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Kolumne «Miniatur des Alltags»
Hoffen auf die Generation Genderstern

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag.
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Es ist klein – aber welche Diskussionen löst es aus: das Gendersternchen. Im Kern geht es um die Frage, inwieweit Sprache die Wirklichkeit abbildet. Und inwieweit umgekehrt Sprache die Wirklichkeit erst schafft. Inwieweit also mit der Sprache an der Dichotomie von Mann und Frau – und an Machtstrukturen – gerüttelt werden kann.

Das Gendersternchen will mehr. Es will all jene mit einbeziehen, die sich weder als Frau noch als Mann fühlen. Dem seit den 1970er Jahren andauernden Ringen um eine gleichberechtigte sprachliche Darstellung hat es richtig Schub verliehen: War in den Zeitungen bis vor Kurzem trotz aller Bemühungen das generische Maskulinum dominant, scheint dessen Gebrauch plötzlich verpönt.

Das Gendersternchen polarisiert. «Endlich», sagen die einen. «Haben wir keine anderen Probleme?», fragen die anderen.

Das freut mich persönlich. Auch wenn oder vielleicht gerade weil in meiner Lebenswelt die Männer nach wie vor vom Mars, die Frauen von der Venus zu kommen scheinen.

Das habe ich anlässlich der zweiten Corona-Impfung erlebt. Mein Mann war danach so leidend, dass er einen halben Tag flach lag. «Männerschnupfen», sagte ich schnaubend. Er war zu schwach, um auf meine Anspielung auf das Video des verschnupften Mannes in der Notaufnahme zu reagieren. Sobald er wieder bei Kräften war, riet er mir eindringlich, mir nach der zweiten Impfung nicht zu viel vorzunehmen. «Es nimmt einen ganz schön mit.» «Sagt wer?» «All meine Kollegen.» «Hast du auch mit einer Kollegin gesprochen?» «Nein, warum?»

Es kam, wie es kommen musste. Auch ich war leidend am Tag danach. Schleppte mich aber an all meine Termine. «Geht’s dir gut?», fragte mich abends ein Kollege. «Jaja, wegen der Impfung bin ich einfach etwas fiebrig und habe Kopfschmerzen», antwortete ich auf sein Verständnis hoffend – schliesslich ist er Arzt. «Ach, das ist so ein Frauen-Ding», sagte er lachend. «Ich habe die Impfung kaum gespürt.»

Was wollte ich darauf erwidern? Meine Lebenswelt hängt irgendwo zwischen Venus, Mars und Gendersternchen, das ist mir mal wieder klar geworden.

Wenigstens besteht bei der nächsten Generation Hoffnung. Unser Junior findet es normal, dass seine Mama nie mit Puppen spielen wollte. Und die Farbe Rosa nicht mag. Vielleicht kommt diese Generation dereinst ganz selbstverständlich vom Genderstern.