Kampf gegen Hochwasser in EuropaIn Mittel- und Osteuropa kann noch keine Entwarnung gegeben werden
Tausende Einsatzkräfte in Mittel- und Osteuropa pumpen Keller aus, sichern Deiche. Es gibt viele Tote. Das Hochwasser trifft auch Deutschland. Die Übersicht.

Die Lage in den Hochwassergebieten von Polen, Tschechien bis hin nach Österreich bleibt angespannt. Aus Österreich und Polen wurden am Dienstag weitere Todesfälle gemeldet.

Überschwemmungen in Deutschland
In mehreren Flüssen im Osten Deutschlands steigen die Wasserstände. In Brandenburg traten die Lausitzer Neisse, Elbe und Spree über die Ufer. In Sachsen zeigte sich Umweltminister Wolfram Günther zuversichtlich, dass die Überschwemmungen den Freistaat weniger dramatisch treffen könnten als befürchtet.
Sachsens Umweltminister schätzte ein: Angesichts der dramatischen Bilder aus Ost- und Südosteuropa werde der Freistaat «vergleichsweise glimpflich davonkommen». Die Pegelstände seien niedriger als zwischenzeitlich befürchtet. Die Wasserstände der Flüsse im Osten Sachsens wie Schwarze Elster gingen nach Ende heftiger Regenfälle zurück.
Die Elbe indes schwillt weiterhin an – und wird auch noch länger Hochwasser führen. Am frühen Abend wurden am Pegel der Landeshauptstadt Dresden 5,90 Meter gemessen – normal sind 1,42 Meter. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter.
Erste Vorkehrungen werden in Brandenburg getroffen
In Brandenburg bereiten sich die Behörden auf steigende Wasserstände angesichts des Hochwassers im Nachbarland Polen vor. Es gilt bislang Hochwasser-Alarmstufe 1 zum Beispiel am Pegel der Lausitzer Neisse in Klein Bademeusel bei Cottbus, wie aus dem Hochwasserportal des Landes hervorgeht. Bei der untersten Alarmstufe 1 von insgesamt vier Stufen beginnen Gewässer übers Ufer zu treten.
Die Regionen treffen erste Vorkehrungen, Krisenstäbe tagten. In Spremberg wurden etwa Fahrrad- und Fussgängerunterführungen an einigen Stellen gesperrt. An der Oder ist laut Landesamt für Umwelt ab Freitag die Alarmstufe 3 und später sogar 4 möglich – etwa am Sonntag bei Ratzdorf südlich von Frankfurt/Oder. Bei der höchsten Stufe 4 geht es um die Katastrophenabwehr, dazu gehört auch die Vorbereitung von Evakuierungen.
Lage in Österreich
Im Osten Österreichs hatte Dauerregen weite Landstriche unter Wasser gesetzt. An vielen Mess-Stationen fiel binnen kurzer Zeit ein Mehrfaches der sonst im ganzen September üblichen Regenmenge. In Niederösterreich ist nach Angaben der Einsatzleitung die Gefahr von Dammbrüchen weiter hoch. Der Regen hat allerdings aufgehört.
Aus Österreich wurden am Dienstag weitere Todesfälle gemeldet. In Niederösterreich entdeckten Einsatzkräfte nach Angaben der Behörden die Leiche einer 81-Jährigen in ihrem überschwemmten Haus in Würmla.
Höchste Alarmstufe in Tschechien
Die Blicke gehen auch nach Polen und Tschechien, denn die Lage dort an Elbe, Neisse und Oder lässt auch Schlüsse auf die nächsten Tage in Deutschland zu. In Tschechien gilt an zahlreichen Pegel-Messstationen immer noch die höchste Hochwasser-Alarmstufe, bei der Gefahr für Menschen oder Eigentum besteht.

Im nordböhmischen Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) nahe der Grenze zu Sachsen wird die Scheitelwelle der Elbe erst am Dienstagabend erwartet. In Südböhmen droht der rund sechs Quadratkilometer grosse Rosenberg-Fischteich überzulaufen, was die Lage entlang der Luznice (Lainsitz) dramatisch zuspitzen würde. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz.
Regen über Polen zieht ab
In Polen ist zumindest beim Wetter Entspannung angesagt. Nach Angaben von Meteorologen zieht ein Regengebiet dort nun ab. Vor allem der Südwesten ist von Überschwemmungen betroffen. In der Kleinstadt Nysa rund 90 Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) verhinderten Einwohner, Feuerwehr und Soldaten, dass Wassermassen der Glatzer Neisse einen Deich durchbrachen, der das Stadtzentrum schützt.

Häftlinge helfen bei Aufräumarbeiten in Rumänien
In den Überschwemmungsgebieten im Osten Rumäniens sind mittlerweile Aufräumarbeiten im Gange. Etwa 6’000 Häuser in zumeist abgelegenen Dörfern waren von den Fluten erfasst worden, viele wurden völlig zerstört. Tausende Menschen haben all ihren Besitz verloren. Weiterhin muss Wasser abgepumpt und Schlamm beseitigt werden.

Die Feuerwehrzentrale schickte aus dem ganzen Land 1000 zusätzliche Helfer in die Region. Im Einsatz sind ausserdem hunderte Soldaten. Geplant ist zudem, dass Strafgefangene aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Galati zum Helfen herangezogen werden.
In den Überschwemmungsgebieten in Mittel- und Osteuropa sind in den vergangenen Tagen bislang mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen. Es wird befürchtet, dass die Zahl weiter steigt. Noch völlig unklar ist, wie hoch die Schäden in den betroffenen Ländern ist. Noch Tage dürfte es in einigen Regionen dauern, bis das Wasser in den Flüssen deutlich zurückgeht.
DPA/SDA/red
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