Pop-BriefingBehebt Spotify nun auch noch die grosse Fussball-Krise?
Spotify-Gründer Daniel Ek will einen Fussballclub kaufen, die Corona-Frage führt zu ersten Bandauflösungen. Und da sind zwei Schweizer Bands: Die eine hat zu wenig Sex, die andere ist noch ganz scheu.
Das muss man (nicht) hören
Wenn man bedenkt, dass derzeit pro Tag 60‘000 neue Songs erscheinen, war die letzte Woche eine an musikalischen Sensationen erschreckend armselige. Wenn uns die Streamingdienste unter den Top-Neuheiten die Alben von Sarah Lombardi und Maite Kelly anpreisen, dann ist der Beweis erbracht, dass die Welt gerade keine gute mehr ist.
«Obacht, Sie Kulturpessimist», wirft nun eine Horde Supermarkt-Punk-T-Shirts tragender Jünglinge ein: «Immerhin ist am Freitag das neue Album von The Offspring erschienen – die gehören ja wohl auch heute noch zu den Punkrockern der Extraklasse.»
«Nein, liebe Horde», muss man da entgegnen. «Dieses leidige Punk-sein-und-doch-anständig-Bleiben ist die Antithese zum Punkrock – kein Wunder flüchten sich immer mehr Freunde der Stromgitarrenmusik zu Bands, die mit Drehleiern und Dudelsäcken hantieren. Punkrock mit sauber produziertem Harmoniegesang, das ist Frevel.» Dann wäre das also auch geklärt.
Trotzdem sind uns auch diese Woche einige Songs zugeflogen, die zu Erquickung Anlass bieten. Angefangen mit dem Song «Bill», mit welchem die ghanaisch-britische Band Isaac Birituro & The Rail Abandon des vor einem Jahr verstorbenen Singer-Songwriters Bill Withers gedenkt.
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Ins eher nicht aus allen Nähten platzende Plattenfach des Industrial-Tribalism kann das neue Album des katalanischen Duos Dame Area abgelegt werden. Eine Band mit Hysteriesängerin aus dem Umfeld des sehr verfolgungswürdigen Kunst-und-Club-Projekts Màgia Roja in Barcelona.
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Die britische Singer-Songwriterin und Avant-Soul-Aktivistin Tirzah hat sich kraft ihrer Experimentierlust zum Liebling der Indie-Szene aufgeschwungen. Nun erreicht uns ein neues Lied, das durch fast schon demonstrative Einfachheit auffällt. Erst die letzten 20 Sekunden offenbaren Tirzahs Unberechenbarkeit – der Rest ist einfach nur schön.
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Das neue österreichische Popwunder ist irgendwie ein bisschen verklungen, die nominellen Helden sind am Schwächeln. Immerhin ein Wunder ist geblieben, allerdings wird von diesem viel zu selten gesprochen: Es heisst Leyya, kommt aus Wien und besteht aus Marco Kleebauer und der Sängerin Sophie Lindinger. Die beiden machen leicht verschlurften Flausch-Pop wie aus dem Bilderbuch (Kleebauer ist der Produzent der gleichnamigen Austro-Pop-Erneuerer).
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Reichlich abenteuerlich mutet das Musikschaffen von Arooj Aftab an. Die Dame stammt aus Pakistan, hat am Berklee College of Music studiert und unterbreitet uns auf ihrem neuen Album eine Mengung aus Sufi-Musik, Dub, Elektronik, New Age, Traumpop und Jazz.
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Wem das alles ein bisschen zu beschaulich war, der höre sich den neuesten Track des portugiesischen Drum’n’Bass-Produzenten Humannature an. Er hat die Dienste unseres Lieblings-Toasters Magugu in Anspruch genommen.
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Die Wochen-Tonspur
In der Playlist zur Kolumne gibts heute unter anderem brasilianischen Traum-Trap von Keso und Luca Argel, Indie-Chanson von Odezenne, Rabauken-Rock von Sacred Shrines, ein subversives Schunkellied von Tristan Brusch, Vintage-Soul von Monophonics, Defätisten-Elektro von Alan Vega und sehr, sehr lustigen Dada-Post-Punk von International Music.
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Darüber wird gesprochen
Der Spotify-Gründer Daniel Ek hat in einem Tweet erwähnt, Interesse am Kauf des FC Arsenal zu haben. Er sei seit seiner Kindheit Fan des Fussballclubs und wäre glücklich, seinen Hut in den Ring werfen zu können, meinte der schwedische Milliardär. Nachdem der jetzige Besitzer den Club in die Super League hieven wollte, war es zu wüsten Protesten der Fans gekommen. Dementsprechend positiv wurde Eks Angebot dort aufgenommen.
