Der FCZ-Trainer zur Quarantäne«Ich kam mir vor wie in einem Science-Fiction-Film»
Erstmals nach der Quarantäne spielt der FC Zürich unter normalen Umständen. Ludovic Magnin spricht darüber und über die Schlussphase mit fünf Spielen in 13 Tagen.
Ludovic Magnin verfügt über ein reiches Vorstellungsvermögen. Was er nun aber in letzter Zeit erlebt hat, brachte auch den FCZ-Trainer an die Grenzen seiner Fantasie. «Ich kam mir vor wie in einem Science-Fiction-Film», sagt er und schüttelt den Kopf, «ich wäre auch nicht überrascht gewesen, wenn plötzlich noch Roboter oder Monster aufgetaucht wären.»
Magnin ist im Besitz der Uefa-Trainerlizenz und war in den Kursen natürlich auch auf mögliche Krisen vorbereitet worden. Schliesslich gehören diese zum täglichen Brot eines jeden Fussballlehrers. Aber eine solche Abfolge von Hiobsbotschaften wie in den letzten Monaten war natürlich nirgends vorgesehen. «Diese Phase wird ein neues Modul in den Kursen», scherzt Magnin.
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Der 41-Jährige sitzt in der Zürcher Saalsporthalle, so wie eigentlich vor jedem Spiel. Seit dem letzten Vorschaugespräch sind nun aber nicht drei oder vier Tage vergangen, sondern deren elf. Gefühlt sind es mehrere Monate. Mirlind Kryeziu war an jenem 10. Juli als erster positiver Coronafall gemeldet worden, bis Sonntag folgten dann inklusive Präsident Ancillo Canepa neun weitere Fälle in Team und Staff.
Sein FCZ war gut in die Phase nach dem Lockdown gestartet, hatte resultatmässig und spielerisch überzeugt, und blieb in Tuchfühlung mit dem internationalen Geschäft.«Und dann diese zweite Klatsche. Ich bin wohl der erste Trainer der Welt, der so etwas erlebt hat», sagt Magnin mit Galgenhumor.
Gesucht: der Wettkampfrhythmus
Er selber hatte die Pause - wie alle Teammitglieder deren Tests negativ ausfielen - in Quarantäne verbracht, nicht in häuslicher Isolation. Es sei dennoch seltsam gewesen, betont er: «Schon wenn ich den Müll an die Strasse trug, hatte ich Angst, dass es ein Foto gibt.» Das halbe Dutzend positiv getesteter Spieler sei ebenfalls gut durch die Krise gekommen, sagt er weiter.
Nun gilt es, so schnell wie möglich wieder eine kompetitive Mannschaft auf den Platz zu bekommen, ein Team, das in den verbleibenden fünf Runden die internationalen Chancen wahren kann. Magnin denkt, dass nicht der Formverlust an und für sich zum Problem werden kann: «In zehn Tagen verliert man nicht so viel. Schwieriger wird es, nun wieder in den Wettkampfrhythmus zu kommen.»
Vor diesem Hintergrund habe er sich auch dafür entschieden, das Gros der Stammkräfte schon am letzten Samstag bei der 0:5-Niederlage gegen die Young Boys einzusetzen. Um die Gewinnchance gegen die Berner sei es dabei nicht gegangen: «Wir müssen realistisch sein, wir hatten vorher schon mehrere Male in dieser Saison in Bestbesetzung gegen YB klar verloren. Wir konnten nicht damit rechnen, dass wir nun von der Couch kommen und den Meister schlagen. Ich wollte sie einfach mindestens 60 oder 70 Minuten etwas plagen, damit sie nicht gegen Lugano bei null beginnen müssen.»
Magnin erwartet eine Leistungssteigerung
Im Cornaredo rechnet Magnin nicht damit, dass sein Team schon wieder auf dem gleichen Niveau ist wie vor der Zwangspause. Er glaubt aber, dass die zusätzlichen Tage samt zwei gemeinsamen Trainingseinheiten einen positiven Einfluss haben werden: «Ich erwarte eine deutliche Leistungssteigerung.»
Diese ist auch vonnöten, denn unter Maurizio Jacobacci sind die «Bianconeri» äusserst heimstark. Der FC Lugano ist in diesem Kalenderjahr zuhause noch ungeschlagen, und hat unter anderen Basel und die Young Boys besiegt. Und auch die Südtessiner können sich noch leise Chancen auf ein europäisches Ticket ausrechnen. Um diese Hoffnung am Leben zu erhalten, müssten sie aber zwingend gewinnen.
Nicht dabei sein werden im Cornaredo sicher Aiyegun Tosin, Antonio Marchesano, Mimoun Mahi und Vasilje Janjicic. Etwas anders als sonst ist auch die Anreise, die Zürcher werden mit zwei Bussen in den Südkanton fahren. «Und wir werden im Bus wie gewohnt die Masken anbehalten, mehr können wir nicht tun», sagt Magnin.
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