Reaktionen auf das TV-Duell«Trumps Auftritt war verheerend» – «TV-Sender wollte Harris helfen»
Was sagen US-Medien nach der Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump? Steht nun ein Sieger fest? Erste Einschätzungen und Umfrageergebnisse.
Zu Beginn ihres ersten persönlichen Aufeinandertreffens im National Constitution Center in Philadelphia ging Kamala Harris beherzt auf Donald Trump zu und gab ihm die Hand. Der Republikaner erwiderte den Gruss kurz, dann war es vorbei mit der Freundlichkeit: 90 Minuten lang lieferten sich die beiden Rivalen im Rennen um die US-Präsidentschaft vor einem Millionenpublikum ein hart geführtes TV-Duell, gespickt mit gegenseitigen Angriffen und Sticheleien (die Highlights in Kürze finden Sie hier). Doch wer hat nun das Duell gewonnen? Die US-Medien sind sich (fast) einig.
CNN: «Trumps Auftritt war verheerend»
«Kamala Harris hatte schon beim Betreten der Bühne gewonnen», sagte CNN-Politkommentator Chris Wallace, ehemaliger Fox-Moderator, in einer ersten Videoeinschätzung nach dem TV-Duell. Er hätte nicht gedacht, dass die Debatte für Trump genauso verheerend ausgehen würde wie das erste Duell im Juni für Joe Biden. Ob Abtreibung, Sturm auf das Capitol oder das Thema nationale Sicherheit: Harris habe Trump bei so gut wie jedem Thema in Bedrängnis gebracht. Auch bei der Körpersprache der beiden Debattierenden habe Harris gepunktet: Sie habe gelacht, zum Publikum geredet und selbstbewusst gewirkt, während Trump eine wütende Ausstrahlung gehabt habe und sich in Diskussionen mit den Moderatoren verstrickt habe.
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Fox: «Harris braucht nach diesem Auftritt keine zweite Debatte mehr»
«Donald Trump bekam die schwierigeren Fragen als Kamala Harris – aber er verpasste mehr Chancen», sagte Fox-Moderatorin Dana Perino nach dem Duell. Einen guten Eindruck von Trumps Auftritt habe man nur, wenn man seine erste Antwort zur US-Wirtschaft und seine letzte Antwort im Duell anschaue. Perino sei überrascht, dass Harris’ Team bereits ein zweites Duell vorgeschlagen habe. Denn nach dieser Debatte habe sie dieses gar nicht mehr nötig. Harris’ Team sei nun in einer komfortablen Ausgangslage. Co-Kommentatorin Laura Ingraham kontert: «Wir wissen alle, dass das Ziel von ABC News war, Kamala Harris heute Abend zu helfen.»
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New York Times: «Uneingeschränkter Erfolg für Harris»
«(…) Innerhalb von Minuten, stieg er (Trump) von einer Diskussion über Zölle zu einer Beschreibung von Immigranten ab – wozu er den ganzen Abend über immer wieder zurückkehrte – was nur als eine Form selbstbezogener Hysterie beschrieben werden kann.
Den ganzen Abend über schaffte Harris immer wieder etwas zu tun, was Biden nicht gelungen war, als er sich um eine Wiederwahl bewarb: Trump auf eine Art zu provozieren, die entblösste, dass er Lügen und wilde Fantasien verspritzt.
Die Debatte war ein uneingeschränkter Erfolg für Harris, nicht nur, weil sie in der Lage war, sich selbst und ihre Pläne zu definieren, sondern auch, weil sie es schaffte, ein paar Knöpfe bei Trump zu drücken und ihn dazu zu bringen, sein wahres Ich zu zeigen.»
Washington Post: «Trump war fast den ganzen Abend in der Defensive»
«Harris hat sich einer bedeutsamen Zahl von US-Bürgern vorgestellt. Trumps Job war es, sie zu diskreditieren. Harris war klar und eindringlich, und ich denke, dass sie viele noch unentschlossene Wähler davon überzeugen konnte, dass es zumindest vollkommen sicher ist, sie zu wählen – und wahrscheinlich hat sie einige von ihnen direkt für sich gewonnen. Trump war fast den ganzen Abend in der Defensive. Er konnte keinen klaren Angriff auf Harris formulieren, weil er immer noch davon besessen war, Biden zu attackieren.
Trumps Geniestreich bestand in früheren Debatten darin, seine Gegner in die Defensive zu treiben. Harris drehte den Spiess um und brachte ihn über nahezu die gesamte Nacht in die Defensive. Sie blieb ruhig. Er wurde immer wieder wütend. Sie sah entspannt aus. Er wirkte unglücklich und, gelegentlich knurrend, verärgert. Fazit: Harris musste sich akzeptabel machen für unentschiedene Wähler. Das hat sie getan.»
