheitsgarantien einfordern. Das Geothermie-Pilotprojekt in Haute-Sorne könnte auch scheitern, wie die Versuche in Basel und St. Gallen. Doch aus den gescheiterten Projekten wurden Lehren gezogen und Technologien für Tiefenbohrungen weiterentwickelt. Nirgends sind bleibende Schäden bekannt.

Wirtschaftlich wurde dem Jura ohnehin der rote Teppich ausgelegt. Obwohl Investitionsgelder von Energieproduzenten in Zürich, Baselland und Bern und Subventionsgelder des Bundes ins Geothermieprojekt fliessen, wurde das Unternehmen Geo-Energie Suisse Jura gegründet. Falls die Geothermie im Jura funktioniert, können der Kanton Jura und die Gemeinde Haute-Sorne in das Unternehmen einsteigen und sind finanziell am Erfolg beteiligt. Zum Wohl der Schweiz sollten jurassische Politiker und Staatsangestellte die Projektgegner zur Räson bringen.