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Greenpeace-Protest an EM
Logo auf Gleitschirm bewahrte Aktivist wohl vor Abschuss

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Bei einer Protestaktion von Greenpeace unmittelbar vor Anpfiff des EM-Vorrundenspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich in der Münchner Arena sind am Dienstagabend mindestens zwei Menschen verletzt worden. Das bestätigte ein Polizeisprecher.

Die beiden hätten bei der unkontrollierten Landung eines motorisierten Gleitschirmfliegers Kopfverletzungen erlitten und würden in Münchner Kliniken behandelt, hiess es am Dienstag kurz nach 23 Uhr. Eine akute notärztliche Versorgung sei nicht erforderlich gewesen, ergänzte die Polizei später. Bei den Verletzten handelt es sich um einen 42-jährigen ukrainischen Staatsbürger, der für die Veranstalter tätig ist, und einen 36-jährigen Franzosen, möglicherweise Mitarbeiter eines Medienunternehmens. Der 42-Jährige war auch am Mittwochmittag noch in der Klinik.

In Bedrohungsfällen werden auch Scharfschützen eingeschaltet

Der Flieger, ein 38-jähriger Mann aus Baden-Württemberg, wurde von herbeigeilten Ordnern vom Spielfeld abgeführt und von Polizisten festgenommen. Gegen Mitternacht war der Mann noch in Polizeigewahrsam.. Gegen ihn wird wegen gefährlicher Körperverletzung und Hausfriedensbruchs ermittelt. Ausserdem wird ein möglicher Verstoss gegen das Luftverkehrsgesetz geprüft. Das Strafgesetzbuch sieht dafür jeweils eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren vor. Darüber hinaus hat er auch gegen die vom Bundesverkehrsministerium erlassene Flugbeschränkung verstossen. Auch das könnte für ihn teuer werden oder ihn sogar ins Gefängnis bringen.

Dass die missglückte Greenpeace-Aktion trotz allem noch glimpflich ausgegangen ist, wurde bei einer Presserunde der Münchner Polizei deutlich. Der Anflug war nämlich von Polizisten bemerkt worden und die Beamten mussten in kürzester Zeit entscheiden, wie zu reagieren sei. Es gebe natürlich «Konzepte für derartige Massnahmen», sagte ein Polizeisprecher – und auch, dass «taktische Massnahmen vorbereitet» wurden.

Deutlicher äusserte sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann: Den Piloten habe möglicherweise nur der «Greenpeace»-Schriftzug auf dem Gleitschirm vor einem Abschuss durch Scharfschützen bewahrt, sagte er gegenüber der «Bild».

Sicherheitskonzept wird überprüft

Wo der Umweltaktivist zu seinem Flug gestartet war, wird von der Polizei noch geprüft. Dass er vom benachbarten, 75 Meter höher gelegenen Fröttmaninger Berg kam, kann die Münchner Polizei ausschliessen - vermutlich, weil sie dort selbst Beamte positioniert hatte. Mit Blick auf die kommenden Spiele am Samstag und am Mittwoch kommender Woche in der Arena müsse das Sicherheitskonzept überprüft und eventuell ergänzt werden, hiess es. Bekannt wurde in diesem Zusammenhang, dass Helikopter für derartige Fälle am Stadion in Bereitschaft stehen. Bei den kommenden Spielen wird einer davon wohl permanent um die Arena kreisen.

Der Mann landete mitten auf der Spielwiese der Fussballprofis.

Die Polilzei verwies auf die kurze Reaktionszeit in einem derartigen Fall. Der Gleitschirmflieger, der beim Einschwenken ins Stadion offenbar an den gespannten Drähten der Seilkamera, einer sogenannten Spidercam, hängen geblieben war, hatte einen unkontrollierten Absturz in die mit 14’500 Menschen besetzten Zuschauerränge gerade noch verhindern können.

Auf dem gelben Gleitschirm des Aktivisten war die Parole «Kick out oil!» zu lesen und darunter der Schriftzug der Umweltorganisation Greenpeace. Diese stellte auf Twitter die Aktion, bei der laut Polizei Menschenleben gefährdet wurden, zunächst als Protest gegen EM-Sponsor Volkswagen dar.

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Erst später reichte die Organisation mehrere Tweets nach. «Dieser Protest hatte nie die Absicht das Spiel zu stören oder Menschen zu verletzen», hiess es darin. «Wir hoffen, dass es allen gut geht und niemand ernsthaft verletzt wurde. Greenpeace Aktionen sind immer friedlich und gewaltfrei.» Bei der Aktion sei «nicht alles nach Plan gelaufen».

Nach Darstellung von Greenpeace hätte der Gleitschirmflieger gar nicht im Stadion landen sollen. Eigentlich sei der Plan gewesen, dass der Pilot mit einem grossen Latexball über das Stadion schwebt, erklärte ein Sprecher der Organisation am Abend der Deutschen Presse-Agentur. Der Ball hätte dann hinabsinken sollen. Technische Schwierigkeiten hätten den Piloten aber zur Notlandung auf dem Spielfeld gezwungen.

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Volkswagen hat die Greenpeace-Aktion inzwischen scharf kritisiert. «Mit der heutigen Protestaktion hat Greenpeace Leib und Leben unbeteiligter Zuschauer und Fans eines Fussballspiels in Gefahr gebracht», hiess es nach dpa-Angaben in einem Statement. Das sei nicht akzeptabel.

«Krass idiotische und unverantwortliche Aktion»

Auch der Deutsche Fussball-Bund reagierte auf den missglückten Protest mit deutlicher Kritik: «Diese Aktion verurteilen wir als DFB. Derjenige hat nicht nur sich, sondern auch andere gefährdet und verletzt. Das ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar», sagte Verbandssprecher Jens Grittner. «Der Vorgang wird jetzt auch geprüft, bei der Polizei, bei den Behörden hier in München und der Uefa. Aber selbstverständlich verurteilen wir auch das, was da passiert ist. Das hätte wahrscheinlich auch noch weitaus schlimmer ausgehen können», sagte Grittner.

In den sozialen Medien erntete Greenpeace ebenfalls Spott und scharfe Kritik. «Wichtiges Thema, aber krass idiotische und unverantwortliche Aktion», schrieb der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz bei Twitter. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nannte den Piloten in der «Bild»-Zeitung einen unverantwortlichen Abenteurer, «der seine Flugkünste selbst masslos überschätzt hat und dadurch Leib und Leben von Zuschauern im Stadion ernsthaft gefährdet hat».

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat nun Konsequenzen angekündigt. «Das wird genau behandelt, das sind klare Verstösse», sagte er dem Bayerischen Rundfunk. «Das ist kein Kavaliersdelikt.»

Einen 48 Jahre alten Mann aus Nürnberg, der am Dienstagabend eine Drohne im Flugbeschränkungsgebiet um die Fussball-Arena München gesteuert hatte, nahm die Polizei ebenfalls fest. Ein Zusammenhang mit dem Gleitschirmflug habe nach derzeitigem Kenntnisstand aber nicht bestanden, hiess es seitens Polizei.

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dpa/Martin Bernstein