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Papablog: Teenager in der Küche
Heute koche ich mal, Papa!

Selbst gemachte Pasta und wissenshungrige Kinder: Unser Autor liebt es, von seinen Kinder bekocht zu werden.
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Kennen Sie das alte Sprichwort demzufolge das grösste Glück der Erde, auf dem Rücken der Pferde liegt? Das könnte ich nicht beschwören, davon hab ich keine Ahnung. Was aber ohne jeden Zweifel feststeht: Das grösste Glück seit Wochen ist, dass meine Kinder kochen können. Deshalb hab ich meinem vierzehnjährigen Sohn zu Weihnachten einen Airfryer geschenkt. Er frittiert nämlich gerne Lebensmittel, ist aber davon genervt, wie viel Öl er dabei verbraucht. Und dabei wird es nicht bleiben: Als Nächstes schaffe ich eine Pastamaschine an. Es mag spleenig oder seltsam wirken, aber das macht mir sehr viel Freude.

Da ich in unserer Familie für das Kochen verantwortlich bin, ist es ein ziemlich gutes Gefühl, wenn nicht nur die Komplizin, sondern auch meine beiden grossen Kinder ab und an sagen: «Heute koche ich mal.» Meine Tochter hat ein Gericht, das sie so gerne isst und so gut zubereitet, dass wir es nach ihr benannt haben. Und wenn mein Sohn für uns kocht, knetet er dafür mittlerweile seinen eigenen Pastateig. Etwas, das ich allein schon aus Zeitmangel so gut wie nie tue.

Notfallpesto allzeit bereit

Erst rückblickend fällt mir auf, dass ich meinen Kindern zwar nie aktiv das Kochen beigebracht habe, sie aber häufig bei mir in der Küche sind und mich bei der Zubereitung von Mahlzeiten fragen, was genau ich da eigentlich tue. Beide haben mir bereits das Versprechen abgenommen, ihnen zum Auszug ein Rezeptbuch mit all unseren Familienessen zu schenken (Das ist der Moment, wo ich sie kurz verlassen muss, um nach «Kochbuch selber drucken» googeln muss … ach, guck an, das geht, gleich mal notieren.). Ich habe auch zugesagt, ihnen in den ersten Monaten «Notfallpesto» und «Wochentomatensosse» zu schicken. Hmm, wie erkläre ich das jetzt am besten?

Wir sind viele Leute, wir kochen viel, wir haben Reisepesto dabei – selbst wenn wir nach Italien fahren.

Eine meiner ersten Amtshandlungen zum Wochenende besteht in einem Grosseinkauf für 6 Personen und dem Anfertigen einer grossen Menge Pesto und Tomatensauce. Für einfach alles. Für Pasta, als Brotaufstrich, für Pizza, Lasagne, gefüllte Blätterteigtaschen, Moussaka. Das mache ich auch vor Reisen. Für den Fall, dass man an einem Sonn- oder Feiertag ankommt und nicht einkaufen kann, reichen zwei Packungen Nudeln und Reisepesto bzw. Unterwegssosse. Meine grossen Kinder ordnen das irgendwo zwischen übertrieben und grossartig ein. Je älter sie werden, desto mehr tendieren sie zu Letzterem. Allerdings stellen sie auch zunehmend fest, dass wir uns darin von anderen unterscheiden. Wir sind viele Leute, wir kochen viel, wir haben Reisepesto dabei – selbst wenn wir nach Italien fahren. Das ist nicht immer einfach zu kommunizieren.

«Wir sind sehr bunt»

Auf die Frage, warum sie manche ihrer Freundinnen und Freunde nicht mit nach Hause bringt, hat meine Sechzehnjährige das mal so beschrieben: «Ich bringe nur Leute mit, die uns aushalten können. Ich mag uns, aber wir sind so viele. Dauernd wird gekocht, ständig macht gerade irgendwer Kaffee. Überall laufen Kinder herum, im Sommer sitzen 12 Leute auf unserer Terrasse, an denen man erst mal vorbeilaufen muss, wenn man ins Haus will. Irgendetwas wird immer gerade repariert, gestrichen oder gebaut. Irgendjemand ist immer gerade zum Essen da. Wir sind sehr (an dieser Stelle fügte sie eine bedeutungsvolle Kunstpause ein) bunt.»

Als sie mir das erzählte, sass sie in unserer Küche, während ich das Abendessen zubereitete. Ich überlegte kurz, ob ich mich von dieser Beschreibung irgendwie beleidigt fühlen sollte. Ich entschied mich dagegen. Denn auch wenn sie uns damit anderen nur für ausgewählt zumutbar erklärt, hat sie einfach recht. Wir sind genau das. Und das ist auch gut so. Höchste Zeit, einen Kaffee aufzusetzen und Pläne für das Abendessen zu machen.