Politico: «Trump biss an – immer und immer wieder.»
«Kamala Harris warf den Haken aus. Und Donald Trump biss an – immer und immer wieder. Im ersten direkten Aufeinandertreffen der beiden Präsidentschaftskandidaten verspottete sie ihn wegen seiner Zuschauermenge, seiner früheren Konkurse, seines geerbten Reichtums und vielem mehr. Indem sie sich über Trumps Statur auf der Weltbühne lustig machte, behauptete Harris, dass die führenden Politiker der Welt über ihn lachen – ein Seitenhieb, der direkt auf seine persönlichen Unsicherheiten abzielte.
Im Ergebnis geriet Trump in die Defensive – und kämpfte damit, Treffer zu erzielen, selbst als die Diskussion mit Themen wie Einwanderung und Wirtschaft auf ein für ihn freundlicheres Territorium überging.
Die ersten Wortwechsel gaben schnell den Ton für die mit Spannung erwartete Debatte vor, in der Harris bei einer Reihe von Themen das Kommando übernahm. Während Trump anfangs besonnen und gefasst wirkte – was an seine Konfrontation mit Präsident Joe Biden erinnerte – wirkte er zunehmend frustriert, als Harris ihn mit Nadelstichen traktierte.»
BBC: «Debatte ist zugunsten der Vizepräsidentin ausgegangen»
In den hitzigen 90 Minuten brachte Harris den ehemaligen Präsidenten immer wieder mit persönlichen Angriffen aus der Fassung, brachte ihn von seiner Botschaft ab und erhöhte die Temperatur dieses mit Spannung erwarteten Wahlkampfs. Harris’ gezielte Sticheleien gegen die schwindende Teilnehmerzahl an Trumps Wahlkampfveranstaltungen, sein Verhalten während der Capitol-Unruhen und gegen die Beamten seiner Regierung, die inzwischen zu lautstarken Kritikern seiner Kampagne geworden seien, hätten Trump wiederholt in die Defensive gebracht. «Wenn es bei Debatten darum geht, welcher Kandidat seine Stärken am besten ausspielt und seine Schwächen verteidigt oder ausblendet, dann war das Ergebnis am Dienstagabend zugunsten des Vizepräsidenten ausgefallen», so die Einschätzung eines BBC-Korrespondenten.
Spiegel: «Die Überlegene»
«Man kann es zurückhaltend formulieren: Sie hat das wahrscheinlich um einiges besser gemacht, als viele von ihr erwartet haben. Aber man kann es auch so sagen: Kamala Harris hat das gut gemacht. Sie, die Kandidatin der Demokraten, 59 Jahre alt, amtierende US-Vizepräsidentin, hat die Fernsehdebatte gegen den Ex-Präsidenten Donald Trump, 78 Jahre alt, mit Bravour absolviert.»
«Sie attackierte ihren politischen Gegner versiert. Brachte ihm rhetorisch mindestens Schmisse bei. Harris schaffte es in diesen fast zwei Stunden, in denen Millionen Menschen gebannt auf ein nachtblaues Podium in einem zum Fernsehstudio umgebauten Konferenzzentrum starrten, sich als die Überlegene zu präsentieren. Als die seriösere Kandidatin.»
Was sagen die Umfragen?
Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin wird in einer Zuschauerbefragung nach dem TV-Duell positiver wahrgenommen als ihr republikanischer Kontrahent Donald Trump. 45 Prozent der Befragten äusserten eine wohlwollende Meinung über Harris, Donald Trump kommt auf 39 Prozent. Dies geht hervor aus einer Befragung registrierter Wähler, die das TV-Duell gesehen haben. Die Erhebung wurde von einem Umfrageinstitut für mehrere US-Medien wie den Fernsehsender CNN durchgeführt.
44 Prozent der befragten Zuschauer standen Harris nach dem TV-Duell nicht wohlwollend gegenüber, 51 Prozent der Befragten gaben Trump eine nicht wohlwollende Bewertung.
Bei einem Einzelaspekt hatte Trump allerdings die Nase deutlich vorn: 55 Prozent der Befragten denken, dass Trump mehr Wirtschaftskompetenz hat als Harris, die auf 35 Prozentpunkte kommt.
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82 Prozent der Befragten gaben an, dass das TV-Duell keinen Einfluss auf ihre Wahl im November haben werde.
Mit Material der Nachrichtenagentur DPA
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