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US-Milliardär Joe Mansueto
Ihm verdankt Shaqiri sein Traumsalär

Erstmals auf Besuch im Tessin: Joe Mansueto, seit August 2021 Eigentümer des FC Lugano.
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Das ist er also. Der Mann, der innerhalb weniger Monate zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten des Schweizer Fussballs geworden ist: Joe Mansueto, Eigentümer des Cupsiegers Lugano, bei Chicago Fire Arbeitgeber des unverzichtbarsten Spielers der Schweizer Nationalmannschaft, Xherdan Shaqiri.

Acht Monate ist es her, seit der US-Amerikaner die Aktien der F. C. Lugano SA und damit seinen zweiten Fussballclub gekauft hat. Jetzt schaut er erstmals im Tessin vorbei. Strickjäckchen, unauffälliges Hemd, dunkle Turnschuhe mit weisser Sohle – Mansuetos aktuelles Vermögen mag von «Forbes» auf 5,3 Milliarden Dollar geschätzt werden. Seinen Reichtum kehrt er deswegen nicht nach aussen.

Sowieso hinterlässt der 65-Jährige bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in der Schweiz einen fast schon verblüffend vernünftigen Eindruck. «Geduld» scheint eines seiner Lieblingswörter zu sein. Ein Ausdruck, der im europäischen Profifussball unter Artenschutz gestellt gehört.

Wo andere ausländische Investoren in der Super League von Spitzenplätzen und europäischen Ambitionen reden, will sich Mansueto «Schritt für Schritt verbessern – dann ist man am Ende auch recht weit oben».

Er macht Shaqiri zum bestbezahlten Fussballer der US-Geschichte

Der Unterschied zu den vollmundigen Ankündigungen von Ineos in Lausanne und den chinesischen Besitzern der Grasshoppers: Mansuetos Lugano hat mit dem Cuptitel tatsächlich schon etwas gewonnen. Vermutlich auch, weil er nicht das Gefühl hatte, von einem Tag auf den anderen alles anders machen zu müssen. Und weil er von Projektleiter Georg Heitz über CEO Martin Blaser bis zum Trainer Mattia Croci-Torti auf Menschen setzte, die sich im Schweizer Fussball auskennen.

Nun ist es einfach, Wasser zu predigen und Wein zu trinken. Mansueto hat sich nach seinem Rückzug aus seiner Firma Morningstar vorgenommen, in Dinge zu investieren, «für die ich eine Leidenschaft verspüre». Mit der Verpflichtung von Shaqiri hat er bewiesen, dass er dafür durchaus bereit ist, sein Portemonnaie zu öffnen. Rund 8 Millionen Franken Lohn erhält der Schweizer in einem Jahr in Chicago. Er ist damit der bestverdienende Spieler in der Geschichte der Major League Soccer.

Kennen sich aus gemeinsamen Tagen beim FC Basel: Xherdan Shaqiri und Chicagos Sportdirektor Georg Heitz bei der Präsentation der Nummer 10 im Februar. 

Auch über die neue finanzielle Potenz von Lugano wird in der Szene geredet. Beim FC Zürich ist zu hören, Ousmane Doumbia wechsle ins Tessin, weil ihm dort der doppelte Lohn geboten werde. Etwas, das in Lugano vehement bestritten wird.

Die Lust der Lugano-Spieler auf höhere Löhne

Fakt ist, dass die Übernahme durch den US-Milliardär für glänzende Augen bei den aktuellen Lugano-Spielern und entsprechende Unruhe in der Garderobe gesorgt hat. Manch einer roch die Chance auf eine nette Lohnerhöhung.

Fakt ist aber auch, dass Spieler wie Olivier Custodio oder Flügelrenner Numa Lavanchy keinen neuen Vertrag erhalten haben. Dass der tolle Mittelfeldspieler Sandi Lovric weiterzieht zu Udinese in die Serie A. Und dass wohl auch Stürmertrouvaille Zan Celar nach bloss einer Saison nicht gehalten werden kann. Alles kleine Hinweise darauf, dass am Luganersee keine Fantasielöhne bezahlt werden.

«Fussball kann sehr unvernünftig sein. Ich versuche, finanziell rational zu bleiben.» 

Joe Mansueto

«Fussball kann sehr irrational sein», sagt Mansueto mit feinem Lächeln, «gerade, wenn Geld aus dem arabischen Raum im Spiel ist.» Er selber mag da nur bedingt mitspielen: «Ich versuche, finanziell rational zu bleiben.»

Natürlich sei er derzeit in Lugano trotzdem eher im «Investment-Modus», gibt Mansueto dann aber schon zu. Die Aussage ist leichtes Understatement. Lugano stand unter Vorbesitzer Angelo Renzetti kurz vor dem Konkurs. Ohne den Verkauf hätte die Super League vermutlich nicht mit zehn Vereinen zu Ende gespielt werden können.

Für das Jahr 2021 hat der FC Lugano einen Verlust von 6,3 Millionen Franken ausgewiesen. Im Cornaredo verlieren sich pro Heimspiel im Schnitt keine 3000 Zuschauer. Gut also, hat die Stadt eben erst dem Bau eines neuen Stadions zugestimmt.

Der Cupsieg hat Euphorie ausgelöst. An normale Heimspiele des FC Lugano aber kommen weniger als 3000 Menschen.

Bis dahin will Mansueto mit Kosmetik mehr für die Heimfans tun. Hier einen Zaun verlegen, dort etwas mit Essensständen versuchen und da vielleicht die Zuschauer näher an den Rasen bringen. Wo andere verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden, sprudelt Mansueto fast vor Ideen, nachdem er das Cornaredo erstmals mit eigenen Augen in seiner ganzen Tristesse gesehen hat.

Ein dritter Club soll noch dazukommen

Irgendwann, da möchte er vielleicht noch einen dritten Club kaufen, um sein Netzwerk auszubauen. Aber Priorität habe das derzeit keine. Erst will er mit Lugano und Chicago lernen, wie die Zusammenarbeit zwischen Vereinen auf verschiedenen Kontinenten in der Realität funktionieren könnte.

Ob er denn mit Chicago auch schon etwas gewonnen habe, wird Mansueto einmal gefragt. Hat er nicht. Der Club ist sogar äusserst erfolglos, hat in seinen ersten zwei Jahren das Playoff verpasst und steht jetzt auf dem letzten Platz seiner Conference.

Aber all das ficht ihn nicht an. Mitarbeiter berichten, wie Mansueto die Fähigkeit hat, nach jeder Niederlage immer noch etwas Positives am Spiel seiner Teams zu entdecken. Und so verströmt er diesen unverrückbaren Glauben an eine bessere Zukunft, den es vielleicht nur in den USA gibt: «Wissen Sie, ich bin ja auch erst vor drei Jahren in Chicago eingestiegen. Solche Dinge brauchen Zeit.»

Es sind Sätze, die in Lugano den Glauben daran stärken, dass der frische Besitzer wirklich kein kurzes Abenteuer sucht. Joe Mansueto scheint tatsächlich gekommen zu sein, um zu bleiben.

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