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Helene wütet in den USA
Hurrikan fordert über 160 Tote und wird zum Wahlkampf­thema

Crews work to clean up the tons of sand and debris pushed onto Gulf Boulevard from Hurricane Helene storm surge, Saturday, Sept. 28, 2024, in Madeira Beach, Fla. (Luis Santana/Tampa Bay Times via AP)
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Die Zahl der Todesopfer durch den Hurrikan «Helene» im Südosten der USA ist gemäss der Nachrichtenagentur AFP auf mindestens 162 angestiegen. Der Gouverneur von Georgia, Brian Kemp, sagte am Montag auf einer Pressekonferenz, dass alleine in seinem Bundesstaat acht weitere Leichen gefunden worden seien und die Opferzahl sich damit auf 25 belaufe. Ein Bezirk in North Carolina, zu dem der Bergsportort Asheville gehört, meldete am Montag 40 Tote. Aus der Luft, mit Lastwagen und sogar mit Hilfslieferungen auf Eseln wurden die Bewohner von Asheville mit dem Nötigsten versorgt.

Helene hatte eine Schneise der Verwüstung durch sechs Bundesstaaten gezogen, von Floridas Golfküste bis zu den Appalachen in Virginia. Die Befürchtung ist gross, dass die Opferzahl noch steigen könnte. Die Heimatschutzberaterin des Weissen Hauses, Liz Sherwood-Randall, sagte am Montag, dass von bis zu 600 Menschen in den betroffenen Regionen nicht klar sei, wo sie sich aufhielten. Es sei möglich, dass einige von ihnen tot seien.

Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema teilte am Montag mit, dass nach wie vor Hunderte Strassen im Westen North Carolinas gesperrt seien. Mehr als 1000 Menschen seien in Notunterkünften untergebracht worden. In einigen abgelegenen Gegenden standen die Menschen am Montag an, um Trinkwasser zu bekommen. Strom und Handynetze funktionierten vielerorts nicht.

Helene war «extrem gefährlich»

Helene war am späten Donnerstagabend mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 Kilometern pro Stunde und damit als «extrem gefährlicher» Hurrikan der Stufe vier südlich von Tallahassee in Florida auf Land getroffen. Anschliessend schwächte er sich zwar ab, zog aber weiter massive Verwüstungen nach sich.

Wohnhäuser, Geschäftsgebäude und Strassen wurden im Gefolge des Sturms beschädigt oder komplett zerstört, mehr als 2,2 Millionen Haushalte waren am Sonntag immer noch ohne Strom. Tausende von Menschen harrten auch am Sonntag weiter in Notunterkünften aus. 

OLD FORT, NORTH CAROLINA - SEPTEMBER 29: Two vehicles lie upended from flooding in the aftermath of Hurricane Helene on September 29, 2024 in Old Fort, North Carolina. According to reports, more than 60 people have been killed across the South due to the storm, and millions have been left without power. North Carolina has been approved for a Federal Major Disaster Declaration.   Melissa Sue Gerrits/Getty Images/AFP (Photo by Melissa Sue Gerrits / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)

Die Behörden arbeiteten zwar unermüdlich daran, die Stromversorgung wiederherzustellen, sagte ein Vertreter des Energieministeriums. Er wies jedoch darauf hin, dass diese «komplexen» Arbeiten noch «mehrere Tage» dauern könnten.

«Wir hören von erheblichen Infrastrukturschäden an der Wasserversorgung, an der Kommunikation, an Strassen und kritischen Transportwegen sowie von mehreren Häusern, die durch die Katastrophe zerstört wurden», sagte die Chefin der Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell. Niemand habe auf dieses Ausmass der Überschwemmungen und Erdrutsche vorbereitet sein können, sagte Criswell im Sender CBS – insbesondere mit Blick auf die besonders schweren Schäden in North Carolina. Weitere Such- und Rettungsteams seien mobilisiert worden, fügte sie hinzu.

North Carolinas Gouverneur Roy Cooper erklärte, dass die Rettungskräfte in einigen Gebieten aufgrund beschädigter oder überfluteter Strassen gezwungen seien, Hilfsgüter per Flugzeug zu transportieren. 

Lage beruhigt sich nach Hurrikan

Laut Nationalem Wetterdienst blieben wegen der Gefahr von Dammbrüchen in einigen westlichen Regionen von North Carolina weiterhin Sturzflutwarnungen in Kraft. Wetterdienstleiter Ken Graham erwartet jedoch, dass sich die Lage in den betroffenen Gebieten bis Dienstag etwas beruhigt. William Ray, der Direktor der staatlichen Katastrophenschutzbehörde, warnte jedoch vor einer immer noch extrem gefährlichen Lage. 

