Pop-BriefingWas ist aus dem Comeback von Abba geworden?
Und wie tönt die allerneuste Schweizer Supergroup? Was haben Morcheeba der Welt noch zu bieten? Und was taugt die Neue von Attwenger? Antworten gibts in der neuen Pop-Kolumne.
Das muss man hören
Vor gar noch nicht allzu langer Zeit erfreuten sich Sänger grosser Beliebtheit, die sich gebärdeten wie unheilbare Drogenopfer. Es war ein Spleen aus einer Epoche der Nullerjahre, in der es noch als rebellisch galt, ungünstige Beiträge in televisionären People-Formaten zu generieren oder mit wackeligen Beinchen von den Bühnen der Welt zu stürzen.
Dieser Trend scheint ein bisschen aus der Mode gekommen zu sein, das prominenteste Aushängeschild, Pete Doherty, ist – wie aktuelle Bilder nahelegen – vom Koks- zum Keks-Konsumenten arriviert. Und auch musikalisch steckt das Heroin-Chic-Genre in der Schaffenskrise. Die dänische Band Iceage ist bestrebt, dem entgegenzuwirken. Ihr neues Album ist eine Ode auf das verdrogte Rumpelrocklied. Klingt irgendwie ungesund, aber beileibe nicht schlecht.
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Gut möglich, dass auch die an dieser Stelle bereits hochtrabend vorgestellte Lady Blackbird in ihrem Dasein bereits mit dem einen oder anderen Rauschgift experimentiert hat. Jedenfalls klingen ihre Stimme und ihre Deutung der Soulmusik nicht nach einem Dasein in immerwährender Unbeschwertheit. Offenbar pflegt die finstere Sirene auch sehr gute Beziehungen zur Clubszene, jedenfalls veröffentlicht sie derzeit mehr Remixe als einem lieb sein könnte. Jener des Elektro-Sonderlings Matthew Herbert ist uns jedoch sehr wohltuend ins Ohr gestochen.
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Die Tadler der kulturellen Aneignung dürften bezüglich des neuen Albums der Gruppe The Black Keys in Alarmbereitschaft und nahe der Schnappatmung geraten: Weisse Männer veröffentlichen ein Album voller Blues-Klassiker aus den 40er- und 50er-Jahren. Egal. In zehn Stunden an zwei Nachmittagen wurde das Ding eingespielt – und es ist grossartig geworden. The Black Keys covern die Helden des Hill Country Blues, dieser groovigen Spielart aus dem Norden von Mississippi. Unser Liebling: «Walk With Me» von Junior Kimbrough.
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Und hier gehts zum Original:
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Zwei Schlagzeuge, ein Sousafon und ein Tenorsax: In den meisten Fällen bewerkstelligt man mit diesem Instrumentarium wohl Jazz. Im Falle der Gruppe Sons of Kemet ist das Ergebnis nicht ganz so eindeutig fassbar. Auf ihrem vierten Album präsentieren die Briten eine abenteuerliche Mengung aus Ragga, Street-Jazz, Marschmusik und Afro-Futurismus. Mittendrin das singende und schnatternde Tenorsaxofon von Shabaka Hutchings. Für unser Lieblingsstück hat sich der Ragga-Mann D Double E ins Personal gemischt.
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In den Nullerjahren hatte die Gruppe Morcheeba den Dreh raus zur Massenanfertigung gleichsam prickelnder wie gemütlicher Popsongs. Und sie hatte in der Person von Skye Edwards eine Sängerin, die die kostbare Gabe besass, mit wohltemperierter Vokal-Sinnlichkeit selbst dem harmlosesten Lied etwas unterschwellig Anheimelndes abzutrotzen. Dass es um Morcheeba irgendwann still und duster wurde, hatte damit zu tun, dass es Skye Edwards’ Morcheeba-Brüdern Ross und Paul Godfrey gefiel, Skye Edwards für einige Jahre aus der Band zu verbannen, um sich ein klassisch geschultes Singsang-Mädchen anzulächeln.
