Pop-BriefingHat die Musik von Greentea Peng tatsächlich eine heilende Wirkung?
Die Pop-Kolumne stellt heute diese Figuren vor: den besten Singer/Songwriter, den niemand kennt, eine Engländerin, die die Welt heilen will, und die wohl schlechtestgekleidete Schweizer Band. Dazu: Musik zur Versöhnung mit Italien.
Das muss man hören
Kaum weilt man mal zwei Wochen in den Ferien, stehen da schon wieder Newcomer auf der Matte, die der sofortigen Entdeckung harren. Eine davon heisst Greentea Peng, stammt aus London, und ihr Spezialgebiet ist das Erfinden leicht verschleppter und schwer berauschender Soul-Nummern. Das Aparte daran ist, dass alle Instrumente auf ihrem neuen Album anstatt auf die handelsüblichen 440 auf 432 Hertz gestimmt wurden. Frau Peng ist der Überzeugung, dass diese Frequenz eine heilende Wirkung hat. Nun, da könnte wahrlich etwas dran sein. Doch höret selbst. Ich behaupte: das beste Hip-Hop-Soul-Album des bisherigen Jahres.
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Ebenfalls etwas tiefer gelegt und bestimmt auch mit heilender Kraft versehen, ist die Stimme des irischen Tieftonsängers Adrian Crowley, dessen neues Album klingt, als wäre Leonard Cohen im No-Future-Milieu wiederauferstanden. Ryan Adams erkor den schwerblütigen Iren einst zum besten Songwriter, von dem noch nie jemand etwas gehört hat. Übersinnliches hat auch er zu bieten: Er verfügt über die Fähigkeit, im Schlaf – allein in seinem Kopf – Musik hören zu können. Es handle sich um «natürliche akustische Halluzinationen», meint er. Na dann bravo!
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Mit allerhand schöpferischer Kraft ausgestattet ist auch der britische Rapper Pa Salieu. Er veröffentlicht Tracks, als kriegte ers bezahlt – was in seinem Fall sogar stimmen könnte. Immerhin ist der Mann mit gambischem Stammbaum beim Plattenmulti Warner unter Vertrag. Stilistisch könnte man das Ganze als Afro-Grime beschreiben – für seinen neuesten Vorstoss stand ihm der Rap-Tunichtsogut Slowthai zur Seite.
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Eingangs hatten wir es bereits von der heilenden Wirkung der Musik. Eine, die auf diesem Gebiet ebenfalls kundig ist, ist die britische Sängerin Ola Szmidt. Sie ist nicht nur Sängerin, Elektrofricklerin und Flötistin, sondern auch Klangtherapeutin und mag es, ihre bestrickenden Gesangslinien auf hypnotische und tiefenentspannende Loops zu betten.
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Wer das letzte Album von Danger Dan (der mit der Kunstfreiheit) gemocht hat, der dürfte auch Fortuna Ehrenfeld verständnisvoll zunicken. Mit einer Stimme, die klingt, als werde sie von Asthma, Staublunge, Kneipendrogen und ganz viel Melancholie in ihrer Entfaltung gehemmt, erzählt Sänger Martin Bechler von einem Kölner Dasein weit abseits von irgendwelchen karnevalesken Aktivitäten. Auf dem dritten Werk seit 2016 hat der mehrfach preisgekrönte Multimediakünstler Bechler eine ganze Menge Subkultur-Tristesse zusammengebraut. Wie sagte Oli Schulz einst so schön zum Vorgängerwerk «Helm ab zum Gebet»? «Eine überlebenswichtige Platte, vor allem wenn man aus einer Region wie Köln kommt.»