Owner of Jiffy Food and Liquor Store, Tony (L) cleans his shop with his relatives and other employees after Hurricane Helene made landfall in Cedar Key, Florida, on September 28, 2024. At least 44 people died across five US states battered by powerful storm Helene, authorities said on September 27, after torrential flooding prompted emergency responders to launch massive rescue operations. (Photo by CHANDAN KHANNA / AFP)

Laut Verkehrsministerium waren weiterhin vier wichtige Autobahnen in North Carolina und Tennessee gesperrt. Mehrere Brücken wurden demnach fortgespült. In der Stadt Valdosta im US-Bundesstaat Georgia riss der Sturm die Dächer von den Häusern und hinterliess an Strassenkreuzungen ein Chaos aus umgestürzten Strommasten und Bäumen. 

Sturm wird zunehmend auch zum Politikum

Die Reaktionen auf den Sturm erhielten zunehmend auch eine politische Färbung. Denn einige der betroffenen Gebiete liegen in den wahlentscheidenden Schlüsselstaaten für die US-Präsidentschaftswahl am 5. November.  Am Nachmittag kreuzt Ex-Präsident Trump in Valdosta auf und verspricht den notleidenden Menschen «viele Hilfsgüter, darunter Treibstoff, Ausrüstung, Wasser und andere Dinge».

ATLANTA, GEORGIA - SEPTEMBER 30: Republican presidential nominee, former U.S. President Donald Trump, listens to a question as he visits Chez What Furniture Store which was damaged during Hurricane Helene on September 30, 2024 in Valdosta, Georgia. Trump met with local officials, first responders, and residents who have been impacted by last week's hurricane which has left at least 90 people dead across Florida, Georgia, North Carolina, South Carolina, and Virginia. Millions are still without power, water, or reliable communications. U.S. President Joe Biden and Democratic presidential nominee, U.S. Vice President Kamala Harris have spoken with local leaders and stated that they plan to visit affected areas when the time is right.   Michael M. Santiago/Getty Images/AFP (Photo by Michael M. Santiago / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)

Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner versäumt es nicht, seiner Kontrahentin Kamala Harris und Amtsinhaber Joe Biden Untätigkeit vorzuwerfen. Biden «schläft» und Harris sei «irgendwo unterwegs, macht Wahlkampf und sucht nach Geld», sagt Trump. Dabei steht der 78-Jährige in den Trümmern eines Einrichtungsgeschäfts, die leuchtend rote «Make America Great Again»-Kappe auf dem Kopf.

Biden wehrt sich gegen Trumps Vorwürfe

US-Präsident Joe Biden hat Donald Trump infolge dieser Anschuldigungen der «Lüge» bezichtigt. «Um das klarzustellen: Er lügt, und der Gouverneur hat ihm gesagt, dass er lügt», antwortete Biden am Montag vor Journalisten auf die Frage nach Trumps Kritik, er und der Gouverneur des Bundesstaates North Carolina würden die Katastrophe ignorieren.

«Ich weiss nicht, warum er das tut», sagte Biden weiter. Trumps Kritik an ihm und Harris wies er als «falsch und unverantwortlich» zurück. Was ihn wütend mache, sei Trumps Unterstellung, «dass wir nicht das Bestmögliche tun», sagte Biden. «Das tun wir aber», betonte er.

Tatsächlich hat Biden umfassende Bundeshilfen für die notleidende Bevölkerung in die Wege geleitet. Er werde am Mittwoch im Bundesstaat North Carolina mit Vertretern der verantwortlichen Notfallbehörde sprechen und sich auch aus der Luft ein Bild vom Ausmass der Schäden machen, erklärte Biden. «So bald wie möglich» wolle er ausserdem in die ebenfalls betroffenen Staaten Georgia und Florida reisen.

Harris sagte alle Wahlkampftermine ab, um in Washington die Hilfen zu koordinieren. Zudem erwähnte sie die vom Sturm betroffenen Regionen bei einem Wahlkampfauftritt: «Wir werden diesen Gemeinden so lange zur Seite stehen, wie es nötig ist, um ihren Wiederaufbau sicherzustellen», sagte Harris am Sonntagabend bei einer Wahlkampfveranstaltung in Las Vegas.

Sturm wird den weiteren Wahlkampf prägen

Im Laufe des Tages äussert eine Beraterin Bidens die Befürchtung, es könnte infolge des Sturms bis zu 600 Todesopfer geben. Wie hoch die Zahl der Opfer am Ende auch sein mag – die Unwetterkatastrophe wird in den nächsten Tagen weiter den Wahlkampf prägen.

Es wird genau hingeschaut werden, wie gut und effizient die Hilfe für die Menschen in Not organisiert wird – und einmal mehr werden die gravierenden Folgen des Klimawandels Thema sein. Biden sagt, es gebe «keinen Zweifel», dass die katastrophalen Auswirkungen von «Helene» durch den Klimawandel bedingt seien – dessen Gefahren Trump bestreitet. Der US-Präsident kündigte an, am Mittwoch nach North Carolina zu reisen.

AFP/wy/DPA/aeg