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IAA Mobility
Die deutschen Hersteller sind unter Zugzwang

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Ein Superhirn mit wassergekühltem Chip soll künftig die komplexen Datenströme im Auto meistern.
Mit dem Concept CLA Class zeigt Mercedes, wie man der neuen Konkurrenz aus China künftig gegenübertreten wird.  
Dank der aerodynamischen Form und effizienten Technik soll der CLA bis 750 Kilometer Reichweite schaffen.
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Die chinesischen Autohersteller haben der IAA Mobility, die am vergangenen Sonntag in München zu Ende ging, ihren Stempel aufgedrückt. Der wichtigste Event der deutschen Autoindustrie – er ist nicht nur inhaltlich von einer traditionellen Autoausstellung zur dezentralen, kunterbunten Mobilitätsmesse mutiert, sie hat in diesem Jahr auch schmerzhaft aufgezeigt, dass die Deutschen nun kräftig aufs Gaspedal treten müssen, um mit der neuen Konkurrenz aus dem Reich der Mitte mithalten zu können. «Wir können uns darauf einstellen, dass die Chinesen lange bleiben werden und die Branche mitprägen», schätzt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center für Automotive Research, die Lage ein.

Hinzu kommt, dass die deutschen Hersteller in China, dem grössten Automarkt der Welt, an Boden eingebüsst haben. Ein 63 Milliarden Franken schweres staatliches Förderpaket für «New Energy Vehicles», also Fahrzeuge mit Plug-in-, Batterie- oder Wasserstoffantrieb, setzt dort den deutschen Herstellern zu, deren Elektromodelle sich in China nur schleppend verkaufen. «Mit dem Verbrennergeschäft in China haben die deutschen Autobauer traditionell ihr Geschäft in anderen Bereichen der Welt alimentiert – aktuell werden sie daher kalt erwischt durch die Situation in China», analysiert Philipp Kupferschmidt von der Unternehmensberatung Accenture die Situation. «In der Wahrnehmung der Kunden haben die deutschen Autobauer bei Software und Technik ein Defizit.»

Hochpreismarken preschen vor

Das sieht auch Ferdinand Dudenhöffer so – doch die IAA habe auch gezeigt, dass nun Bewegung ins Spiel komme: «Die deutschen Hersteller haben jetzt verstanden, dass sie sich schneller vom Verbrenner in Richtung Elektroauto bewegen müssen, um da nicht zu verlieren.» Zu sehen ist diese neue Aufbruchstimmung am deutlichsten bei den Hochpreisherstellern BMW und Mercedes, während der VW-Konzern an der Heimmesse einen eher bescheidenen Auftritt hingelegt und mit der Studie eines elektrischen GTI (ab 2026), dem Innenraum des Audi Q6 e-tron und einer Porsche-Designstudie keine bahnbrechenden Neuheiten präsentiert hat. Opel war an der IAA zwar anwesend, sorgte aber nicht für Aufmerksamkeit.

BMW hingegen nutzte die Heimmesse in München, um einen radikalen Umbruch einzuleiten. Mit der seriennahe Studie «Vision Neue Klasse» zeigen die Bayern, wie ihre nächste Generation von Elektroautos ab 2025 aussehen wird. «Der Vision Neue Klasse bündelt unsere Innovationskraft in den zentralen Bereichen Elektrifizierung, Digitalisierung und Zirkularität», umschreibt es Konzernchef Oliver Zipse. 30 Prozent mehr Reichweite, 30 Prozent schnelleres Laden und 25 Prozent mehr Effizienz sollen die neuen Modelle künftig bieten – und eine neue Form von Head-up-Display, das Inhalte über die gesamte Breite der Windschutzscheibe projiziert und das von allen Sitzen aus gesehen werden kann.

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Das Head-up-Display, das Inhalte über die gesamte Breite der Windschutzscheibe projiziert, kommt 2025 in Serie.
Radikal neu: BMW hat mit dem Vision Neue Klasse das neue Marken-Design präsentiert.
Die schnörkellos gezeichnete Limousine im 3er-Format zitiert die Neue Klasse aus den 1960er-Jahren.

Die Bezeichnung Neue Klasse ist dafür bezeichnend: Sie ist eine Hommage an die Neue Klasse der 1960er-Jahre, die BMW in der Nachkriegszeit von einem drohenden Konkurs rettete. So dramatisch wie damals ist die heutige Situation zwar nicht, dennoch symbolisiert die Namensgebung den radikalen Umbruch, den die Münchener nun vollziehen. «Mit der Neuen Klasse haben wir das grösste Investment in der Unternehmensgeschichte gestartet», betont Entwicklungsvorstand Frank Weber. «Wir schreiben nicht nur das nächste Kapitel von BMW, sondern ein neues Buch.» Das sieht man auch deutlich am neuen Marken-Design: Die schnörkellos gezeichnete Limousine im 3er-Format, dessen Proportionen die Neue Klasse aus den Sechzigern zitiert, macht Schluss mit wuchtigen Kanten, zerklüfteten Schürzen und der Tendenz zu immer noch grösseren Kühlergrills. Auch das wird der Marke guttun.

Digitaler Bereich wird entscheidend

Etwas weniger radikal, aber dennoch unmissverständlich strebt auch Mercedes in die elektrische Zukunft. Die Stuttgarter haben in München ihre neue modulare Plattform MMA (Mercedes-Benz Modular Architecture) und damit die Grundlage ihrer kommenden Elektromodelle vorgestellt. Wie das erste Modell darauf aussehen wird, zeigt die seriennahe Studie Concept CLA Class: aerodynamisch rundgeschliffen und faltenlos, dafür aber mit viel Bling-Bling. Mercedes fokussiert sich künftig auf den Luxus-Bereich, die A- und B-Klasse werden gestrichen, der CLA wird ab 2025 das neue Einstiegsmodell. Vier weitere Modellvarianten auf dieser Basis, darunter ein Shooting Brake und zwei SUV, wurden bereits angekündigt.

Dank der neuen 800-Volt-Plattform können die künftigen Mercedes-Stromer ihre Akkus mit bis zu 250 kW laden und so an einer entsprechenden Schnellladesäule 400 Kilometer Reichweite in 15 Minuten nachtanken. Und weil alle Details auf Effizienz getrimmt wurden, soll die Serienversion einen Durchschnittsverbrauch von 12 kWh auf 100 Kilometer sowie eine Normreichweite bis 750 Kilometer schaffen. Ein wichtiger Bestandteil der neuen Fahrzeugarchitektur ist ein Hochleistungscomputer mit wassergekühltem Chip, der das selbst entwickelte Betriebssystem MB.OS betreibt und der die immer grösseren und komplexeren Datenströme der vollvernetzten Infotainment-Welt, KI-Funktionen, immersiven Sounderlebnisse sowie immer aufwendigeren Assistenzsysteme meistern kann. Denn auch im digitalen Bereich müssen die deutschen Hersteller nun mächtig Gas geben, um mit der neuen Konkurrenz aus China künftig noch mithalten zu können.

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Der ID.2 GTI wartet mit der typischen GTI-DNA auf.
VW hat derweil lediglich einen Ausblick auf das erste batterieelektrische GTI-Modell gegeben, das frühestens 2026 in Serie kommen wird.
Die Studie ist 4,10 Meter lang, 1,84 Meter breit und 1,50 Meter hoch, entspricht also den Abmessungen des ID.2.