Harry und Meghan Royal verbockt
Die Welt lag ihnen zu Füssen, aber Harry und Meghan konnten nicht damit aufhören, sich als Opfer zu inszenieren. Davon hat nun selbst Amerika genug – die Sussexes gelten als langweilig, nervig und Verlierer des Jahres 2023.
Das Magazin «The Hollywood Reporter» ist eine Institution – seit 1930 berichtet es darüber, was in der Filmbranche läuft. In jener Branche also, die zwar glamourös, oberflächlich und stets latent übergeschnappt ist – aber vor allem ein knallhartes, milliardenschweres Geschäft.
Wenn nun Harry und Meghan auf der jährlichen Top- und Flop-Liste des «Hollywood Reporter» sehr weit oben in der Loser-Aufzählung rangieren, dann ist das nicht gut. Sondern die denkbar schlechteste PR für zwei, die sich mit viel Getöse nach Amerika aufgemacht haben, um dort als Marke durchzustarten.
Aber seit die Sussexes vor ziemlich genau vier Jahren aus Grossbritannien geflohen sind, haben sie es geschafft, sich auch in ihrer neuen Heimat nahezu sämtliche Sympathien zu verspielen. Das ist marketingmässig bemerkenswert, weil das Paar eigentlich mediengestählt ist, aber sich trotzdem gewaltig verschätzte.
Weinerlich, schmollend und scheinheilig
Vor allem die Inszenierung als Opfer scheint sich abzunutzen. «Weinerlich» spottet der «Hollywood Reporter» über die Netflix-Doku «Harry & Meghan», «weinerlich» sei auch Harrys Autobiografie, nur schon der Titel «Spare» klinge «schmollend». Genüsslich wird der Sketch der Comicserie «South Park» erwähnt, in dem Harry und Meghan auf eine «weltweite Privatsphäre-Tour» gehen – dieser habe «brutal die Scheinheiligkeit» der beiden aufgezeigt.
Und natürlich fehlt der Hinweis nicht, dass Spotify die Zusammenarbeit gekündigt und ein Mitglied der Führungsetage die Sussexes wegen ihres Millionengehalts und dem dürftigen Resultat als «Abzocker» bezeichnet hat. Kurz: Das Verdikt des «Hollywood Reporter» fällt vernichtend aus.
Dabei standen die Zeichen einst so gut. Harry und Meghan lag die Welt zu Füssen, mehr Frische und Modernität gab es schon lange nicht mehr bei Königs. Viele konnten verstehen, dass das Paar keine Lust hatte auf die verknöchert anmutende Institution der britischen Krone. Oder dass Meghan, die zuvor als Schauspielerin ihr eigenes Geld verdient hatte, wenig Gefallen daran fand, mit neckischem Hütchen auf dem Kopf vom Balkon des Buckingham Palace zu winken oder lächelnd Kindergärten zu eröffnen. Und schon gar nicht, sich rassistisch beschimpfen lassen zu müssen.
Immer dieselbe Platte
Aber statt sich tatsächlich ins Private zurückzuziehen oder eine eigene, ehrenvolle Aufgabe zu finden, inszenierten sie sich als Opfer. Und fanden nicht mehr aus dieser Rolle heraus. Immer und immer wieder wiederholten sie vor Fernsehkameras, in Büchern, auf jedem Podium dieselbe Platte, und sie ernteten damit Applaus. Beflügelt vom Zeitgeist, der überall Diskriminierung wittert, surften die beiden die Rassismus- und Frauenfeindlichkeits-Welle, und vergassen dabei die wichtigste Regel von Hollywood: Sei niemals langweilig.
Dass der Wind dreht, zeichnete sich seit einer Weile ab, und spätestens seit dem Sommer war der Unmut in den amerikanischen Medien nicht mehr zu überhören. Das «Rolling Stone Magazine» nannte Harry und Meghan «eine Marke in der Krise», die sich in einer «Flop-Ära» befinde.
Das Paar habe nichts zu sagen, weil sein «Markenkern» sich im Zwist mit der königlichen Familie erschöpfe. Diese Geschichte sei aber längst erzählt. Sie dauernd zu wiederholen, schrieb das Magazin, «ist nicht nur langweilig, sondern auch nervig», und setzte «annoying» zur Betonung in Schrägschrift.
Ins gleiche Horn stiess das «Wall Street Journal», als es schrieb: «Die Sussexes verfügen weder über das intellektuelle Gewicht der Obamas noch über die Starqualitäten der Clooneys. Die einzige Star-Power, die sie haben, verdanken sie der königlichen Familie.»
Mit Wladimir Putin über dessen Traumata sprechen?
