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Horror in US-Stadt
Polizisten wegen Folter von Schwarzen verurteilt

Eddie Terrell Parker listens as his legal team calls on a federal judge at a news conference Monday, March 18, 2024, in Jackson, Miss., to impose the harshest possible penalties against six former Mississippi Rankin County law enforcement officers who committed numerous acts of racially motivated, violent torture on him and a friend, Michael Corey Jenkins in 2023. The six former law officers pleaded guilty to a number of charges for torturing them and sentencing for the six start on Tuesday. (AP Photo/Rogelio V. Solis)
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Im Zusammenhang mit der Folter von zwei schwarzen Männern ist im US-Bundesstaat Mississippi ein dritter ehemaliger Polizist zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Der 28-jährige Daniel O. erhielt am Mittwoch eine Gefängnisstrafe von 17,5 Jahren. Vor der Urteilsverkündung wandte er sich unter Tränen seinen zwei Opfern zu. Seine Isolation habe ihm Zeit gegeben, darüber nachzudenken, wie er sich «in das Monster verwandelt» habe, zu dem er in der Tatnacht geworden sei.

«Das Gewicht meiner Taten und der Schaden, den ich angerichtet habe, werden mich jeden Tag verfolgen», sagte er. Eines der Opfer, Eddie Terrell P., stützte seinen Kopf in seine Hände, schloss die Augen, stand dann auf und verliess den Gerichtssaal, bevor sein Peiniger zu Ende gesprochen hatte.

Laut Staatsanwaltschaft hatte O. im Januar 2023 gemeinsam mit fünf Kollegen ohne Durchsuchungsbefehl ein Haus gestürmt, den beiden Männern Handschellen angelegt und sie mit Elektroschockern, einem Sexspielzeug und anderen Gegenständen malträtiert.

Drogen und Waffen untergeschoben

Während der 90-minütigen Tortur verhöhnten die Beamten ihre Opfer mit rassistischen Beleidigungen und planten dann eine Vertuschung der Tat. Dazu wurden unter anderem Drogen und eine Waffe platziert. Gegen zwei weitere Angeklagte, den 31-jährigen Hunter E. und den 46-jährigen Jeffrey M., hatte Richter Tom Lee bereits am Dienstag Haftstrafen von fast 20 Jahren beziehungsweise 17,5 Jahren verhängt. Das Strafmass für den 53-jährigen Brett M. und den 32-jährigen Joshua H. sollte am Donnerstag verkündet werden, das für den 29-jährigen Christian D. noch am Mittwoch.

Auslöser des Übergriffs war offenbar der Anruf eines Nachbarn, der sich am Telefon darüber beschwerte, dass zwei schwarze Männer in einem Haus in der Stadt Braxton mit einer weissen Frau zusammen seien. Daraufhin informierte ein Hilfssheriff eine Gruppe weisser Beamter, die sich selbst als «Schlägerschwadron» bezeichneten.

Richter Lee sprach bei der Verkündung des Strafmasses gegen E. und M. von ungeheuerlichen und abscheulichen Verbrechen. Eine Haftstrafe am oberen Ende der möglichen Spanne, die das Gesetz erlaubt, sei mehr als gerechtfertigt. E. hatte unter anderem eingeräumt, er habe einem der beiden schwarzen Männer eine Pistole in den Mund gesteckt, um ihn zum Schein zu exekutieren. Dabei habe sich dann tatsächlich ein Schuss gelöst. Das Opfer überlebte, hat seither aber Probleme beim Essen und Sprechen.

Opfer vergibt Angeklagtem

Die Folter der Polizisten war offenbar darauf angelegt, den Opfern ihre «Männlichkeit zu nehmen», wie es einer der Geschädigten formulierte. So übergossen sie die Gesichter der Männer mit Milch, Alkohol und Schokoladensirup, zwangen sie, sich auszuziehen und gemeinsam zu duschen.

Der 31-jährige E. sagte vor seiner Verurteilung, er werde nicht nach Entschuldigungen suchen. Seine im Gerichtssaal sitzenden Opfer direkt ansehend, betonte er, er denke jeden Abend an die Ereignisse zurück und wisse, dass er sich falsch verhalten habe. «Es tut mir so leid, was ich getan habe.» Daraufhin stand einer der schwarzen Männer auf und sagte: «Ich vergebe Ihnen.»

Der Anwalt des Ex-Polizisten, Joe Hollomon, sagte, sein Mandant sei erstmals im Jahr 2017 Zeuge geworden, dass man im Polizeirevier von Rankin County bei Fehlverhalten ein Auge zudrücke. «Es wurde zur neuen Normalität, es wurde zur Selbstverständlichkeit», sagte Hollomon. Sein Mandant sei Teil «einer Kultur der Korruption im Rankin County Sheriff’s Office« gewesen.

Der 31-Jährige wurde auch für seine Rolle bei einem Überfall auf einen weissen Mann verurteilt, der Wochen vor der Folterung der beiden Schwarzen im Dezember 2022 stattgefunden hat. Bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle beschuldigten Polizisten ihn des Besitzes von Diebesgut. Dann zogen sie ihn aus dem Auto und schlugen ihn. Schliesslich zwang ein Beamter den Mann auf die Knie und versuchte, sein Genital in dessen Mund einzuführen. Der 31-Jährige sah dabei zu.

Im März 2023, Monate bevor die Staatsanwaltschaft im August Anklage erhob, brachte eine Recherche der Nachrichtenagentur AP einige der Polizisten der «Schlägerschwadron» mit mindestens vier gewaltsamen Zusammenstössen mit schwarzen Männern seit 2019 in Verbindung. Dabei starben zwei Männer, ein weiterer Mann erlitt bleibende Verletzungen.

DPA/nag