Studie zu Geruchssinn Hunde riechen, ob Menschen gestresst sind
Die Vierbeiner erkennen zuverlässig, wenn Menschen unter Druck stehen. Nun zeigt eine Untersuchung, wie sie das machen.
Stress ist mit körperlichen Veränderungen verbunden. Dazu gehören Herzrasen, erhöhter Blutdruck oder die Freisetzung von Hormonen wie Cortisol und Adrenalin. Aber beeinflussen diese Veränderungen den Geruch, und ist das für Hunde erkennbar? Dieser Frage gingen Forschende um die Wissenschaftlerin Clara Wilson von der Queen’s University mit ihrer Studie nach, die im Fachmagazin «PLOS One» veröffentlicht wurde.
Hunde sind für ihren ausgezeichneten Geruchssinn bekannt, der dem des Menschen weit überlegen ist. Sie nutzen ihn unter anderem, um Nahrung aufzuspüren, Artgenossen und deren Paarungsbereitschaft zu erschnüffeln oder Familienangehörige zu erkennen. Der Mensch macht sich den Geruchssinn des Hundes ebenfalls in vielerlei Hinsicht zunutze: So kommen Hunde etwa bei der Diagnose von Krankheiten wie Krebs oder Diabetes zum Einsatz.
Für die Studie trainierten die Forschenden vier Hunde zunächst darauf, im Labor in einem speziellen Geruchstest eine Probe zu erkennen und dies anzuzeigen. Bei dem Testsystem handelte es sich um eine dreiarmige Apparatur, deren einzelne Arme mit unterschiedlichen Duftproben befüllt werden können. Die Hunde schnüffelten an den Armen und setzten sich, wenn sie einen Duft wahrnahmen, auf den sie trainiert waren. Nachdem die Hunde den Umgang mit der Apparatur gelernt hatten, begannen die Forschenden mit dem eigentlichen Test. Sie füllten einen der Arme mit einer Duftprobe eines gestressten Menschen, einen anderen mit einer Vergleichsprobe des gleichen Menschen in nicht gestresstem Zustand, der dritte Arm blieb leer.
Stress durch Kopfrechnen
Um die Versuchsteilnehmer zu stressen, gaben die Forschenden ihnen eine Kopfrechenaufgabe: Sie sollten in 17er-Schritten von 9000 herunterzählen. Das Wissenschaftlerteam trieb die Probanden immer wieder zur Eile an, falsche Angaben monierten sie mit strenger Stimme, richtige wurden nicht kommentiert. So gerieten die meisten Teilnehmenden messbar unter Stress. Bei einem Teil der Probanden massen die Forschenden Blutdruck und Herzrate, zudem mussten alle ihr persönlich empfundenes Stressniveau auf einer Skala einordnen – vor und nach dem Rechnen.
Die Teilnehmenden mussten, ebenfalls vor und nach dem Stresstest, mit einem Mulltuch über ihren Nacken wischen und das Tuch in ein Röhrchen stecken. Nachdem sie noch dreimal kräftig darauf ausgeatmet hatten, wurden die Röhrchen verschlossen und waren bereit für den Test mit den Hunden.
In mehreren Versuchsrunden prüften die Forschenden dann, ob die Hunde die Probe eines gestressten Menschen von der des gleichen Menschen in nicht gestresstem Zustand unterscheiden konnten. Das gelang den Hunden tatsächlich gut, ihre Trefferquote lag gemittelt bei fast 94 Prozent.
«Das ist die erste Studie dieser Art, und sie zeigt, dass Hunde Stress aus Atemluft und Schweiss herausriechen können, was sich als nützlich beim Training von Therapie- und Begleithunden erweisen könnte», sagt Clara Wilson. «Es wirft zudem mehr Licht auf die Beziehung zwischen Hund und Mensch und erweitert unser Verständnis davon, wie Hunde möglicherweise menschliche Seelenzustände interpretieren und damit interagieren.»
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