Recherchen hätten zudem gezeigt, dass bei der Stiftung Archewell ein Exodus an Führungskräften aus den Bereichen Kommunikation, Produktion, Film und Audio zu verzeichnen sei. Es werde zwar viel geredet, aber kaum etwas umgesetzt, zitierten sie ehemalige Mitarbeitende von Harry und Meghan; der Begriff «arbeitsscheu» fällt zwar nicht, ist aber unüberhörbar.
Das Hauptproblem besteht offenbar in der unklaren Vision und den realitätsfernen Vorstellungen: Prinz Harry soll einen Podcast vorgeschlagen haben, in dem Wladimir Putin und der Papst über ihre Traumata sprechen. Und Meghan habe sich kaum um ihren eigenen Podcast «Archetypes» gekümmert. Zu diesem lud sie zwar jeweils weibliche Berühmtheiten ein, um mit ihnen die Hindernisse des modernen Frauseins zu erörtern, redete dabei aber meist über sich selbst.
Arg übertriebene Geschichte
Die Spenden für Archewell sollen gemäss der britischen «Times» ebenfalls eingebrochen sein. Womöglich auch eine Folge davon, dass das Paar mehr als einmal dabei erwischt wurde, die Wahrheit frisiert, wenn nicht gar gelogen zu haben.
Zum Beispiel, als es behauptete, nicht an der Entstehung der Biografie «Finding Freedom» beteiligt gewesen zu sein, und rasch das Gegenteil bewiesen werden konnte. Oder mit der angeblichen Paparazzi-Jagd in Manhattan, wo die beiden nur knapp dem Tod entronnen sein wollten, weil sie im Auto von Fotografen verfolgt worden seien. Der Wink mit dem Zaunpfahl – die Geschichte wiederholt sich! Harry droht dasselbe Schicksal wie seiner Mutter! – war so offensichtlich wie die Geschichte gemäss Polizeiaussagen arg übertrieben.
Stattdessen schien sich zu bestätigen, was die Queen auf die Vorwürfe von Harry und Meghan nach dem Oprah-Winfrey-Interview hatte ausrichten lassen: «Man kann Dinge unterschiedlich in Erinnerung haben.»
Genau darum geht es auch bei der jüngsten Eskalation um das Buch «Endgame» – erneut vom «Finding Freedom»-Autor verfasst. Darin wird einmal mehr behauptet, «zwei Mitglieder der königlichen Familie» hätten sich nach der Hautfarbe des ersten Kindes von Harry und Meghan erkundigt. Die Bemerkung sollte schon während des Oprah-Interviews als Beweis herhalten für die rassistische Gesinnung der Monarchie.
Die Namen der beiden Personen waren nie öffentlich genannt worden, auch im englischen Original von «Endgame» tauchen sie nicht auf – in der holländischen Übersetzung auf wundersame Weise aber schon. Aus rechtlichen Gründen musste die ganze Auflage umgehend zurückgezogen werden.
Zuerst behauptete der Autor, er wisse nicht, wie die Namen ins Buch gelangt seien, und insinuierte, die Übersetzerin habe sie selbst eingefügt, und musste ein paar Tage später eingestehen, dass sie im von ihm verschickten Manuskript gestanden hatten. Warum, blieb unklar.
Klar war dafür, dass es sich um einen weiteren Versuch handelte, die Opfer-Karte zu spielen, obschon Kommentatoren – viele davon selbst schwarz – längst erklärt hatten, dass es herzlich wenig mit Rassismus zu tun habe, wenn die Frage nach der Hautfarbe aufkomme.
Vielmehr sei das bei schwarzen Familien üblich und stets ein grosses Thema – genauso wie weisse Familien rätselten, ob das Baby dereinst die blauen Augen der Mutter oder die dunklen des Vaters haben würde. Es sei, fasste es der schwarze Komiker Chris Rock an die Adresse von Oprah zusammen, einfach «typischer family shit».
Es ist zu befürchten, dass sie trotzdem weitermachen werden. Soeben hat Harry vor Gericht gewonnen; er war, wie viele Prominente damals, Anfang der 2000er-Jahre von Medien der Mirror-Gruppe abgehört worden. Dass ihm nun 150’000 Pfund zugesprochen worden sind, betrachtet er lediglich als Etappensieg – der Prinz hat einen langen Atem. Und genügend Geld.
Auch Meghan hat noch Pfeile im Köcher. Sie soll während ihrer kurzen Zeit in Grossbritannien Tagebuch geführt haben. Da lässt sich bestimmt eine Serie draus machen, vielleicht mit dem Titel «Ein Tag im Leben von… Meghan im Palast»?
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