Später verkrachten sich auch noch die Gebrüder und wurden sich nicht einig, wie der Name Morcheeba weitergeführt werden darf, was dazu führte, dass unter dem Namen Skye & Ross 2018 ein Album der beiden verbliebenen Ur-Mitglieder veröffentlicht wurde.
Nun gehts also mit Morcheeba weiter. Das Album ist nicht durchwegs gelungen – aber der Opener hat das Zeug, das alte Freudenflämmchen an den Trip-Hop-Helden wieder zu entfachen. Und ja, im Verfertigen öffnender Refrains sind Morcheeba immer noch unschlagbar.
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Liam Bailey aus Nottingham war der Lieblingssänger von Amy Winehouse. So sehr mochte sie ihn, dass sie auf ihrem eigenen Label ein Album von ihm veröffentlichte. Nach ihrem Tod wurde der Mann mit der reggaeesken Schmachtstimme von einem Major-Label zur Tadellosigkeit aufgemöbelt, was nur mässig erfolgreich war. Nun hat er eine neue Single herausgebracht: Gitarre, Stimme und einfachste Aufnahmemodalitäten. Und siehe da: Der Zauber ist wieder da! Amy hätte Freude daran.
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Vor ziemlich genau einem Jahr ist mit dem Tod des Schlagzeugers Tony Allen die globale Groove-Maschinerie ins Stocken geraten. Nun erscheint ein posthumes Werk des Afrobeat-Erfinders – aufgrund seines unerschöpflichen Schaffensdranges bis kurz vor seinem Tod womöglich nicht das letzte. «There Is No End» heisst denn auch das Werk, für welches sich Allen mit jungen Sprechsängerinnen und -sängern umgeben hat, die mit ihrer Poesie eher nicht die Eskalation anstreben. Am meisten hat uns der Beitrag der Rapperin Nah Eeto aus Nairobi imponiert.
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Die Wochen-Tonspur
In der Playlist zur Kolumne finden sich über 50 neue Songs, die uns in den letzten Tagen den Kopf verdreht haben. Da gibts eine Charme-Ballade der Kitzbüheler Sängerin Änn, Totengräber-Rock von Amigo The Devil, Indie-Hip-Hop von Paris Texas, Synthiepop von Actors, italienische Elektro-Folklore von José Manuel, akustischer Afro-Soul von Mumbi Kasumba, Konfusionspop von Sophie Kennedy oder hurtige Tanzbodenmusik von Planetary Assault Systems.
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Darüber wird gesprochen
Eigentlich ist die Welt keine wesentlich schlechtere geworden, nachdem die pensionierten Pop-Ikonen Abba die 2018 angekündigte Veröffentlichung neuen Liedgutes bis auf unbestimmte Zeit verschoben haben. Nun soll die unbestimmte Zeit tatsächlich näher rücken, wie der Abba-Björn in einem Interview kundgetan hat.
Mittlerweile soll das Repertoire gar von drei auf fünf neue Lieder angewachsen sein – die ersten nach der Bandauflösung 1981. Und allem Vernehmen nach sollen sie klingen wie … – Obacht, Tusch … – Abba.
«Es wird dieses Jahr definitiv neue Musik von Abba geben», sagte Björn im Interview. Er treffe sich mit Agnetha, Benny und Anni-Frid regelmässig im Studio – und das Ganze hamoniere prima. Obs dann auch die angekündigte Hologramm-Show der zwar noch lebenden, aber offenbar bühnenmüden Senioren geben wird, darüber sprach der Björn leider nicht.
Das Schweizer Fenster
Die Schweiz ist ja momentan recht emsig im Hervorbringen neuer Supergroups. Nach den Büetzer Buebe, Blay und Hunger/Faber/Brandão hat sich nun in der helvetischen Musikunterwelt ein neues zusammengewürfeltes Trio zusammengebraut. Es hört auf den etwas unhandlichen Namen /A\ und besteht aus der Young-Gods-Kühlerfigur Franz Treichler, der Sängerin Emilie Zoé und deren Schlagzeuger Nicolas Pittet.
