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Interview mit Gesundheitsdirektor
«Im absoluten Krisenfall ziehen wir von Privatkliniken Personal ab»

Der Neuenburger Gesundheitsdirektor Laurent Kurth hat in seinem Kanton die höchste Impfquote der Schweiz. Um eine Überlastung des Kantonsspitals zu verhindern, traf seine Regierung nun scharfe Schutzmassnahmen . 
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Im Kanton Neuenburg gelten seit Montag die härtesten Corona-Schutzmassnahmen der Schweiz. Während der Bundesrat noch über schärfere Massnahmen nachdenkt, verlangt die Neuenburger Regierung 2-G in Restaurants, eine allgemeine Maskenpflicht an allen Aussenveranstaltungen wie Märkten und auf zehn Personen limitierte Privatveranstaltungen.

Herr Kurth, der Kanton Neuenburg hat die höchste Impfquote aller Kantone und hat dieses Wochenende trotzdem die härtesten Schutzmassnahmen ergriffen. Wie passt das zusammen?

Nur wegen der guten Impfquote haben wir im schweizweiten Vergleich sehr tiefe Infektionszahlen. Die Impfung hat also einen positiven Effekt. Trotzdem stellen wir fest, dass der Druck auf unser Kantonsspital gestiegen ist und weiter zunehmen wird. Corona-Patienten mit schweren Verläufen werden bekanntlich erst zehn bis fünfzehn Tage nach der Infektion ins Spital eingeliefert. Letzten Donnerstag mussten wir Altersheime und unsere Ambulanzteams bereits anweisen, nur noch schwer Erkrankte ins Spital einzuliefern. Angesichts dieser Situation entschied die Kantonsregierung: Besser, wir stoppen jetzt!

Sie schlossen auch zwei Operationssäle.

Ein Teil der Wahleingriffe wird derzeit verschoben, um das Personal zu schützen. Wir sprechen von zwanzig Operationen pro Woche.

Sind Sie bereits auf die Hilfe der Privatkliniken angewiesen?

Wir haben die Klinken vorgewarnt, dass sie allenfalls Corona-Patienten übernehmen müssen. Der Staatsrat hat zu einem früheren Zeitpunkt der Pandemie per Dekret beschlossen, dass er im absoluten Krisenfall Pflegepersonal aus den Privatklinken abziehen oder von den Klinken verlangen kann, sich ausschliesslich um die Versorgung von Corona-Patienten zu kümmern.

Wie reagiert die Neuenburger Bevölkerung auf die Verschärfung der Schutzmassnahmen, wenn man bedenkt, dass kein anderer Kanton mehr Geimpfte hat?

Ich stelle auch in Neuenburg starke gesellschaftliche Spannungen zwischen Geimpften und Ungeimpften fest. Uns war aber wichtig, nicht nur Massnahmen gegen Ungeimpfte zu ergreifen, und vor allem, die Massnahmen zeitlich zu begrenzen. In Restaurants gilt neu die 2-G-Pflicht. Masken müssen mittlerweile bei allen Aussenveranstaltungen ohne Zertifikatspflicht getragen werden. Die Begrenzung auf zehn Personen bei Privat- und Familientreffen gilt zudem nicht nur für Ungeimpfte.

Trotzdem, drücken die Massnahmen nicht auf die Motivation, sich boostern zu lassen?

Nein, wir registrieren eine grosse Nachfrage nach der dritten Impfdosis. Das Problem ist, dass noch nicht alle Geimpften wissen, dass sie eine Auffrischimpfung brauchen. Andere denken wiederum, sie könnten warten, bis ein Impfstoff verfügbar ist, der auch gegen die Omikron-Variante wirkt. Aber ich bin zuversichtlich, dass es mit der Booster-Impfung jetzt vorwärtsgeht und wir unsere gute Impfquote halten können. Die Vorarbeit wirkt. In Neuenburg haben wir zum Beispiel Kurse angeboten, um den Leuten mit einer Spritzenphobie die Angst zu nehmen. Und wir haben mit Unternehmen zusammengearbeitet, um für die Schutzimpfung zu werben.

Und nun kommt Ihnen die Armee zur Hilfe.

Wir haben um die Unterstützung der Armee gebeten. Ob wir Hilfe bekommen, dürften wir bis Mitte Woche wissen.

Wie steht es um vorzeitige Schulschliessungen vor den Weihnachtsferien?

Ich halte Schulschliessungen für problematisch. Wir sollten Kinder und Jugendliche in der Pandemie nicht zu sehr belasten. Die aktuelle Maskenpflicht ab der Oberstufe und gezielte Tests bei Corona-Fällen halte ich für angemessen. Schliessen wir Schulen, verlagern sich die Problem an andere Orte wie Kinderkrippen oder ausserschulische Angebote.

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