Israels Armeesprecher Daniel HagariEr sagt manchmal viel, indem er nichts sagt
Seit dem Hamas-Massaker tritt Daniel Hagari jeden Tag vor die Kameras. Er wird von den Medien als das Gesicht des Krieges bezeichnet. Wer ist der Mann?
Er war der Erste, der am 7. Oktober in der Öffentlichkeit auftrat. Daniel Hagari musste den Israelis erklären, was sich wenige Stunden zuvor an der Grenze zum Gazastreifen ereignet hatte: dass Hamas-Terroristen den Grenzzaun durchbrochen, ein Blutbad angerichtet und Dutzende Menschen entführt haben. Seit mehr als fünf Wochen spricht er für die israelische Armee und gibt deren Sicht auf den Krieg an die Öffentlichkeit weiter. Der hagere Mann wirkt immer etwas steif und getragen, was auch daran liegt, dass er oftmals vorbereitete Texte abliest. Der 47-Jährige zeigt nur selten Emotionen.
Wer seine Vita nicht kennt, würde nicht darauf kommen, dass Hagari Philosophie studiert hat. Er hat an der Tel-Aviv-Universität seinen Abschluss gemacht und danach noch Diplomatie und Sicherheit studiert. Hagari tat dies neben seiner militärischen Karriere, was in Israel kein ungewöhnlicher Weg ist. Denn die Armee ermöglicht jungen Leuten, die sie gerne in ihren Diensten halten will, zusätzlich zum Militärdienst eine universitäre Ausbildung.
Karriere in der israelischen Marine
Er diente die meiste Zeit in der Marine, Hagari wurde Kampfschwimmer. In der Eliteeinheit Shayetet 13 wurde er Kommandant. 2012 wechselte er erstmals in die Armeeführung und wurde der Büroleiter von Benny Gantz, damals Generalstabschef der israelischen Armee. Bei Gantz’ Nachfolger Gadi Eisenkot arbeitete er drei Jahre lang als Assistent, ehe er im Jahr 2019 zur Marine zurückkehrte. Er wurde zum Flottillenadmiral befördert und war zuletzt Chef der israelischen Marine-Operationen.
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Gantz und Eisenkot gingen nach ihrer militärischen Laufbahn in die Politik, Gantz wurde Verteidigungsminister und gehört nun, obwohl er mit seiner Partei der nationalen Einheit in der Opposition sitzt, dem Kriegskabinett von Regierungschef Benjamin Netanyahu an. Auch Eisenkot ist Teil der Notstandsregierung, die nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober gebildet wurde.
Bestens vernetzt und sehr verschwiegen
Diese persönlichen Verbindungen sind für den gut vernetzten Hagari von Vorteil, der mehr über die Hintergründe der Militäroperation im Gazastreifen weiss, als er sagen darf. Hagari ist seit langem der erste Armeesprecher, der keine Erfahrung im Journalismus oder in Kommunikationsberufen mitbringt. Hagari gilt auch als verschwiegen, wenn es um sein Privatleben geht. Sehr viel mehr als die Tatsache, dass er verheiratet ist und vier Kinder hat, ist über ihn nicht in Erfahrung zu bringen.
In die Politik hat Hagari sich bisher nur einmal eingemischt. Im Sommer kritisierte er ein auch von einigen Ministern verbreitetes Video, in dem der politische Protest von Reservisten gegen die Justizreform als Verrat an den Kameraden dargestellt wurde. Dabei hatte Hagari bei seiner Amtseinführung im März versprochen, die Politik aus Militärbelangen rauszuhalten. Spätestens seit Kriegsbeginn ist klar, dass sich das nicht verwirklichen lässt.
Eine Antwort und eine klare Ansage
Als er in einem Medienbriefing zur Kontroverse um Premier Netanyahu befragt wurde, musste Hagari Stellung beziehen. Dieser hatte den Sicherheitsdiensten – und damit auch der Armee – vorgeworfen, ihn nicht rechtzeitig über die Pläne der Hamas informiert zu haben. Der Offizier antwortete auf die Frage, warum der Premier die Streitkräfte beschuldigte: «Ich werde diese Frage nicht beantworten. Wir befinden uns mitten in einem Krieg und konzentrieren uns auf den Krieg.»
Aber auch das war eine Antwort und eine klare Ansage. Denn Netanyahu wurde genau das dann öffentlich vorgeworfen, sich eben nicht auf den Krieg zu konzentrieren, sondern darauf, jemand anderem die Schuld zuzuschieben. Innerhalb des Militärs wird Hagari geschätzt, weil er als einer der Ihren gilt, der nun die Sicht der Armee nach aussen kommuniziert.
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