Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Smartphones im Strassenverkehr
Handys erhöhen das Unfallrisiko beim Gehen – sind Verbotszonen die Lösung?

Woman surfing the net while drinking coffee outdoors.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Expertinnen raten Fussgängern, das Handy beim Gehen nicht zu benutzen.
  • Kanadische Forschende stellten eine erhöhte Unfallgefahr beim Handygebrauch fest.
  • Fussgänger ohne Smartphones waren laut Studie aufmerksamer im Verkehr.
  • Vorschläge zur Unfallvermeidung umfassen längere Grünphasen und Handywarnungen.

Das Mobiltelefon hat ein wenig von seiner Strahlkraft als Watschenmann für alles Übel dieser Welt eingebüsst. Spekulationen, dass es Hirn- oder Ohrenkrebs auslösen kann, haben sich bisher nicht bestätigt, und seit Mama, Papa, Oma und Opa mindestens so oft darauf herumwischen und drücken wie der Nachwuchs, ist die erzieherische Mahnung zur Handyabstinenz kaum noch glaubwürdig.

Lärmbelästigung? In Bussen und Bahnen sind es mittlerweile fast immer die Seniorinnen und Senioren, die den Klingelton nicht stummschalten und den Lautsprecher anlassen, sodass alle Fahrgäste den schreienden Sprecher und auch seinen Gesprächspartner ertragen müssen.

Für aktive Verkehrsteilnehmende ist die Handynutzung sowieso mit erheblichen Gefahren verbunden. Im Auto erhöht allein der Griff der Fahrerin zum Mobiltelefon die Unfallgefahr um das Fünffache. Wer während der Fahrt Nachrichten schreibt oder liest, steigert das Risiko für einen Crash gar um das Zehnfache. Auch für Fussgänger lauern diverse Gefahren, wie Forschende aus Kanada nun zeigen. Die Wissenschaftler der University of British Columbia belegen im Fachmagazin «Accident Analysis and Prevention», dass die Risiken für Unfälle und Beinahe-Unfälle um 45 Prozent steigen, wenn im Gehen Nachrichten geschrieben oder gelesen werden oder das Handy anderweitig genutzt wird.

Ohne Handy in der Hand trifft man sicherere Entscheidungen

Die Forschenden um Tarek Sayed werteten für ihre Analyse die Aufnahmen von Überwachungskameras aus, die an stark frequentierten Kreuzungen in Vancouver gemacht wurden. Dabei zeigte sich, dass durch das Handy abgelenkte Fussgängerinnen seltener auf ihre Umgebung achteten, ihre Geschwindigkeit und ihren Weg zumeist nicht an die Erfordernisse anpassten und deshalb im Gewusel der Grossstadt weniger sicher waren. Auf plötzliche Gefahren zu reagieren und im Zweifel auch vor einem Zebrastreifen stehen zu bleiben, gelang ihnen weniger gut.

«Jene Fussgänger, die nicht durch das Handy abgelenkt waren, trafen hingegen sicherere Entscheidungen im Strassenverkehr», sagt Verkehrsexperte Sayed. «Sie hielten grösseren Abstand zu den Fahrzeugen und passten sich und ihr Verhalten insgesamt besser an den Verkehr an.» Immerhin beobachteten die Forschenden, dass sich auch etliche Autofahrer umsichtiger verhielten, sobald sie durch das Handy abgelenkte Fussgängerinnen sahen: Sie gingen häufiger vom Gas und erkannten offenbar, dass sie eher mit unvorhersehbaren Bewegungen zu rechnen hatten.

Die Ergebnisse der kanadischen Forschenden könnten dazu genutzt werden, heikle Verkehrssituationen zu entschärfen. So sei es denkbar, die Grünphase für Fussgänger an Ampeln zu verlängern oder mit Audiosignalen auf besondere Risikoorte in der Stadt aufmerksam zu machen. Womöglich könnten sogar Warnmeldungen auf das Handy geschickt werden, um auf gefährliche Kreuzungen hinzuweisen.

Denkbar seien auch eng umgrenzte Handyverbotszonen, wenn sich die Unfallgefahr dort nicht anders verringern lasse. Da sich Menschen aber ungern von Verboten reglementieren lassen, könnten Stadtplaner auch die Fussgängerüberwege leicht über das Strassenniveau erhöhen, so die Wissenschaftler. Dann seien etliche Passanten zwar immer noch abgelenkt, wenn sie ihr Handy nutzten – würden dabei aber im Überlebenskampf in der Grossstadt immerhin besser gesehen werden.

Newsletter
Celsius
Erhalten Sie die wichtigsten Hintergründe und Analysen rund um Klima und Wetter.

Weitere Newsletter