Unwetter in Polen, Tschechien und RumänienTusk: «Eine sehr dramatische Situation»
Mindestens sechs Menschen kommen durch das Hochwasser ums Leben. Besonders betroffen sind Polen, Tschechien und Rumänien. So ist die Lage in den überfluteten Gebieten.
Nach tagelangem Dauerregen wird die Hochwasserlage nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen ost- und mitteleuropäischen Staaten zunehmend dramatisch. Mindestens sechs Menschen sind bis Sonntagnachmittag in den Wassermassen ums Leben gekommen, Tausende mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Ein Überblick über die Lage:
Tschechien
In Tschechien appellierte Regierungschef Petr Fiala an die Bürger, den Anweisungen der Einsatzkräfte zu folgen. Manche Menschen weigerten sich, ihre Wohnungen oder Häuser zu verlassen. «Damit gefährden Sie nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen, die dann versuchen müssen, Sie zu retten, wenn es dramatisch wird», sagte Fiala dem Fernsehsender CT. Wer glaube, dass die präventiven Massnahmen unnötig seien, der irre.
In Opava an der Grenze zu Polen musste die Feuerwehr mit Booten ausrücken, um in einer überfluteten Plattenbausiedlung Zurückgebliebene zu retten. Andernorts warteten Menschen auf Dächern auf Hilfe. Mindestens vier Menschen galten am Sonntag als vermisst. «Wir müssen damit rechnen, dass das Schlimmste noch nicht hinter uns liegt», warnte Fiala.
Polen
Im Südwesten Polens brach unterdessen ein Staudamm. Nachdem das Bauwerk im niederschlesischen Stronie Slaskie nachgegeben habe, ströme das Wasser den Fluss Biala Lądecka hinunter und nehme Kurs auf das Gebiet der Glatzer Neisse, teilte das Meteorologische Institut auf der Plattform X mit. Es sei eine «ernste Bedrohung». Die Polizei habe einen Rettungshelikopter in die Gegend geschickt, auch Soldaten seien im Einsatz.
In der Kleinstadt Paczkow im Südwesten Polens hat der Bürgermeister nach dem Riss in der Staumauer eines Stausees die sofortige Evakuierung der tiefer gelegenen Ortsteile angekündigt. «Niemand kann garantieren, dass sich der Schaden nicht verschlimmert», warnte er in einem Aufruf in sozialen Medien. Nachdem ein Aufruf, die Gebäude freiwillig zu verlassen, nicht befolgt worden sei, habe er sich nun zur Zwangsevakuierung entschlossen, sagte Bürgermeister Artur Rolka im polnischen Fernsehen.
Im besonders betroffenen Kreis Klodzko ertrank ein Mensch in den Fluten, etwa 17’000 Haushalte waren ohne Strom, 1600 Anwohner wurden in Sicherheit gebracht. Auch in der historischen Stadt Glucholazy im benachbarten Verwaltungsbezirk Opole ordnete der Bürgermeister Evakuierungen an. Regierungschef Donald Tusk sprach von einer «sehr dramatischen Situation».
Polens Regierung hat den Katastrophenzustand für die Hochwassergebiete ausgerufen. Er gilt für einen Zeitraum von 30 Tagen für Teile der Woiwodschaften Niederschlesien, Schlesien und Oppeln. Er gibt den Behörden mehr Befugnisse, Anordnungen zu erlassen, da die bürgerlichen Freiheiten und Rechte vorübergehend eingeschränkt werden. Beispielsweise können die Behörden leichter anordnen, dass bestimmte Orte, Gebiete oder Einrichtungen evakuiert werden müssen. Sie können auch verbieten, dass sich Bürger an bestimmten Orten aufhalten.
Rumänien
In Rumänien starben mindestens vier Menschen in der südöstlichen Region Galati, wie der Katastrophenschutz vermeldete. Unter den Toten seien zwei Frauen im Alter von 96 und 86 Jahren. In ersten Berichten hatten die Behörden von fünf Toten gesprochen. Doch wie sich herausstellte, war ein älterer Mann bereits vor dem Hochwasser in seinem Haus eines natürlichen Todes gestorben. Die Fluten hatten seinen Leichnam weggeschwemmt.
Die Wassermassen erreichten in den betroffenen Ortschaften eine Höhe von bis zu 1,7 Metern. Menschen kletterten auf Dächer, um nicht mitgerissen zu werden. Die Rettungskräfte gehen davon aus, dass noch viele ältere Menschen, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, in ihren Häusern festsitzen.
Ungarn
In Ungarn werden Rekordpegelstände in der kommenden Woche erwartet. Der Bürgermeister von Budapest, Gergely Karacsony, sagte jedoch, man sehe sich vorbereitet, um damit fertig zu werden.
Sachsen
Auch im deutschen Bundesland Sachsen laufen die Vorbereitungen für das weitere Ansteigen der Pegel. Die Dresdner Altstadt soll durch mobile Schutzwände abgeschirmt werden, diese sollen am Montagmorgen errichtet werden. Ab einem Pegelstand von etwa sechs Metern werden zudem die Flutschutztore Weisseritzstrasse und Ostra-Ufer verschlossen, die ebenfalls die Altstadt schützen.
Fortschritte macht der Abriss der teilweise eingestürzten Carolabrücke. Am Neustädter Elbufer wurden die ersten Räumarbeiten am Samstagabend beendet. Der freigeräumte Uferbereich ist laut Dresdner Umweltamt wichtig, um der Strömung bei Hochwasser eine Ausweichmöglichkeit um die noch im Wasser liegenden Brückenteile zu ermöglichen.
Zwischen all den Hochwassernachrichten tauchte auch ein Lichtblick auf: Im Süden und im Südosten Deutschlands sowie in Polen und Tschechien soll es zwar auch am Montag noch regnen, doch zumindest im Westen Deutschlands wird die Sonne zwischen Quellwolken hervorlugen. Am Dienstag lässt dann auch im Süden Deutschlands der Regen nach.
red
Fehler gefunden?Jetzt melden.