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Harry und Meghan
Royal verbockt

NEW YORK, NEW YORK - OCTOBER 10: (L-R) Meghan, Duchess of Sussex and Prince Harry, Duke of Sussex speak onstage at The Archewell Foundation Parents’ Summit: Mental Wellness in the Digital Age during Project Healthy Minds' World Mental Health Day Festival 2023 at Hudson Yards on October 10, 2023 in New York City. (Photo by Bryan Bedder/Getty Images for Project Healthy Minds)
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Das Magazin «The Hollywood Reporter» ist eine Institution – seit 1930 berichtet es darüber, was in der Filmbranche läuft. In jener Branche also, die zwar glamourös, oberflächlich und stets latent übergeschnappt ist – aber vor allem ein knallhartes, milliardenschweres Geschäft. 

Wenn nun Harry und Meghan auf der jährlichen Top- und Flop-Liste des «Hollywood Reporter» sehr weit oben in der Loser-Aufzählung rangieren, dann ist das nicht gut. Sondern die denkbar schlechteste PR für zwei, die sich mit viel Getöse nach Amerika aufgemacht haben, um dort als Marke durchzustarten. 

Aber seit die Sussexes vor ziemlich genau vier Jahren aus Grossbritannien geflohen sind, haben sie es geschafft, sich auch in ihrer neuen Heimat nahezu sämtliche Sympathien zu verspielen. Das ist marketingmässig bemerkenswert, weil das Paar  eigentlich mediengestählt ist, aber sich trotzdem gewaltig verschätzte. 

Weinerlich, schmollend und scheinheilig

Vor allem die Inszenierung als Opfer scheint sich abzunutzen. «Weinerlich» spottet der «Hollywood Reporter» über die Netflix-Doku «Harry & Meghan», «weinerlich» sei auch  Harrys Autobiografie, nur schon der Titel «Spare» klinge «schmollend». Genüsslich wird der Sketch der Comicserie «South Park» erwähnt, in dem Harry und Meghan auf eine «weltweite Privatsphäre-Tour» gehen – dieser habe «brutal die Scheinheiligkeit» der beiden aufgezeigt. 

Bitterböse, aber sehr lustig: Die Sussexes in der «South Park»-Folge auf Welttournee mit ihrem Lieblingsthema «Privatsphäre».

Und natürlich fehlt der Hinweis nicht, dass Spotify die Zusammenarbeit gekündigt und ein Mitglied der Führungsetage die Sussexes wegen ihres Millionengehalts und dem dürftigen Resultat als «Abzocker» bezeichnet hat. Kurz: Das Verdikt des «Hollywood Reporter» fällt vernichtend aus. 

Dabei standen die Zeichen einst so gut. Harry und Meghan lag die Welt zu Füssen, mehr Frische und Modernität gab es schon lange nicht mehr bei Königs. Viele konnten verstehen, dass das Paar keine Lust hatte auf die verknöchert anmutende Institution der britischen Krone. Oder dass Meghan, die zuvor als Schauspielerin ihr eigenes Geld verdient hatte, wenig Gefallen daran fand, mit neckischem Hütchen auf dem Kopf vom Balkon des Buckingham Palace zu winken oder lächelnd Kindergärten zu eröffnen. Und schon gar nicht, sich rassistisch beschimpfen lassen zu müssen. 

Immer dieselbe Platte

Aber statt sich tatsächlich ins Private zurückzuziehen oder eine eigene, ehrenvolle Aufgabe zu finden, inszenierten sie sich als Opfer. Und fanden nicht mehr aus dieser Rolle heraus. Immer und immer wieder wiederholten sie vor Fernsehkameras, in Büchern, auf jedem Podium dieselbe Platte, und sie ernteten damit Applaus. Beflügelt vom Zeitgeist, der überall Diskriminierung wittert, surften die beiden die Rassismus- und Frauenfeindlichkeits-Welle, und vergassen dabei die wichtigste Regel von Hollywood: Sei niemals langweilig. 

Dass der Wind dreht, zeichnete sich seit einer Weile ab, und spätestens seit dem Sommer war der Unmut in den amerikanischen Medien nicht mehr zu überhören. Das «Rolling Stone Magazine» nannte Harry und Meghan «eine Marke in der Krise», die sich in einer «Flop-Ära» befinde. 

Das Paar habe nichts zu sagen, weil sein «Markenkern» sich im Zwist mit der königlichen Familie erschöpfe. Diese Geschichte sei aber längst erzählt. Sie dauernd zu wiederholen, schrieb das Magazin, «ist nicht nur langweilig, sondern auch nervig», und setzte «annoying» zur Betonung in Schrägschrift. 

Ins gleiche Horn stiess das «Wall Street Journal», als es schrieb: «Die Sussexes verfügen weder über das intellektuelle Gewicht der Obamas noch über die Starqualitäten der Clooneys. Die einzige Star-Power, die sie haben, verdanken sie der königlichen Familie.» 

Mit Wladimir Putin über dessen Traumata sprechen?

Recherchen hätten zudem gezeigt, dass bei der Stiftung Archewell ein Exodus an Führungskräften aus den Bereichen Kommunikation, Produktion, Film und Audio zu verzeichnen sei. Es werde zwar viel geredet, aber kaum etwas umgesetzt, zitierten sie ehemalige Mitarbeitende von Harry und Meghan; der Begriff «arbeitsscheu» fällt zwar nicht, ist aber unüberhörbar. 