Das Album, das im Juni erscheinen wird, ist eine hocherfreuliche Angelegenheit. Es tönt grossmehrheitlich nach schwerer Psychedelik, die elektronischen Interventionen sind eher dezent ins Klangbild integriert, und der Gesang von Frau Zoé mutet geradezu defätistisch-klagend an. Die erste Single ist mit Abstand der sonnigste Song im Angebot.
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Die erste Solo-Single gibts nun endlich auch vom oben miterwähnten Dino Brandão – dem ehemaligen Vorsteher der Band Frank Powers. Und es handelt sich um ein ganz exquisites Stück Musik. Der Mann mit Wurzeln in Angola wedelt ganz anheimelnd zwischen Lüpfigkeit und Melancholie – und ab 2:20 mischt sich gar ein veritabler Samba-Beat ins Geschehen ein. Wir gieren nach mehr!
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Was blüht?
Neben dem Eurovision Song Contest in dieser Woche blüht uns ab dem 11. Juni bekanntlich auch die Fussball-Europameisterschaft. Es wurde also Zeit, dass der offizielle Song zu den Spielen veröffentlicht wird. Er stammt vom holländischen Stadio-DJ Martin Garrix (in Wirklichkeit war eine ganze Hitschreiber-Herde zugange), klingt aber wie ein Song von U2. Das hat damit zu tun, dass Bono hinter dem Frontmikrofon steht und The Edge die Gitarre bedient.
Natürlich geht es – wie es sich für eine richtige Fussballhymne gehört – um Zusammenhalt und hochtrabende Gemeinsam-sind-wir-stark-Parolen, und natürlich wird das Ganze von einer allgemeinverständlichen Basspauke im Viervierteltakt getragen. Was will man sagen? Es hätte schlimmer kommen können.
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Das Jazz-Fenster
In Ingolstadt und Berlin heimisch ist das Duo Fred Rec x Maura, das uns eines der hübschesten und überraschendsten Vocal-Jazz-Lieder der letzten Wochen beschert. Was angenehm schlurfig-soulig beginnt, mündet gegen Ende in eine beschwingte Scat-Improvisation. Wir sind schockverliebt.
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Nein, der bisherige Lebenslauf der Trompeterin Jaimie Branch war kein geschmeidiger. Er ist geprägt von einem chaotischen Elternhaus und ungünstigen Drogenerfahrungen. Und diese Schürfwunden des Lebens finden sich auch in der Musik der Frau. Ihr experimentierfreudiger Jazz ist bisweilen zornig, oft tobend, frenetisch und ungezügelt. Am Freitag erscheint ein neues Livealbum der Amerikanerin. Aufgenommen wurde es im Januar 2020 im Zürcher Moods-Club. Unbedingt anhören!
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Der Saxofonist Vincent Herring ist so etwas wie der furiose Romantiker des Jazz – immer wenns zu entspannt wird, ist von ihm etwas Unberechenbares zu erwarten. Nun hat der Mann, der schon mit Nat Adderley, Freddie Hubbard oder Art Blakey auf der Bühne stand, ein neues Album eingespielt, auf dem er immer wieder Erinnerungen an den Zunftgenossen Jackie McLean weckt.
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Ein neuerliches Wunderalbum hat der Zürcher Trompeter Peter Schärli auf dem Label Enja veröffentlicht. Dabei entsagt er ein ganzes, hochelegantes Album lang dem Schlagzeug. Und dennoch wird diese Musik von einem feinen Groove getragen. Begleitet wird Schärli von Hans Peter Pfammatter am Piano, dem Bass von Thomas Dürst und der Trombone der amerikanischen Jazz-Hoheit Glenn Ferris.
