Hamas-Versteck unter Gaza-SpitalIsrael zeigt Tunnel-Video: «Liebe Welt, ist das Beweis genug?»
Israels Armee ist nach eigenen Angaben fündig geworden: Unter dem Al-Shifa-Spital in Gaza-Stadt befinden sich Militäranlagen und Wohnräume der Terroristen.
Die israelische Armee zeigt auf X, ehemals Twitter, ein Video aus einem Tunnel, den die Hamas beim Al-Shifa-Spital in Gaza-Stadt genutzt haben soll. In der neunminütigen Aufnahme führt Daniel Hagari, Chefsprecher der israelischen Armee, mit einer Taschenlampe durch die Tunnelanlage mit Bunkern. Das Video erscheint mit der Frage: «Liebe Welt, ist das Beweis genug?» Die mutmassliche Militäreinrichtung der Hamas sollen die Israelis durch einen Aussenschacht auf dem Gelände des Spitals entdeckt haben.
Bei seiner Videotour durch den Tunnel zeigt Armeesprecher Hagari zunächst eine kleine Küche, ein Badezimmer mit Toilette und Waschbecken, danach einen grösseren Raum, der möglicherweise für Besprechungen und als Kommandoposten genutzt worden ist. Derselbe Raum verfügt über eine Klimaanlage und zwei Metallbetten. In einer anderen Videosequenz ist ein Tunnel zu sehen, der an einer «explosionssicheren Tür» endet.
«Die Terroristen sind längst geflüchtet, weil sie wussten, dass wir kommen», sagt Armeesprecher Hagari.
Nach Darstellung der israelischen Armee ist das Tunnel-Video ein Beweis, dass Hamas-Terroristen das Al-Shifa-Spital mit seinen Patienten und seinem Personal als Schutzschild missbraucht haben. Die Hamas-Terroristen, die sich in diesem Bereich des Tunnelsystems aufgehalten haben sollen, haben nichts hinterlassen. Die Räume sehen unbenutzt aus. «Sie sind längst geflüchtet, weil sie wussten, dass wir kommen», sagt Armeesprecher Hagari im Video.
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Der Tunnel ist schätzungsweise zwei Meter hoch und knapp einen Meter breit. Bei einer Gruppe von Menschen müssen diese in Einerkolonne den schmalen Tunnel durchschreiten. Das mit Bögen versehene Bauwerk im Untergrund ist mit Stein und Beton ausgekleidet. Der Tunneldecke entlang hängen Stromkabel, die laut Hagari an das Stromnetz des Spitals angehängt sind. Wie die anderen Angaben lassen sich auch diese Information nicht unabhängig überprüfen.
Tunnel führen zu Wohnhäusern oder Moscheen
Im Video spricht Hagari von einem über 300 Meter langen Tunnel, der über das Al-Shifa-Spitalgelände hinaus in Stadtgebiete führt, die vor dem Krieg bewohnt waren. Höchstwahrscheinlich endet der Tunnel laut Hagari bei einem Wohnhaus, einer Moschee oder einem Kindergarten. Das wäre ihm zufolge auch typisch für das Tunnelsystem der Hamas, das sich als weitverzweigtes Netzwerk im Gaza-Untergrund erstreckt. Wichtige Hamas-Tunnel sollen derart tief im Boden gebaut worden sein, dass sie den Luftangriffen Israels standhalten können. Im Weiteren soll es Tunnel geben, wo auch Fahrzeuge durchkommen.
Vor der Veröffentlichung des Videos hatte Israels Armee eine Gruppe ausländischer Journalisten zu einer Tour durch das mutmassliche Hamas-Versteck unter dem Al-Shifa-Spital eingeladen. Anlässlich dieser Besichtigung präsentierten die Medienleute der Armee auch Waffen, die sie in der Klinik und in ihrem Umkreis gefunden habe. Darunter waren Dutzende Sturmgewehre vom Typ AK-47, etwa 20 Granaten und mehrere Drohnen. Und das ist laut Hagari nur eine kleine Auswahl der sichergestellten Waffenmenge.
Für die ausländischen Journalisten galten strikte Regeln, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AP berichtete. Bei der vierstündigen Führung durften sie den Konvoi des israelischen Militärs nicht verlassen. Zudem mussten sie ihre Beiträge vor der Veröffentlichung dem Militär vorlegen. Ausländischen Journalisten ist es derzeit nicht möglich, auf andere Weise Zugang zum Gazastreifen zu bekommen und über den Krieg zu berichten.
Direktor und Ärzte des Al-Shifa-Spitals festgenommen
Schon am letzten Sonntag hatte die israelische Armee mitgeteilt, dass sie einen 55 Meter langen Tunnel in zehn Metern Tiefe unter der Al-Shifa-Klinik sowie ein Waffenlager gefunden habe. Israels Armee ist überzeugt, dass sich unter dem Spitalkomplex in Gaza eine Kommandozentrale der Hamas befindet respektive befand. Diese Überzeugung wird von den US-Geheimdiensten gestützt.
Sowohl die Terrororganisation als auch das Al-Shifa-Spital haben diesen Verdacht stets zurückgewiesen. Inzwischen haben israelische Soldaten den Direktor des Spitals und mehrere leitende Ärzte festgenommen. Sie sollen befragt werden.
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«Das Al-Shifa-Spital ist das grösste Spital in Gaza, und hier befindet sich auch die grösste Terroranlage der Hamas», sagte Armeesprecher Hagari vor den Medien. Von hier aus hätten Hamas-Kommandanten Raketen nach Israel abgefeuert. Das am Mittwoch verbreitete Armeevideo zeigt den bislang bedeutendsten Fund eines Hamas-Tunnels unter dem Al-Shifa-Spital. Es werde noch viel mehr zu sehen sein, liessen die israelischen Streitkräfte verlauten.
Seit dem Beginn der Bodenoffensive vor dreieinhalb Wochen haben die Israelis laut eigenen Angaben rund 400 Tunnelschächte der Hamas zerstört. Teilweise setzten sie auch Meerwasser ein, um die unterirdischen Labyrinthe zu fluten. Das zeigen in den sozialen Medien verbreitete Armeevideos.
Die eigentliche Kommandozentrale der Hamas befinde sich in Khan Younis im Süden des Gazastreifens, sagte Ehud Olmert, Ex-Premier Israels.
Israel ist wegen seiner Kriegsführung in Gaza, insbesondere seiner Angriffe auf das Al-Shifa-Spital, international heftig in die Kritik geraten. Deswegen steht seine Armee unter starkem Rechtfertigungsdruck. Videos und Bilder von Hamas-Tunneln sollen diesen Druck auf Israels Regierung zumindest mildern.
Die eigentliche Kommandozentrale der Hamas befinde sich in Khan Younis im Süden des Gazastreifens, sagte Ehud Olmert, ein Ex-Premier Israels, kürzlich in einem Interview mit Euronews. Israel sei also noch nicht zum Kern seiner Operationen gegen die Hamas vorgedrungen. Israels Regierung hat längst angekündigt, dass die Bodenoffensive auf den Süden Gazas ausgeweitet werde.
Doch vorerst soll eine mehrtägige Feuerpause gelten. Nach jüngsten Angaben der katarischen Vermittler beginnt sie diesen Freitag um 6 Uhr (MEZ). Am Nachmittag soll die Hamas eine erste Gruppe von 13 Geiseln freilassen.
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