Das Hauptproblem besteht offenbar in der unklaren Vision und den realitätsfernen Vorstellungen: Prinz Harry soll einen Podcast vorgeschlagen haben, in dem Wladimir Putin und der Papst über ihre Traumata sprechen. Und Meghan habe sich kaum um ihren eigenen Podcast «Archetypes» gekümmert. Zu diesem lud sie zwar jeweils weibliche Berühmtheiten ein, um mit ihnen die Hindernisse des modernen Frauseins zu erörtern, redete dabei aber meist über sich selbst. 

Wurde abgesetzt: Meghans Podcast «Archetypes».

Arg übertriebene Geschichte

Die Spenden für Archewell sollen gemäss der britischen «Times» ebenfalls eingebrochen sein. Womöglich auch eine Folge davon, dass das Paar mehr als einmal dabei erwischt wurde, die Wahrheit frisiert, wenn nicht gar gelogen zu haben. 

Zum Beispiel, als es behauptete, nicht an der Entstehung der Biografie «Finding Freedom» beteiligt gewesen zu sein, und rasch das Gegenteil bewiesen werden konnte. Oder mit der angeblichen Paparazzi-Jagd in Manhattan, wo die beiden nur knapp dem Tod entronnen sein wollten, weil sie im Auto von Fotografen verfolgt worden seien. Der Wink mit dem Zaunpfahl – die Geschichte wiederholt sich! Harry droht dasselbe Schicksal wie seiner Mutter! – war so offensichtlich wie die Geschichte gemäss Polizeiaussagen arg übertrieben. 

LONDON, UNITED KINGDOM - MARCH 10: An arrangement of UK daily newspapers shows front page headlines reporting Queen Elizabeth's respond over the interview given by the Duchess of Sussex, Meghan Markle and her husband Britain's Prince Harry, Duke of Sussex, to media mogul Oprah Winfrey about their experiences with Buckingham Palace, in London, United Kingdom on March 10, 2021. (Photo by Hasan Esen/Anadolu Agency via Getty Images)

Stattdessen schien sich zu bestätigen, was die Queen auf die Vorwürfe von Harry und Meghan nach dem Oprah-Winfrey-Interview hatte ausrichten lassen: «Man kann Dinge unterschiedlich in Erinnerung haben.» 

Genau darum geht es auch bei der jüngsten Eskalation um das Buch «Endgame» – erneut vom «Finding Freedom»-Autor verfasst. Darin wird einmal mehr behauptet, «zwei Mitglieder der königlichen Familie» hätten sich nach der Hautfarbe des ersten Kindes von Harry und Meghan erkundigt. Die Bemerkung sollte schon während des Oprah-Interviews als Beweis herhalten für die rassistische Gesinnung der Monarchie.

LONDON, ENGLAND - AUGUST 11: Copies of 'Finding Freedom' are stacked up in Waterstones Piccadilly  on August 11, 2020 in London, England. Finding Freedom: Harry and Meghan and the Making of A Modern Family is a biography of Prince Harry and Meghan Markle, the Duke and Duchess of Sussex, written by Carolyn Durand and Omid Scobie and published by Harper Collins.  (Photo by Chris Jackson/Getty Images)

Die Namen der beiden Personen waren nie öffentlich genannt worden, auch im englischen Original von «Endgame» tauchen sie nicht auf – in der holländischen Übersetzung auf wundersame Weise aber schon. Aus rechtlichen Gründen musste die ganze Auflage umgehend zurückgezogen werden.

Zuerst behauptete der Autor, er wisse nicht, wie die Namen ins Buch gelangt seien, und insinuierte, die Übersetzerin habe sie selbst eingefügt, und musste ein paar Tage später eingestehen, dass sie im von ihm verschickten Manuskript gestanden hatten. Warum, blieb unklar. 

Klar war dafür, dass es sich um einen weiteren Versuch handelte, die Opfer-Karte zu spielen, obschon Kommentatoren – viele davon selbst schwarz – längst erklärt hatten, dass es herzlich wenig mit Rassismus zu tun habe, wenn die Frage nach der Hautfarbe aufkomme.

Vielmehr sei das bei schwarzen Familien üblich und stets ein grosses Thema – genauso wie weisse Familien rätselten, ob das Baby dereinst die blauen Augen der Mutter oder die dunklen des Vaters haben würde. Es sei, fasste es der schwarze Komiker Chris Rock an die Adresse von Oprah zusammen, einfach «typischer family shit». 

NEW YORK, NEW YORK - DECEMBER 11: Chris Rock performs onstage during 2023 Night of Too Many Stars benefiting NEXT for AUTISM at Beacon Theatre on December 11, 2023 in New York City. (Photo by Jamie McCarthy/Getty Images for Night of Too Many Stars)

Es ist zu befürchten, dass sie trotzdem weitermachen werden. Soeben hat Harry vor Gericht gewonnen; er war, wie viele Prominente damals, Anfang der 2000er-Jahre von Medien der Mirror-Gruppe abgehört worden. Dass ihm nun 150’000 Pfund zugesprochen worden sind,  betrachtet er lediglich als Etappensieg – der Prinz hat einen langen Atem. Und genügend Geld.

Auch Meghan hat noch Pfeile im Köcher. Sie soll während ihrer kurzen Zeit in Grossbritannien Tagebuch geführt haben. Da lässt sich bestimmt eine Serie draus machen, vielleicht mit dem Titel «Ein Tag im Leben von…  Meghan im Palast»?