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Das Fundstück
Das Video, das die Gruppe Attwenger im Jahr 1990 zum Zwecke einer Geschäftsanbahnung an das Münchner Label Trikont schickte, war von beschämender Qualität. Zwei Mannen waren darauf zu erkennen, einer am Schlagzeug, der andere an der steirischen Harmonika. Es war, als träfen sich da ein Land-Punk und ein oberösterreichischer Volksmusikant zum Kulturaustausch. Das Lokal, in dem sie zu Werke gingen, war bühnenlos, an der Wand hingen selbst kopierte A4-Konzertaffichen. Der Kameramann schwankte, das Saallicht war eingeschaltet, und ein Publikum war nicht auszumachen. Dennoch ging man bei Trikont kurz nach Sichtung des Videos in den Laden nebenan. Um Sekt zu kaufen.
Wenn sich Labelboss Achim Bergmann heute an diesen Moment erinnert, beginnt er zu strahlen. Auf Attwenger habe die Welt gewartet, da sei er sich damals sicher gewesen. Acht Studioalben sind seither erschienen, Hunderte Konzerte gespielt, es wurden zwei Kinofilme über die beiden gedreht, ein Buch veröffentlicht. Ernst Jandl hat sich lobend über die attwengersche Textarbeit ausgelassen – das Musikmagazin «Spex» hat darin sogar den «Dialekt der Aufklärung» erkannt.
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Ja, die Welt hat offenbar tatsächlich auf Attwenger gewartet. Schliesslich gibt es da noch die Geschichte von John Peel, dem einflussreichen BBC-Radio-Mann. Er beschloss, Attwenger für eine seiner legendären Aufnahme-Sessions nach London zu laden. Doch irgendwie hatten die beiden Österreicher keine Lust, dorthin zu fliegen. Also machte er sich auf, die beiden heimzusuchen. Er reiste nach Linz, nahm seine Session am 14. Oktober 1992 daselbst auf und war dermassen angeheitert vom Trip in die Provinz, dass er sich bei der Präsentation vor dem Mikrofon mehrmals vor Lachen gekugelt haben soll. Sein Kommentar: «I have no idea what it’s all about, but I like the general noise.»
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Dabei ist die Musik von Attwenger keineswegs lustig gemeint. Die Irritation gründet in der ungeläufigen kulturellen Abstammung ihrer Protagonisten. Hans-Peter «Hansi» Falkner an der Knopfharmonika wurde tatsächlich mit österreichischer Volksmusik sozialisiert, trat lange Zeit mit seinen Grosseltern und Eltern auf, die ihn in die Welt des Rhythmus einführten, indem sie ihm die Beine an Seilen befestigten und rhythmisch daran zupften. Der Schlagzeuger Markus Binder tummelte sich im Linzer Veranstaltungs- und Kunst-Milieu, ehe er eines Nachts auf seinen künftigen musikalischen Komplizen traf («Er sass irgendwie verwinkelt in einem Sessel, hat einen Hut aufgehabt und über die Hose drüber weisse Socken bis unters Knie. Er hat unter seinem Hut hervorgeblinzelt, das fand ich sympathisch.»).
Die musikalische Kollision der beiden könnte man grob als Agrar-Hip-Hop bezeichnen. Obwohl da gar kein Hip-Hop ist. Das attwengersche Versmass ist dem österreichischen Gstanzl entlehnt, einem sich reimenden Spottgesang, der im Alpenraum gern an Bauernhochzeiten aufgeführt wird. In den Jahren haben die beiden das klangliche Spektrum stetig erweitert, die Handorgel wird immer wieder gern über Gitarrenverzerrer geschlauft, die Schlagarbeit mit Rhythmuscomputer unterlegt, und der lange vorherrschende Breakbeat-Polka-Schmäh wird immer mehr von Reminiszenzen an avantgardistische elektronische Musik untergraben. So auch auf ihrem anbetungswürdigen neuesten Werk namens «Drum». Geblieben sind der Schmäh und der Schalk der Gründerzeit. Und ein gewisser Furor über die unaufhörliche Deppertheit der Welt.
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