Katzen und KuschelhormoneWarm und wohlig, danke liebe Haustiere
Fellnasen bedeuten Trost in einer kalten Welt. Wann Haustiere guttun – und wann nicht.
Es war vor einem Jahr. Unser zehnjähriger Kater sass, wie so oft, schnurrend auf dem Schoss meines Sohns. Plötzlich stiess er einen seltsamen Ton aus, warf sich zuckend herum und starb, noch während ich Erste-Hilfe-Massnahmen probierte. Keine Chance, meinte der Tierarzt im Nachgang. Der Schock wirkte lang nach, mein Sohn war am Boden zerstört; ich auch. Und ich fragte mich, ob das grosse Glück, das uns dieses Tier beschert hatte, das grosse Leid wert war.
Mittlerweile gibt es ja x Untersuchungen, die der Katzen- und Hundehaltung positive Effekte zuschreiben. Das Stresshormon Cortisol sinke, wenn man sein Haustier streichle, dafür stiegen das Kuschelhormon Oxytocin und die Herzfrequenzvariabilität an: Zeichen für einen geringen Stresspegel und Wohlgefühl.
Hund und Katze tun gut – wirklich?
Heute besänftigen geeignete Hunde oder Katzen etwa autistische Kinder oder helfen Kranken. Hunde erfordern ausserdem körperliche Aktivität und können eine Brücke für soziale Interaktionen bilden. Gemäss Studien sind Blutdruck- und Cholesterol-Werte bei Hundehaltern geringer als bei Nicht-Hundehaltern – oder Katzen-Haltern. Jedoch ist ungeklärt, ob das daran liegt, dass sich eher gesunde, aktive Menschen einen Hund anschaffen.
Hund und Katz tun gut: Das ist die gängige, aber keineswegs hundertprozentig gesicherte Auffassung. Als jemand, der mit beidem viele Lebensjahre verbracht hat, würde ich es blindlings unterschreiben, doch mit Betonung auf «blind». Wie ist das nun wirklich mit dem Glück?
In einer US-Umfrage von 2018 bezeichneten sich 36 Prozent der Nur-Hundehalter als «sehr glücklich», aber bloss 18 Prozent der Nur-Katzenhalter – dafür 32 Prozent der Haustierlosen! Die «Washington Post» vermutet freilich, es handle sich eher um eine Korrelation als um Kausalität: Hundehalter in den USA seien häufiger verheiratet, öfter Hausbesitzer – beides Faktoren, die in der Selbstwahrnehmung mehr Glück bescherten.
Wie Menschenhirne beim eigenen Hund reagieren
Allerdings läuft die Kommunikation zwischen Mensch und Hund in der Tat besonders gut: Hunde verstehen laut neuer Forschung menschliche Mimik und Gestik von Natur aus besser als Katzen, sogar Affen. Sie können zudem einen beachtlichen Wortschatz lernen. Die Mensch-Hund-Bindung sei womöglich aus evolutionären Gründen intensiver. US-Neurowissenschaftler Luke Stoeckel konnte zeigen, dass die Hirnareale für Belohnung und Zugehörigkeit bei Müttern ähnlich (aber nicht gleich) aktiviert wurden, wenn sie ein Bild ihres Babys sahen und eines ihres geliebten Hunds. Sie berichteten auch von ähnlicher freudiger Erregung; bei fremden Kindern und fremden Hunden war die Reaktion kleiner.
Klar ist aber auch: Verantwortung fürs Tier kann Stress auslösen. Gelegentlich kommt es zu Schuldgefühlen, Trennungsangst (beim Menschen), Ärger mit Nachbarn, Tierhassern und, nicht zuletzt, zu Kummer über Krankheit oder Verlust des Tiers – noch dadurch verschärft, dass die Gesellschaft Trauer darüber nur begrenzt akzeptiert. Laut einer Metastudie ist also der Impact der Tierhaltung «gemischt», positive Effekte sind aber häufiger als negative.
Wenn ich zuschaue, wie unser Sohn mit dem überlebenden Katzengeschwister kuschelt und mit dem anderen Kater spielt, der nach dem Tod unseres «Seelentiers» bei uns einzog, denke ich: Wärmer und wohliger gehts kaum, dieses fuzzy feeling.
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