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Krieg in Gaza
Hamas-Zentrale unter Spital? Gebiet um Shifa-Klinik wird zum Schlachtfeld

A wounded Palestinian is carried into the al-Shifa hospital following Israeli airstrikes on Gaza City, Thursday, Oct. 26, 2023. (AP Photo/Abed Khaled)
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Die Kämpfe um Gaza-Stadt toben mit gnadenloser Härte. Am Wochenende ist auch die Umgebung des Shifa-Spitals zum unmittelbaren Kriegsgebiet geworden. Hunderte Patienten werden im grössten Spital des palästinensischen Küstenstreifens versorgt, zudem hatten sich Tausende Schutzsuchende auf das Gelände geflüchtet. In Tunneln unter dem Spital vermutet Israels Armee allerdings ein Hauptquartier der Hamas. Ein Angriff auf das Gelände könnte die Hamas also entscheidend schwächen – allerdings würde er Israel auch heftiger internationaler Kritik aussetzen. Rund um das Shifa-Spital wird deshalb nicht nur auf Leben und Tod gekämpft, sondern auch um die öffentliche Meinung.

Spitäler gehören nach humanitärem Völkerrecht zu zivilen Einrichtungen, die im Krieg nicht beschossen werden dürfen. Das Vordringen der israelischen Armee hat also sofort Alarm ausgelöst: «Es gibt laufend Luftangriffe», berichtete am Sonntag ein Arzt aus dem Spital im Fernsehsender al-Jazeera. Der Klinikdirektor Mohammed Abu Salmija sagte der Nachrichtenagentur AP, die israelischen Truppen «schiessen auf jeden draussen und im Innern des Spitals». Aus dem Gesundheitsministerium in Gaza hiess es, die Klinik sei vollständig belagert, Patienten und Personal seien eingeschlossen.

People stand outside the emergency ward of Al-Shifa hospital in Gaza City on November 10, 2023, amid ongoing battles between Israel and the Palestinian Hamas movement. Heavy fighting was raging near Al-Shifa hospital, with Israel saying it had killed dozens of militants and destroyed tunnels that are key to Hamas's capacity to fight. Israel launched an offensive in Gaza after Hamas fighters poured across the heavily militarised border on October 7, killing 1,400 people, mostly civilians, and taking around 240 hostages. (Photo by Khader Al Zanoun / AFP)

Israels Armeesprecher Daniel Hagari dagegen verbreitete eine ganz andere Version der Ereignisse. Er sprach von «Lügen» und «falschen Berichten», gezielt gestreut von der Hamas mit dem Ziel, die Menschen von einer Flucht abzuschrecken, um sie weiter als lebende Schutzschilde missbrauchen zu können. Die Klinik werde nicht belagert, sondern es gebe «an der Ostseite des Spitals einen sicheren Weg» für alle, die das Gelände verlassen wollten. Hagari kündigte an, dass Israels Armee auch bereit sei, zu helfen, Babys aus dem Shifa-Spital in eine andere, sichere Klinik zu bringen. «Wir bekämpfen nur Terroristen, die es darauf abgesehen haben, den Kampf direkt neben dem Spital zu führen.»

Tatsächlich gilt ein Spital nach dem Völkerrecht nicht mehr als ziviles Objekt, wenn eine Kriegspartei dort ein Waffenlager anlegt oder Raketen abschiesst. Verlangt wird allerdings, dass im Falle eines Angriffs die Verhältnismässigkeit gewahrt werden müsse. Das ist ein dehnbarer Begriff. Israel hat schon vor einiger Zeit Fotos und weiteres Material präsentiert, mit deren Hilfe belegt werden soll, dass der Untergrund der Klinik als Kommandozentrale genutzt werde.

Wachsende Kritik an Israels Kriegsführung

Mehr als fünf Wochen nach dem Massaker der Hamas (lesen Sie hier den Text über den Mann, der ein Video mit den Massakern zusammenschnitt) mit 1200 Toten wird ohnehin die Kritik an Israels Kriegsführung lauter. Im Gazastreifen steigt die Zahl der Opfer schnell. Nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums wurden mehr als 11’000 Palästinenser getötet, zwei Drittel davon Frauen und Kinder. Die UNO übernimmt diese Zahlen.

US-Aussenminister Antony Blinken rief Israel nun dazu auf, mehr zum Schutz von Zivilisten zu tun. «Viel zu viele Palästinenser wurden getötet, viel zu viele haben gelitten», erklärte er. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte eine Waffenruhe.

Die israelische Regierung will keine Waffenruhe

In Israel will man von solch einer Forderung nichts wissen. Als Ziel wurde die Vernichtung der Hamas ausgegeben, und das kann nach Einschätzung der Armee Monate, vielleicht sogar Jahre dauern. Aber die Kritik, die nun auch aus dem Kreis der Verbündeten kommt, führt Israels Führung vor Augen, dass die bislang zugesagte Unterstützung kaum auf Dauer gesichert sein kann.

Premierminister Benjamin Netanyahu kämpft mit markigen Worten gegen jede Kritik an. Macron warf er einen «schweren Fehler» vor, «faktisch und moralisch». Die Verantwortung für das Leid der Zivilisten in Gaza liege «bei der Hamas, nicht bei Israel», erklärte er. Mit Genugtuung wurde dann in Israel registriert, dass Macron am Sonntag bei Präsident Isaac Herzog anrief, um zu versichern, er habe Israel nicht eines absichtlichen Bombardements von Zivilisten beschuldigen wollen.

«Unser Kampf ist euer Kampf.»

Israels Premier Benjamin Netanyahu

Zudem versucht Netanyahu, eine gemeinsame Front aufrechtzuerhalten. «Unser Kampf ist euer Kampf», sagte er. Vereint müsse man sich dem vom Iran gesteuerten Terror entgegenstellen. Doch auch ohne internationale Unterstützung, so erklärte er, werde man sich nicht vom Kurs abbringen lassen: «Wenn nötig steht Israel fest auch gegen die ganze Welt.»