Schneesturm Uri in den USAHunderte Fälle von Kohlenmonoxid-Vergiftungen in Texas
Viele Texaner versuchen verzweifelt, sich während des Stromausfalls irgendwie zu wärmen – notfalls auch mit dem Automotor. Die Spitäler stossen an ihre Kapazitätsgrenzen, warnen Ärzte.
Noch immer legt der Schneesturm Uri den Süden der USA lahm. Das ungewöhnlich eisige Winterwetter hat im Bundesstaat Texas zu massiven Stromausfällen geführt. Rund vier Millionen Menschen haben zurzeit seit mehr als 24 Stunden keinen Strom. Angesichts der Minustemperaturen versuchen die Menschen verzweifelt, sich auf irgendeine Weise zu wärmen. Manche Texaner greifen dabei zu drastischen Methoden. Am Dienstag kam es im Bundesstaat Texas deshalb zu einer Rekordzahl an Fällen von Kohlenmonoxid-Vergiftungen.
Allein im texanischen Harris County wurden am Dienstag laut «Houston Chronicle» mehr als 300 Abgas-Vergiftungen gemeldet. Alleine im grössten Spital von Houston mussten innerhalb von 24 Stunden rund 100 Patienten behandelt werden. Mehr als die Hälfte von ihnen waren Kinder.
Auto in Garage laufen gelassen
Mehrere Menschen sind bereits bei der Suche nach Wärme gestorben. So kamen eine Frau und ein Mädchen ums Leben, nachdem die Familie in ihrer Garage ein Auto laufen liess, um Wärme zu erzeugen. Ein Mann und ein Junge befänden sich in einem kritischen Zustand. Eine Grossmutter und ihre drei Enkel starben laut Berichten beim Brand eines Hauses, das durch ein Cheminée ausgelöst wurde. Laut Einsatzkräften aus Houston vergiften sich zurzeit viele Menschen, weil sie in ihren Garagen Generatoren laufen lassen oder ihre Häuser mit Grills zu heizen versuchen.
«Solche Fälle passieren sicherlich, wenn es kälter wird, aber niemals in dieser Grössenordnung», sagte Samuel Prater, ein Arzt des «Memorial Hermann Texas Medical Center», bei einer Pressekonferenz am Dienstagabend. «Das ist eine absolute Katastrophe für die öffentliche Gesundheit.»
Begrenzte Zahl an Druckkammern verfügbar
Die Kohlenmonoxid-Vergiftung entsteht durch das Einatmen von Kohlenstoffmonoxid, einer chemischen Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Das toxische Gas ist farb- und geruchlos. Bereits in sehr geringen Konzentrationen in der Atemluft wird dem Gehirn, dem Herzen und den anderen lebenswichtigen Organen der Sauerstoff entzogen. «Es ist ein völlig geruchloses Gas. Man kann es nicht sehen. Man kann es nicht riechen. Man hat keine Ahnung, dass man es einatmet und vergiftet wird», sagte Prater. Bei Kindern besteht die Gefahr bleibender Hirnschäden.
Texanische Ärzte zeigen sich laut der «New York Times» besorgt, dass ihnen die Behandlungsmöglichkeiten ausgehen, sollte der Ansturm der Patienten anhalten. Menschen mit schweren Fällen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung müssen sich in einer Druckkammer einer Sauerstofftherapie unterziehen. Die Notaufnahmen in Houston hätten davon jedoch nur eine Handvoll zur Verfügung.
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