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Irgendwie zwischen die Welten gefallen ist die Sängerin Kali Uchis. Sie ist in Kolumbien und in den USA gross geworden, hat sich zunächst der Soulmusik zugewandt, spielte mit Snoop Dogg und den Gorillaz einen Song ein und wurde von Lana Del Rey in den Tourbus geladen. Musikalisch gibt es sie in diversesten Aggregatszuständen, neuerdings watet sie auch schon mal durch seichtere Latin-Pop-Sümpfe. Am spannendsten ist sie indes immer dann, wenn sie ihre Lieder nur von einer Holzgitarre begleiten lässt. Dies, im Verbund mit ihrer gehauchten Laszivstimme und einem Flair für das Pathos der kolumbianischen Schlagermusik hat das Zeug, raumgreifend zu verzücken. Deshalb ist die Freude gross, dass sie gerade wieder eine akustische EP in die Musikwelt entlassen hat. Da nehmen wir auch die Irritation in Kauf, dass sie es angemessen fand, für den Fototermin quasi nackig durch die Landschaft zu reiten.
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Die Wochentonspur
Weil in dieser Kolumne lange nicht alle Musikperlen der letzten Tage Platz gefunden haben, sei hier die dazugehörige Playlist anempfohlen. Sie bietet heute – neben dem bereits Erwähnten – Goldkanten-Soul von Jeb Loy Nichols und Curtis Harding, Trommel-Trip-Hop von Wildbirds & Peacedrums, eine erstaunliche Elektro-Ballade von Hildegard, Afro-Funk von Vaudou Game, Schwarzlicht-Hip-Hop von Dean Blunt, akustischer Brasil-Segen von Céu, Neues von Nneka und Natacha Atlas – und allergattig sorgfältig Zusammengetragenes mehr.
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Darüber wird gesprochen
Das Label PIAS (Play It Again Sam) gehört seit fast 40 Jahren zu den grössten und erfolgreichsten Indie-Labels der Welt. Doch kürzlich hat eine Mitteilung in der Szene für Irritation gesorgt: PIAS spannt mit dem Musikmulti Universal Music zusammen – oder besser: Sie gehen eine «strategische Partnerschaft» ein. Der Deal, der vier Dekaden lang absolut unvorstellbar schien, soll in etwa Folgendes beinhalten: PIAS darf die Finanzen und nicht näher erwähnte Ressourcen von Universal anzapfen, um das Angebot auszubauen. Universal darf im Gegenzug auf die Vertriebskanäle von PIAS zurückgreifen. Und beide werden nicht müde zu betonen, dass PIAS auch weiterhin «absolut unabhängig» bleiben werde. Stellt sich einmal mehr die gute alte Frage, was die viel gepriesenen Slogans «Unabhängigkeit» und «Independent» im Musikzirkus heute noch bedeuten.
Das Schweizer Fenster
Sie sind rar, die Schweizer Bands, die sich die grosse Geste zutrauen. Messina aus Winterthur sind eine solche Ausnahmeerscheinung. Ihr jüngstes Lied wedelt fast schon david-bowiesk zwischen Pop-Pathos und lockerer Ohrwurmigkeit. Und ja, auch auf das hochtrabende, finale Gitarrensolo wurde keineswegs verzichtet. Das Inspirationsspektrum, so die Viererschaft, reiche von Bon Jovi bis My Heart Belongs to Cecilia Winter. Im gar nicht einmal so grossartigen Videoclip ist schon in der ersten Einstellung zu erkennen, welches der auffallend schlecht gekleideten Bandmitglieder der Bon-Jovi-Typ ist … Egal. Ein Versprechen aus Winterthur.
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Mittlerweile hat wohl jede grössere Stadt ihre eigene Afrobeat-Band. Jene von Bern ist ein besonderes Prachtexemplar. Die Nkonsonkonson Star Band ist gespickt mit allerlei helvetischer Jazz-Prominenz. Der Zehnköpfer – schon das ist ein hübscher popmusikalischer Anachronismus – beweist mit seiner neuesten Single, dass er das neue Kompetenzzentrum für afrikanische Musik in der Deutschschweiz darstellt. Bald soll ein Album folgen.
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Die Basler Kunstpop-Sirene Gina Été hat ihren ersten Longplayer herausgebracht und klingt darauf mal nach Sophie Hunger im Schwarzmalmodus, mal nach geschmackssicherem Elektropop für die unbeheizte WG. Das Album erscheint auf dem honorigen Label Motor Music und wurde in den Staaten von John Vanderslice (Death Cab for Cutie, St. Vincent, Dear Reader) produziert. Unbedingt reinhören!
