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Impf-Chaos im Ski-Weltcup
Gut-Behrami lässt sich nun doch impfen – ist es zu spät?

Im letzten Winter erhielt Lara Gut-Behrami die Kugel für die beste Super-G-Fahrerin. Nun hofft sie, dass die Impfung noch rechtzeitig kam, um den Auftakt in ihrer Lieblingsdisziplin nicht zu verpassen. 
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Es war in Sölden, Saisonstart Ende Oktober. Ein etwas schummriger Raum an der Hauptstrasse. Auf der anderen Seite das Hotel, in dem die Schweizer Skifahrerinnen einquartiert sind. Die Fenster sind geöffnet, doch die frische Luft bleibt chancenlos im Kampf gegen den abgestandenen Zigarettenrauch. Athletin um Athletin setzt sich an den Tisch mit den Journalisten, der Cheftrainer auch, Beat Tschuor. Alle sind sie ohne Maske gekommen.

Im Skizirkus gilt für alle die 3-G-Regel, mehr als 90 Prozent der Schweizer Alpinen sind gemäss Swiss-Ski-Direktor Walter Reusser geimpft, zudem werden sie regelmässig getestet. Dennoch ist vom internationalen Skiverband FIS für Medientreffen eine Maskenpflicht vorgesehen.

So gesehen könnte Lara Gut-Behrami an diesem Tag als Vorbild herhalten, hat sie Mund und Nase doch als Einzige bedeckt und sorgt sie dafür, dass sich auch alle in ihrem Umfeld hastig eine Maske überziehen. Weil aber nach dem kurzen Gespräch, in dem sich die 30-Jährige einsilbig gibt, durchsickert, dass sich die Tessinerin im Sommer schwertat mit dem Thema Impfen und keinen Anlass sah, sich piksen zu lassen, bekommt der Auftritt eine andere Wendung.

Reicht es noch für Nordamerika?

Bald kommt die Frage auf, ob sie, die in dieser Saison wieder Aussichten haben dürfte auf den Sieg im Gesamtweltcup, tatsächlich ungeimpft in diesen Winter startet. Sie würde dadurch den Riesenslalom im US-amerikanischen Killington Ende November verpassen sowie die ersten drei Speedrennen des Winters im kanadischen Lake Louise. Denn wie Kanada lassen auch die USA ab kommendem Montag nur noch doppelt geimpfte Personen ins Land – für Sportlerinnen gibt es keine Ausnahme.

Auch an die Olympischen Spiele in Peking im kommenden Februar wird nur ohne Restriktionen reisen können, wer vollständig geimpft ist. Alle anderen – ob Athletinnen oder Betreuer – müssten sich in dreiwöchige Quarantäne begeben. Das ist für Wintersportler mitten in der Saison ein absurdes und schlicht unmögliches Szenario. Es bleibt damit nur eine Alternative: die Impfung.

Nun ist Gut-Behrami, die dieser skeptisch gegenübersteht, offenbar zum Entschluss gekommen, sich doch noch impfen zu lassen. Eine gut unterrichtete Quelle bestätigt gegenüber dieser Zeitung eine entsprechende Meldung des «Blick», wonach die Tessinerin bislang eine Impfdosis verabreicht bekommen hat. Allerdings wird es knapp mit den Rennen in Nordamerika, erhält eine Person doch erst zwei Wochen nach der zweiten Impfung den Status «vollständig geimpft». Bereits nächste Woche aber fliegen die ersten Schweizerinnen ins Trainingscamp nach Kanada, andere wiederum werden erst rund drei Tage vor dem Rennen in Killington abreisen, wie Swiss-Ski-Direktor Reusser sagt.

Drei Chancen auf viele Punkte

Verpasst Gut-Behrami Rennen, verpasst sie auch grosse Chancen. Denn nach dem Riesenslalom in den USA stehen in den kanadischen Rocky Mountains zwei Abfahrten und ein Super-G auf dem Programm, Disziplinen, in denen sie zu den Favoritinnen zählt – auch wenn die Piste in Lake Louise nicht zu ihren liebsten gehört. Drei Chancen auf viele Punkte, die vielleicht noch wichtig werden könnten, sollte sie tatsächlich auch in diesem Jahr um den Sieg im Gesamtweltcup kämpfen können.

Diesen verfehlte sie im letzten Winter knapp. Petra Vlhova, die Technikerin mit dem kompromisslosen Fahrstil, gewann die grosse Kristallkugel. Auch, weil Gut-Behrami durch den Kalender benachteiligt war, der deutlich mehr Technik- als Speedrennen vorsah. Auf diese Saison hin wurde das angepasst, steht es diesbezüglich 18:18. Nun wäre es reichlich absurd, würde Gut-Behrami, die im vergangenen Winter zu den grossen Kritikerinnen dieser Ungerechtigkeit gehörte, ausgerechnet selbst für ihren eigenen Nachteil sorgen, weil sie zu spät umdachte.

Ungeimpfter Kryenbühl kritisiert die FIS scharf

Sich impfen zu lassen, steht auch im Skisport jedem frei. Ungeimpfte schaden in erster Linie sich selbst, weil sie Rennen und damit Möglichkeiten auf Preisgeld und Punkte vergeben. Auf der anderen Seite repräsentieren sie aber auch den Schweizer Verband und dessen Sponsoren, die damit auf wichtige Auftritte verzichten müssen. Dennoch sagt Reusser, dass es weder vom Verband noch von dessen Sponsoren Druckversuche auf Athleten gegeben habe – auch gibt es keinerlei Einschränkungen für entsprechende Sportlerinnen.

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Zu einzelnen Athletinnen und deren Impfstatus nimmt Reusser indes keine Stellung, «es ist ihnen selbst überlassen, ob sie sich dazu äussern. Einige wollen das, andere nicht.» Gut-Behrami verzichtet darauf. Offener dagegen ist Urs Kryenbühl. Auf Instagram schreibt der Abfahrer: «Ich habe für mich persönlich die Entscheidung getroffen, zurzeit auf eine Impfung zu verzichten. Da ich vor ein paar Monaten eine Coronainfektion durchlief und gut überstand, gelte ich nun als genesen. Leider reicht dies nicht aus, um in Kanada einreisen zu können. Dies ist ein harter Schlag und ein Stich in mein Rennfahrerherz.»

Dann teilt der Schwyzer gegen den Weltverband FIS aus: Er sei von ihm enttäuscht, weil dieser «keinerlei Absichten hegt, die Rennen an einem anderen Ort durchzuführen, und dies, obwohl bereits Ersatzorte gefunden wurden». Nur haben auch der amerikanische und der kanadische Verband das Recht auf die Durchführung ihrer Rennen. Kryenbühl wird in Lake Louise fehlen. Wie auch Ralph Weber. Gemäss «skinews.ch» werden sie aber in der Woche darauf in Beaver Creek antreten können, weil sie bereits diesen Sonntag, also vor Einführung der strengeren Einreisebestimmungen, in die USA fliegen, um diese zu umgehen. Sie sind damit knapp vier Wochen vor den Rennen in Amerika – und das auf eigene Kosten und ohne einen Coach.

Fehlen wird in Nordamerika gemäss «Blick» auch Jasmina Suter, die sich nicht impfen liess.

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