Zahlreiche Fans beteuern, sie würden im Falle einer Spotify-Übernahme gleich mehrere Premium-Abos abschliessen. Doch es mischten sich auch einige kritische Stimmen in die Euphorie: «Oder du könntest deine Künstler anständig bezahlen und dann schauen, was du danach noch übrig hast», meinte ein Fan. Ein anderer: «Du kannst ja die Spieler mit 0,0001124 Cents für jeden Ballkontakt entlöhnen.» Andere fragten sich, wie das gehen soll, mit einer Firma, die bis heute keinen Gewinn abgeworfen habe. Nun, wir werden es vielleicht erfahren.
Das Fundstück
Ein wenig erstaunt war die Musikwelt, als 2002 bei dem französischen Jazz- und World-Label Naïve ein Album erschien, das klang, als seien The Smiths als bessere Menschen wiederauferstanden. Das Werk hiess «No Time Between», stammt von der Gruppe Overhead um den jazzgeschulten Sänger Nicolas Leroux und gehört bis heute zu den meistunterschätzten Indie-Rock-Werken Frankreichs. Höchste Zeit, es sich anzuhören.
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Das Schweizer Fenster
Es gilt wieder einmal die Geburt einer neuen Band zu feiern: Malummi heisst sie. Die Band stammt aus Basel, ist noch etwas scheu, wurde gerade von Irascible unter Vertrag genommen und frönt einem kunstfertigen elektronischen Balladentum – ein Genre, das derzeit weiss Gott ziemlich inflationär beackert wird. Doch die erste Single dieses Trios ist dermassen bestrickend, dass wir diese Geburt gerne mit dem gebührenden Brimborium mitfeiern. Hossa! Hier gibts eine Live-Version davon.
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In «pandemischer Apathie» treffen wir die Gruppe None Of Them an – und nicht nur das: Zusätzlich ist sie nach eigenen Angaben auch noch «unterbegattet und gebrochen». So klingt denn auch ihre neueste Single. Selten hat eine Band die Corona-Müdigkeit derart adäquat in Musik übersetzt.
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Hier gehts zur laufend aktualisierten, hauseigenen Schweizer Playlist mit über 24 Stunden Musik.
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Was blüht?
Allerspätestens seit der leidigen Das-wird-man-doch-wohl-noch-sagen-dürfen-Aktion von Vertretern der deutschen Schauspielkunst wissen wir, dass Corona nicht nur ein potenziell todbringendes Virus ist, sondern auch das Zeug dazu hat, bisher heil geglaubte Familien zu zersetzen.
Wers nicht glaubt: Die äusserst beliebte Kölner Karnevalsband Höhner hat ihren Gitarristen gefeuert, weil sie diesen nach einigen Posts im Lager der Corona-Leugner wähnte. Und als er dann noch eine Wortmeldung des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders teilte, war die Sache für die Band klar: «Das hat mit unserem Gedankengut nichts mehr zu tun», richteten die Höhner aus. Nun wird der Band von einigen Fans Zensur vorgeworfen: Das sei «DDR 2.0», und man wolle wohl die offene Position nun mit einem «schwarzen Gitarristen, möglichst divers» besetzen, wird da gepoltert.
Folgt auf den kreativen Lockdown im Musikanten-Milieu nun also die Bandauflösungsflut? Früher hat man dafür meist «unüberwindbare künstlerische Differenzen» angegeben – heute sind es offenbar fundamentale ideologische Unstimmigkeiten.
Das Jazz-Fenster
Am 7. Mai erscheint das siebte Album des von Trinidad nach London übergesiedelten Musikers, Lyrikers, Schriftstellers und Universitätsdozenten Anthony Joseph. Seine Bücher tragen Titel wie «The African Origins of UFOs» oder «Dark Matter: A Century of Speculative Fiction from the African Diaspora». Dementsprechend abenteuerlich und dringlich ist auch seine poesiedurchflutete Musik. Fürs neue Album hat er formidable Musiker um sich geschart: Rod Youngs war Schlagzeuger von Gil Scott Heron, und im Bläsersatz findet sich unter anderem der Saxofonist Shabaka Hutchings. Letzte Woche ist das neueste Vorab-Müsterchen erschienen.
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Von den Trioformationen ist mir die Konstellation Saxofon, Schlagzeug, Bass am liebsten, oft entsteht da eine Rauheit, die nicht geniert wird von allzu viel Harmoniewille. So auch hier: Mit Jakob Dinesen (Sax), Anders Christensen (Bass) und Laust Sonne (Schlagzeug) haben sich letztes Jahr drei Schwergewichte des dänischen Jazz zu dieser Live-Aufnahme versammelt, nachdem ihre Auftritte am Kopenhagener Jazzfestival abgesagt werden mussten. Die Produktion ist dürftig, das Gebotene grossartig.
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Jede Woche schreibt die Musikredaktion in dieser Kolumne über Popmusik. Und gibt mit einer Spotify-Playlist preis, welche Songs sie gerade hört.
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