König am KlimagipfelIn Dubai gibt Charles den Staatsmann – zu Hause droht Familienstreit
Der britische Monarch widerlegt in seiner COP-28-Rede die umweltfeindlichen Ansichten der Regierung in London. Derweil verbreitet ein neues Buch Skandalgeschichten über die Royals.
Am Freitag nutzte König Charles III. die lang erhoffte Chance, sich als Staatsmann mit Verantwortungsbewusstsein zu präsentieren. Bei der Eröffnungsrede zum COP-28-Klimagipfel in Dubai, die zu halten er eingeladen war, appellierte der britische Monarch an die versammelten Regierungen, endlich «mit echtem Verständnis für die Notsituation, in der wir uns befinden», ans Werk zu gehen.
Charles warnte die Delegierten, dass die Welt «alarmierende Kipppunkte» erreicht habe und himmelweit von einer Bewältigung der Klimakrise entfernt sei. Die Menschheit habe, mit der gleichzeitigen rapiden Veränderung aller Umweltbedingungen, ein «riesiges, beängstigendes Experiment» eingeleitet, das es der Natur unmöglich mache, die Schäden auszugleichen.
Seinen Zuhörern war vollkommen bewusst, was der König nicht sagte bei diesem Auftritt: Dass er zutiefst missbilligt, dass London just beschlossen hat, die Öl- und Gasförderung in der Nordsee auszuweiten, statt sie einzuschränken oder auf fossile Brennstoffe zu verzichten. Entsprechende Expansionspläne hatte Charles selbst vor kurzem in der Thronrede – der jährlichen Regierungserklärung – verlesen müssen.
Endspiel in der Familie
Unterdessen erwarten Charles, wenn er aus Dubai nach London zurückkehrt, neue Tumulte – diesmal im Kreis der Familie. Das diese Woche veröffentlichte Buch «Endgame» (Endspiel) des Autors Omid Scobie hat sich als wahre Breitseite gegen die Royals erwiesen, und gegen den König speziell. Unter anderem hat Scobie erklärt, es sei ihm zugetragen worden, dass Charles ganz und gar «untauglich» sei als Träger der Krone. Dem König falle es schwer, tagtäglich sein Amt auszuüben.
Über seinen nach Kalifornien abgewanderten Sohn Harry, der ihn seinerseits Anfang des Jahres attackiert hatte, habe Charles geschimpft, der Prinz sei «ein Narr», wenn er sich so gegenüber der Krone verhalte. Der König habe den Rest der Familie gewarnt, «vorsichtig» zu sein, wenn sie mit Harry sprächen, und «ihm nicht zu trauen», berichtet Scobie in seinem Buch.
Scobie, der in der Vergangenheit bereits über Harry und Meghan geschrieben hatte, werden gute Drähte zum Herzog und zur Herzogin von Sussex nachgesagt, wiewohl er bestreitet, seine Informationen direkt von den beiden abgedrifteten Familienmitgliedern zu haben. Nicht bezweifeln lässt sich jedenfalls, dass sich die Kluft zwischen Charles und Harry im Lauf des Jahres immer mehr vertieft hat.
Omid Scobie ist es gelungen, den ohnehin lädierten Familienzusammenhalt weiter zu beschädigen.
Monatelang soll es keinen Telefonkontakt gegeben haben, nachdem Harry schon zur Krönungsfeier seines Vaters allein anreiste und es vermied, ihn vor der Rückreise privat aufzusuchen. Erst jetzt soll sich der «verlorene Sohn», wie die BBC erfuhr, zum 75. Geburtstag des Königs wieder gemeldet haben – offenbar mit kleinen «Happy Birthday»-Videos seiner und Meghans Kinder, Archie und Lilibet.
Ob diese Videos die Kluft überbrücken und die Sussexes zu den Weihnachtsfeiern der Windsors auf Schloss Sandringham eingeladen werden, steht in den Sternen. Denn Omid Scobie ist es mit seiner Veröffentlichung in dieser Woche gelungen, den ohnehin lädierten Familienzusammenhalt weiter zu beschädigen.
Alter Vorwurf, neue Brisanz
So ist in «Endgame» davon die Rede, dass die Royals in London den Anschein einer «unsensiblen, rassistischen und finanziell verantwortungslosen» Familie erweckten. Insbesondere weiss Scobie zu berichten, dass gleich zwei Mitglieder der Familie sich vor der Geburt des kleinen Archie «besorgt» gezeigt hätten wegen der Hautfarbe des von Meghan erwarteten Kindes.
Diese Behauptung geht auf Meghans Auftritt in der Oprah-Winfrey-Show vor zwei Jahren zurück, als sie erklärte, die Besorgnis über Archies Hautfarbe sei «bei mehreren Gesprächen» mit ungenannten Royals zum Ausdruck gekommen. In der Folge schwächte Harry das zwar ab. Um «rassistische Äusserungen» habe es sich nicht wirklich gehandelt, meinte der Prinz. Nur um «unbewusste Vorurteile», wie er sie selbst einmal gehabt habe.
Vorsichtshalber nennt Scobie in der englischen Ausgabe die «besorgten» Windsors nicht beim Namen. In die niederländische und belgische Ausgabe flossen jedoch wundersamerweise die Namen der beiden Royals ein, um die es sich gehandelt haben soll: nämlich um den König selbst und um Wiliams Frau Kate, die Prinzessin von Wales.
Wie viel davon Harrys und Meghans Meinung ist: Darüber wird nun fröhlich spekuliert.
Am Freitag eilte Scobie in London von Interview zu Interview. Sein Buch findet reissenden Absatz, wie zu erwarten. Kate hüllt sich wie Charles in Schweigen. Empört melden sich immer mehr Monarchisten zu Wort, um die populäre Prinzessin in Schutz zu nehmen. Es sei «unerhört», dass Kate bei Scobie als Person abqualifiziert werde, die nichts anderes zu tun wisse, «als bei Fototerminen zu grinsen». William wird im Buch als «verdriesslich und missgünstig» abgetan.
Wie viel davon Harrys und Meghans Meinung ist: Darüber wird nun fröhlich spekuliert in Grossbritannien. Derweil hat es bereits ein Regierungsmitglied für nötig gehalten, den König zu verteidigen. Tom Tugendhat, Staatssekretär für Sicherheitspolitik, hat «die Würde und den Anstand Charles’ über so viele Jahre» herausgestrichen. Auf ein paar «dumme Gerüchte» könne man nicht viel geben.
Derweil ist man sich im Buckingham-Palast bewusst, dass sich Charles diesen Verdacht nicht leisten kann. Schliesslich neigen laut jüngsten Umfragen unter den 18- bis 24-Jährigen 40 Prozent einem gewählten Staatsoberhaupt zu und nur 37 Prozent der Monarchie. Am Freitag wollte man bei Hofe nicht ausschliessen, dass es zu Scobies Buch ein gerichtliches Nachspiel geben wird.
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