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Das Fundstück
Pünktlich zum Verdauen des Fussballgipfels gegen Italien und zum Aufkommen erster Rimini-Sehnsüchte dies: Vor zehn Jahren hat das Faith-No-More-Oberhaupt Mike Patton sein bisher wohl draufgängerischstes Unterfangen angezettelt. Er hat einen Chor und ein 40-köpfiges Filmmusikorchester angeheuert, das früher für die Vertonung von Spaghetti-Western zum Einsatz gekommen war, hat ein Repertoire von italienischen Schlagern aus den Fünfziger- bis Siebzigerjahren einstudiert, diese mit diversen Falltüren und Hinterlistigkeiten ausstaffiert und mit «Mondo Cane» ein Album auf den Markt gebracht, das zum Kurzweiligsten und Spassigsten gehört, was im letzten Jahrzehnt an Musik aufgenommen wurde. Hier gibts einen kleinen Live-Schnipsel von diesem extraordinären Projekt.
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Dass der sonderbare Herr Patton mit seinem Werk auf Platz 2 der amerikanischen Billboard-Klassik-Charts eingestiegen ist, soll ihn zwar durchaus etwas verwirrt, aber keinesfalls weiter gestört haben. Und was hat ihn zu diesem Meisterwerk getrieben? Jawohl, die Liebe. Zu seiner italienischen Ehefrau, zur Stadt Bologna, wohin er gezogen war und wo er mit der italienischen Schlagermusik Bekanntschaft machte.
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Was blüht?
In den USA ist das Animierprogramm zur Impfung junger Menschen in ein neues Stadium übergegangen. Winkten bisher eher kleine Chancen auf einen Lotteriegewinn, gibts nun Handfestes zu ergattern: Wer sich am sogenannten Lolla Day am 26. Juni in Chicago gegen Covid-19 impfen lässt, bekommt im Gegenzug ein Tagesticket für das Lollapalooza-Festival. Da stellt sich natürlich die Frage, ob das nicht auch etwas für die Schweiz wäre. Etwa so: Für impfbereite Duckser und Duckserinnen winkt zum Trost ein reservierter Sitz für die nächste Marco-Rima-Tournee oder ein Jahresabo des «Nebelspalters».
Das Jazz-Fenster
Der amerikanische Saxofonist James Brandon Lewis wird auch schon mal von Popgrössen wie John Legend oder K.D. Lang auf die geräumigeren Bühnen der Welt geladen. Doch auf seinem neuesten Werk zeigt er, wonach ihm der Sinn wirklich steht. Nicht nach Gala-Soul, sondern nach ungehobeltem, rauem Kompromisslos-Jazz. Kein Wunder: Ausgebildet wurde er unter anderem vom Free-Jazz-Haudegen Charlie Haden.
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Geradezu kreativ beflügelt scheint derzeit der norwegische Elektro-Jazz-Neuerer Nils Petter Molvaer zu sein. Er ist auf dem neuen Jazz-Label Modern Recordings von BMG untergekommen und soll bald ein neues Album nachschieben – sein zweites innerhalb eines Jahres. Hier gibts den ersten Vorboten:
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Der Verfasser dieser Zeilen darf sich damit brüsten, am 85. Geburtstag des brasilianischen Bossa-Grossmeisters João Donato zugegen gewesen zu sein. Er hat diesen – erwartungsgemäss – auf einer Bühne verbracht, wo er unter Aufbietung diverser Stars der Neuzeit auf seine lange Musikerkarriere zurückblickte. Nun haben sich der Produzent Adrian Younge und der A-Tribe-Called-Quest-Mann Ali Shaheed Muhammad ebenfalls des Werks Donatos angenommen und mit ihm ein Album eingespielt, das dann am stärksten ist, wenn sich der Altmeister auf seine psychedelische Phase besinnt.
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Jede Woche schreibt die Musikredaktion in dieser Kolumne über Popmusik. Und gibt mit einer Spotify-Playlist preis, welche Songs sie gerade hört.
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