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Interview mit Christian Wohlwend
«Ich wollte nicht entlassen werden, weil ich zu lieb war»

Nach dreieinhalb Jahren in Davos entlassen: Christian Wohlwend, aufgenommen am 28. Dezember 2022 beim 2:9 gegen Sparta Prag am Spengler-Cup.
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Christian Wohlwend, wie haben Sie die Entlassung aufgenommen?

Mir geht es gut. Es war ja nicht etwas, das aus heiterem Himmel erfolgte. Ich sage immer: Es kommt immer alles so, wie es kommen muss. Darauf vertraue ich, darum bin ich nicht zu Tode betrübt.

Sie rechneten also mit der Entlassung?

Der Entscheid über meinen Vertrag wurde in den letzten Monaten immer wieder hinausgezögert. Natürlich merkst du irgendwann, dass es in diese Richtung gehen könnte.

«Ich challenge die Spieler konstant»

Was wird Ihnen vom Club vorgeworfen?

Ich las kürzlich zur Entlassung von Rikard Grönborg beim ZSC Folgendes: Captain Patrick Geering bemängelte, dass der Trainer keine Kritik angebracht habe, dass schlechte Leistungen keine Konsequenzen gehabt hätten und die Spieler darum nicht gewusst hätten, woran sie sind. Bei mir hiess es das Umgekehrte: Ich soll den Spielern häufig auf die Nerven gegangen sein. Aber ich sagte mir immer: Wenn ich einmal entlassen werde, dann soll es nicht sein, weil ich zu lieb war.

Sie waren also zu böse?

Ich challenge die Spieler konstant. Wenn jemand nicht performt, musst du es auf den Punkt bringen. Natürlich hören das nicht alle gerne. Dann kommt es vor, dass Einzelne enttäuscht oder wütend sind. Zwischenmenschlich stimmte es aber immer zwischen mir und der Mannschaft. Und obwohl die Spieler zuletzt auch spürten, dass es mit uns wohl nicht weitergehen wird, haben sie sich bis zum letzten Spiel zerrissen fürs Team. Wir haben so oft Rückstände aufgeholt. Das wäre unmöglich gewesen, wenn es zwischen mir und der Mannschaft nicht gestimmt hätte.

«Natürlich gab es immer wieder unzufriedene. Das ist doch normal.»

Wie haben die Spieler nun reagiert?

Ich habe viele liebe SMS erhalten, auch von ehemaligen Spielern. Das zeigt mir: Ja, ich bin herausfordernd. Aber all diese Spieler hätten mir nicht geschrieben, wenn es völlig nicht gepasst hätte zwischen mir und ihnen.

Sie haben also nicht die Mannschaft verloren?

Natürlich gab es immer wieder Unzufriedene. Das ist doch normal. Es kam vor, dass ein Spieler wütend war auf mich wegen der Eiszeit oder wegen der Rolle. Dann erhielt er eine neue Rolle, und es stimmte wieder. Darum lasse ich es nicht gelten, dass es grundsätzlich nicht mehr stimmte.

Es wurde also Ihnen vorgeworfen, zu direkt und zu herausfordernd zu sein?

Man sagte mir auch, dass sie nach vier Jahren einen neuen Impuls wollen. Das ist für mich auch okay, das kann ich akzeptieren. Unser Gespräch heute Morgen war sehr kurz. Wichtig ist mir aber auch zu betonen: Ich habe nichts Schlechtes zu sagen über Spieler oder Organisation. Ich bin einfach nur dankbar, dass ich fast vier Jahre beim HC Davos Headcoach sein durfte.

«Dass ich die Flaschen aufs Eis warf, war nicht gut. Dass ich die Fans beim Spengler-Cup kritisierte, auch nicht.»

Was werfen Sie sich selber vor?

Dass ich die Flaschen aufs Eis warf, war nicht gut. Dass ich die Fans beim Spengler-Cup kritisierte, auch nicht. Sie waren ja sonst immer sensationell und laut. Und ja, wie erwähnt: Es gab Fälle, in denen es mit einzelnen Spielern nicht immer klappte. Aber da bleibe ich dabei: Das ist normal, das kann es geben. Ich entschied immer zum Wohle der Mannschaft und nicht gegen einzelne Personen.

Wie geht es für Sie weiter?

Das weiss ich noch nicht. Meine Devise ist: Der Mensch plant, das Schicksal lacht darüber. Es ist noch zu früh für neue Ziele.

Wie nahe gingen Ihnen die letzten Tage und Wochen?

Ich achtete immer auf den Umgang mit den Spielern. Wenn ich gespürt hätte, dass die Spieler komisch auf mich reagiert hätten, und sei es bloss mit einzelnen Blicken, dann hätte ich schon vorher gesagt: Gut, es geht halt nicht mehr, ich erreiche die Mannschaft nicht mehr. Aber die Spieler gaben mir nie dieses Gefühl, nicht ein einziges Mal. Darum geht es mir der Situation entsprechend gut, darum bin ich einfach nur dankbar. Viele gaben mir zu Beginn ja nicht einmal ein Jahr, jetzt wurden es fast vier Jahre.