Anstössige KolumneIhr Mann beschert der Diplomatin Ärger
Die Schweizer Botschafterin Marion Weichelt Krupski muss sich der Regierung in Senegal erklären. Der Grund: undiplomatische Worte ihres Ehemanns über reiche afrikanische Jugendliche.
Immer wieder schreibt Waldemar Krupski über sein Leben als Diplomatengatte. In seiner Kolumne im «Urner Wochenblatt» schilderte er etwa, wie er seinen Sohn in Dakar dazu brachte, eine Woche lang auf die Playstation zu verzichten. Oder er beschrieb, wie es ihm in den Skiferien in Andermatt mit der Familie gefiel – harmlose Themen.
Doch jetzt hat ein Text von Waldemar Krupski einen diplomatischen Eklat ausgelöst. Die senegalesische Regierung hat seine Frau, die Schweizer Botschafterin Marion Weichelt Krupski, einbestellt. Die Äusserungen ihres Ehegatten stellten eine eklatante Verletzung der Höflichkeit und der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten dar, schreibt das senegalesische Aussenministerium in einem Communiqué. «Das kann in Zukunft nicht mehr toleriert werden.»
Die Kolumne von Waldemar Krupski, schon im März erschienen, handelt von William und Brandon. Die beiden kamerunischen Zwillinge nahmen an einem Schüler-Basketballturnier teil und verbrachten vier Tage bei der Familie der Botschafterin in Dakar. «Manieren? Keine!», schreibt Krupski. Im Garten habe er drei Plastikflaschen gefunden, welche die beiden 17-Jährigen achtlos weggeworfen hatten. «Eau Mineral Naturelle des Alpes» sei es gewesen, ein teures Wässerchen.
Die beiden Zwillinge hätten sich wie Spieler der Fussball-Nati benommen. Aus dem Kühlschrank holten sie ungefragt Schokolade. Und nachdem Waldemar Krupski am Morgen hatte warten müssen, weil sie zu lange duschten, liess er sie ganz undiplomatisch wissen: «Ihr habt noch genau drei Minuten Zeit, bis ihr im Auto sitzt.» Der Mann der Schweizer Botschafterin kommt zum Schluss: «William und Brandon sind ein Teil von Afrikas Elite von morgen!»
Senegalesische Medien haben die Kolumne auf Französisch übersetzt und als rassistisch und kolonialistisch eingestuft. Der Mann von Marion Weichelt Krupski habe eindeutig eine Grenze überschritten. Die Lehrergewerkschaft prangerte ihn in einem Brief an: «Afrika lässt sich nicht mehr beschimpfen.» Der Artikel zeuge von Arroganz gegenüber der lokalen Bevölkerung. Die Regierung Senegals geht derweil nicht so weit. Das Wort Rassismus erscheint in der Mitteilung nicht.
Marion Weichelt Krupski will zum Vorfall keine Stellung nehmen. 2016 wurde die Rechtswissenschaftlerin zur Botschafterin von Senegal bestimmt. Zuvor arbeitete sie in Washington, Neuseeland und Berlin für das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Auch Waldemar Krupski, ihr Ehemann, will den Artikel nicht kommentieren. Der Sozialpädagoge bezeichnet sich auf seiner Website als emanzipierten Hausmann und Coach. Er mache den Haushalt und berate online von Dakar aus Menschen in der Schweiz.
«Afrika lässt sich nicht mehr beschimpfen.»
Das EDA schreibt auf Anfrage: «Die Aussagen von Waldemar Krupski wurden in privater Eigenschaft verfasst.» Sie würden sich nicht auf die Schweizer Aussenpolitik beziehen. Der Austausch des senegalesischen Aussenministeriums mit Marion Weichelt Krupski sei konstruktiv verlaufen, die bilateralen Beziehungen seien durch den Vorfall nicht beeinträchtigt.
Der Verhaltenskodex des EDA schreibt vor, wie sich Botschaftsmitarbeitende zu verhalten haben. So sollen sie beispielsweise eine hohe Sensibilität für interkulturelle Kontexte zeigen und sich respektvoll verhalten. Das gelte nicht nur für Botschafterinnen, sondern auch für deren Begleitpersonen.
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